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OB Griesert zu Shoppingcenter-Aus: „Investoren müssen auch investieren“

Es war nur eine improvisierte Pressekonferenz und Oberbürgermeister Wolfgang Griesert hatte dabei die undankbare Aufgabe öffentlich das Scheitern des Projektentwicklers Unibail-Rodamco-Westfield zu erklären, der ihn nach eigenen Worten erst am Vorabend von seinem Rückzug aus Osnabrück informiert hatte.

Während die politisch verantwortlichen Vertreter der Regenbogenkoalition noch an Erklärungen arbeiteten, warum sie keine Schuld trifft und wie es weitergehen soll, rekapitulierte der Oberbürgermeister das Projekt, das seinen Anfang in ersten Überlegungen des deutschen Marktführers ECE nahm (das Unternehmen baut inzwischen Logistikkonzepte für den e-Commerce).

Wir haben für unsere Leser via Facebook direkt aus dem Rathaus gestreamt – hier ist das Video in voller Länge:

Die Stadtverwaltung hat inzwischen auch eine Pressemitteilung veröffentlicht, mit Statements des Oberbürgermeisters, die wir ungekürzt hier wiedergeben.

Presseerklärung der Stadtverwaltung Osnabrück

Shopping Center vor dem Aus
Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass Investor Unibail-Rodamco-Westfield am 22. Juni 2018 den Bauantrag für ein Shopping-Center am Neumarkt in der Osnabrücker Bauverwaltung eingereicht hat. Der Zuversicht des Investors entsprach die Freude in Osnabrück darüber, dass nun der sichtlich in die Jahre gekommene, hinter der Johannisstraße liegende Bereich zwischen dem Neumarkt und der Großen Rosenstraße ein neues Gesicht erhalten würde. Die alten Gebäude würden abgerissen und endlich auch ein attraktiver Neumarkt entstehen. Die Sicherheit des Investors war so groß, dass sogar ein Datum für Baubeginn und Eröffnung genannt wurde.

Nun die Vollbremsung. Oberbürgermeister Wolfgang Griesert erklärt: „In einem Telefongespräch hat mich Andreas Hohlmann, Vorsitzender der Ge-schäftsleitung von Unibail-Rodamco-Westfield Germany, am Donnerstag darüber informiert, dass das geplante Shopping-Center in Osnabrück nicht realisiert werde, obwohl schon eine mittlere zweistellige Millionensumme investiert sei.“ Unter anderem seien die Baupreise in einer Weise explodiert, dass eine Refinanzierung durch die Mieten im Center nicht mehr zu erwarten sei. Damit sei das Projekt unrentabel. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass der Investor, der auch Eigentümer der Grundstücke ist, von einem der wichtigsten Projekte der Stadtentwicklung abrückt“, erklärt der Oberbürgermeister. „Leider bestätigen sich mit dieser Entscheidung meine frühzeitigen Zweifel an der Realisierung des Centers, für deren Grundstücke der Rat schon vor fünf Jahren den Bebauungsplan Nr. 600 beschlossen hat. Ich war allerdings nach Abschluss des Durchführungsvertrages gehindert, meine Zweifel öffentlich zu machen, auch wenn ich dem Vertrag im Rat nicht zugestimmt habe. Tatsache ist und bleibt aber, dass wir über Grundstücke sprechen, die nicht der Stadt, sondern Unibail Rodamco-Westfield gehören. Wir müssen nun also sehr kurzfristig mit der Eigentümerin darüber sprechen, was auf und mit diesen zentralen Flächen in Osnabrück geschehen soll. Dazu wird der Rat dann auch einen neuen Bebauungsplan aufstellen müssen.“

„Ich werde den Rat in der nächsten Sitzung über den aktuellen Stand der Dinge informieren und das weitere Verfahren darstellen“, sagt Griesert. „Festhalten müssen wir aber daran, dass wir den Neumarkt als zentralen innerstädtischen Platz seiner Bedeutung entsprechend herrichten müssen. Es ist aus heutiger Sicht umso richtiger, dass wir schon vor längerem entschieden haben, unabhängig vom Investor mit der Umgestaltung der Verkehrsflächen am Neumarkt schnellstmöglich zu beginnen.

Ich hoffe, dass Rat und Verwaltung mit dieser neuen Situation ebenso kon-struktiv umgehen, wie das in den vergangenen Jahren schon geschehen ist. Ich habe sowohl Verständnis für die Kritiker, die sich nun im Recht sehen, aber auch für die Befürworter des Centers, die nun enttäuscht darüber sind, dass diese große und wichtige Investition in Osnabrück nicht realisiert wird. Nun gilt es, nach vorne zu blicken und nicht zu kritisieren. dass große Teile des Rates wohl doch zu blauäugig waren und auch der Investor sich verrechnet hat.

Gut ist, dass die Seminarstraße nicht verkauft wurde und der Investor jetzt auf die Stadt zukommen muss, um den Wertverlust seiner Grundstücke im Rahmen zu halten. Wir sollten aber nicht die Auseinandersetzungen der Vergangenheit wieder aufnehmen, sondern mit der neuen Situation konstruktiv und engagiert umgehen. Das erwarten die Osnabrücker und Osnabrückerinnen zu Recht von uns. Bedauerlich ist natürlich, dass wir uns allein schon aus formalen und rechtlichen Gründen darauf einstellen müssen, dass die alten Gebäude in den kommenden zwei bis drei Jahren noch nicht abgerissen werden können. Als Oberbürgermeister werde ich viel Wert darauflegen, dass eine große Anzahl bezahlbarer innerstädtischer Wohnungen ebenso geschaffen werden wie attraktive Straßen und Plätze im Bereich der Seminarstraße und der Großen Rosenstraße. Die Studie von Prof. Ackers zur Morphologie der Innenstadt gibt wichtige Hinweise, wie ein städtebaulich gut integriertes Gebiet entstehen könnte.“


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