Einen ehrgeizigen Terminplan, vor allem aber auch die Kosten im Blick, will Oberbürgermeister Wolfgang Griesert sich nicht mehr von Dritten vorgeben lassen, wann und wie es am Neumarkt weitergeht. Bereits zu den Sommerferien soll es losgehen – zwischenzeitliche Neumarktsperrung und Bus-Umleitung inklusive.
Pläne aus dem Jahr 2013 werden ab Sommer umgesetzt
Startschuss für die Umgestaltung des Neumarkts ist die öffentliche Ausschreibung, mit der die Stadt europaweit Tiefbaufirmen zur Umsetzung der Pläne des Berliner Büros Lützow 7 sucht.
Lützow 7 hatte bereits im Jahr 2013 mit seinem Entwurf zur Oberflächengestaltung des Neumarktes einen hochkarätig besetzten freiraumplanerischen Wettbewerb gewonnen und arbeitet seitdem gemeinsam mit dem Ingenieurbüro bpr aus Osnabrück daran, diese Planungen, die durch eine Brunnenanlage auch die Aufenthaltsqualität erhöhen sollen, zu realisieren.
Im Pressegespräch Anfang der Woche erklärte Oberbürgermeister Wolfgang Griesert, dass die Stadtverwaltung sich nicht mehr davon abhängig machen will, wann und wie verschiedene Anlieger des Neumarkts mit ihren Bauprojekten beginnen werden.
Wie unsere Redaktion erst kürzlich berichtete, stockt der Bau des seit Jahren geplanten Einkaufszentrums OSKAR durch den französisch/australischen Konzern Unibail-Rodamco-Westfield erneut. Grund diesmal: Probleme mit dem Brandschutzkonzept. Für den Neubau eines Hotels, anstelle des ehemaligen Thomas-/Sportarena-Kaufhauses liegt, so Griesert, noch kein Bauantrag vor, so dass man auch hier nicht länger warten will. Bereits fertiggestellt ist bekanntlich das Haseshaus und auf dem Gelände vor dem H&M-Gebäude entsteht nun der als „Zauberwürfel“ bekanntgewordene Hotel-Neubau.
Bauarbeiten können auch nach erfolgter Neumarkt-Neugestaltung erfolgen
Wolfgang Griesert, der bereits 2017 den Problemplatz zur Chefsache erklärt hatte, greift auf ein bereits an der Kamp Promenade erfolgreich erprobtes Konzept zurück um zu gewährleisten, dass der neue Bodenbelag anschliessend auch noch von schweren Baufahrzeugen befahren werden kann. Dafür werden – wenn einmal das Shoppingcenter gebaut werden sollte – spezielle Folien über den neuen Untergrund gelegt, auf die dann sogar eine schwere Asphaltschicht aufgebracht werden kann. Nach den Bauarbeiten wird der Asphalt und die schützende Folie wieder entfernt.
Insgesamt 13 Millionen Euro zur Verfügung
Hinsichtlich der erwarteten Kosten gibt man sich von Seiten der Verwaltung noch bedeckt. Insgesamt stehen 13 Millionen Euro zur Verfügung um mehr als 6.000 Quadratmeter Neumarkt und Johannisstraße neu zu gestalten. Die Summe muss jedoch auch noch für die Ausgestaltung mit Bäumen, Bushaltestellen, Elektrik und Brunnenanlage reichen; Posten die extra ausgeschrieben wird.
Bei der Planung standen die Planer vor großen Herausforderungen. So ist die gewählte, farblich strukturierte Betonbauweise einerseits ungewöhnlich aber in Bezug auf die hohe Belastung des Neumarktes und der Johannisstraße durch den Busverkehr Garant für Langlebigkeit. Neben der Bauweise stellt vor allem die Entwässerung der mehr als 6000 m² großen Fläche eine Herausforderung dar, die die Planer lösen mussten. „Jetzt haben die Planungen die notwendige Qualität und Reife, um auf dieser Basis ein Bauunternehmen zu suchen, um die zentrale und bedeutendste Fläche im Herzen der Stadt attraktiver zu gestalten.“ sagt Oberbürgermeister Wolfgang Griesert.
Ziel ist Baubeginn noch in diesem August
„Wenn das Vergabeverfahren optimal läuft, können wir noch im August mit dem Bau beginnen“, sagt Ralf Lieder, Leiter des Fachdienstes Verkehrsanlagen, der die Realisierung mit seinem Team begleiten wird. Die Planer haben in den vergangenen Monaten noch an vielen verschiedenen Puzzleteilen gearbeitet. So mussten zum einen die Planungen zur Umgestaltung des öffentlichen Raumes mit den angrenzenden privaten Bauvorhaben koordiniert werden. Zum anderen ging es darum, die Durchlässigkeit des Neumarktes für den Busverkehr so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, um kostenträchtige und zeitintensive Umleitungen zu vermeiden.
Herausgekommen ist ein Bauzeitenplan, der die Umsetzung in verschiedenen Phasen vorsieht. Zunächst soll die Umgestaltung in der Johannisstraße sowie auf der südlichen Seite des Neumarktes vor dem Landgericht und dem zukünftigen Einkaufszentrum beginnen. Danach weitet sich die Baustelle in Richtung Norden aus. Erst mit der Gestaltung der Fläche vor dem Gebäude der VGH im Kreuzungsbereich Neuer Graben und Lyrastraße wird es zu einer vier- bis sechsmonatigen Vollsperrung des Neumarktes kommen müssen, da hier nicht mehr die notwendigen Fahrbahnbreiten für die Aufrechterhaltung des Busbetriebs vorgehalten werden können. Für den motorisierten Individualverkehr wird die Einschränkung der Durchfahrbarkeit bereits mit Beginn der Bauarbeiten gelten. Lediglich Radfahrer können dann gemeinsam mit den Bussen den Neumarkt befahren.
Ab Juli hält kein Bus mehr am Neumarkt
Damit der Busverkehr für die gesamte Bauzeit am Neumarkt möglichst reibungslos funktioniert, ist aber eine Verlegung der zentralen Bushaltestelle notwendig. Hierzu wird im Bereich Lyrastraße, Neuer Graben sowie Alte Münze eine provisorische Zentralhaltestelle geschaffen. Um die Erreichbarkeit der Innenstadt auch von Osten sicherzustellen wird ein zusätzlicher Halt an der Wittekindstraße eingerichtet. Die Verlegung der Bushaltestellen soll mit Stichtag 3. Juli erfolgen.
Spätestens 2021 ist der Neumarkt wieder frei
Nach circa 14 Monaten Bauzeit – nach Baubeginn im August 2019 – soll die Durchlässigkeit des Neumarktes wiederhergestellt sein, also dann zum Jahreswechsel 2020/2021. Danach werden sich die Arbeiten zur Platzgestaltung auf den Bereich des zukünftigen Busterminals und des Platzes gegenüber dem Landgericht konzentrieren, wo auch die Brunnenanlage entstehen soll.
„Ob dann auch wieder Autos über den Neumarkt fahren werden, liegt allerdings in der Hand der Gerichte, die über die Rechtmäßigkeit der Teileinziehung des Neumarktes entscheiden müssen“ ergänzt Dr. Claas Beckord vom Projektmanagement Neumarkt.