Ein Flugzeug vom Typ Airbus A320 mit 114 Fluggästen an Bord kommt aufgrund von Hydraulikproblemen bei der Landung am Flughafen FMO von der Landebahn ab und bleibt auf der Grasnarbe liegen. Das linke Hauptfahrwerk kollabiert und das linke Triebwerk gerät in Brand. Rund die Hälfte der Passagiere werden verletzt, vier kommen ums Leben.
Halt, das da oben ist nur die Beschreibung für ein fiktives Notfallszenario, das als Grundlage für eine großangelegte Übung der Flughafenfeuerwehr im Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) genommen wurde. Dabei ging es insbesondere auch um die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren und Rettungskräften aus dem Umland.
Und nur einen Tag später kommt es zu einer Situation am FMO, bei dem genau die Fähigkeit der koordinierten Zusammenarbeit aller Retter gefordert war.
An diesem verregneten Sonntagnachmittag war es eine Boeing 737 – eine in Größe und Kapazität mit dem Airbus A320 vergleichbare Maschine.
Ryanair-Jet war zu schnell für kurze Landebahn in Dortmund
Der Pilot des Ryanair-Fliegers hatte, von Mallorca kommend im Landeanflug auf Dortmund (DTM) festgestellt, dass die Landeklappen nicht vollständig ausgefahren werden konnten. Eine grundsätzlich riskante Angelegenheit, wenn die Landebahn des Zielflughafens eher kurz ist. Ohne die bremsende Wirkung des Auftriebs, der auch die Landeklappen generiert wird, kommt ein Flugzeug mit deutlich höherer Geschwindigkeit runter, der Bremsweg verlängert sich entsprechend und die Bremsen des Flugzeugs werden stärker belastet.
„Flaps“, wie die Landeklappen im Flieger-Englisch genannt werden, wurden entwickelt, damit die für hohe Geschwindigkeiten im Reiseflug konstruierten Flügel bei Start und Landung (ja, auch beim ‚Start‘, weswegen der deutsche Begriff „Landeklappen“ eigentlich falsch ist) mehr Auftrieb produzieren können – dieser Auftrieb fehlte nun. Es wurde eine „High-Speed“-Landung, wie Flughafensprecher Andrés Heinemann gegenüber unserer Redaktion erklärte.
Rettungskräfte aus dem Umfeld wurden alarmiert – wie bei der Übung am Tag zuvor
Grundsätzlich sind das Situationen, die regelmäßig und intensiv trainiert werden. Heinemann spricht daher auch von einem „Standard-Verfahren“, bei dem aus Sicherheitsgründen jedoch von allen Beteiligten in der Luft und am Boden nach optimalen Gegebenheiten gesucht wird.
Mit seiner „Topographie“, einer sehr ebenen und im Vergleich zu Dortmund noch dazu 200 Meter längeren Landebahn, fiel die Wahl auf den FMO. Es wurde eine „Sicherheitslandung“ angekündigt, bei der die Rettungskräfte auch im Umfeld des Flughafens in Greven alarmiert werden – so wie bei der Übung am Tag zuvor.
Anders als bei der Übung, bei der das fiktive Flugzeug von der Bahn abkam, konnte der Ryanair-Pilot aber eine saubere – wenn auch sehr schnelle – Landung hinlegen. Die Bremsen funktionierten und die Flughafen-Feuerwehr konnte ohne externe Unterstützung die Angelegenheit meistern.
„Wichtig war,“ so Flughafensprecher Heinemann, „dass die Bremsanlage der Boeing sofort gekühlt wird. Dazu wurde mit einem dafür extra vorgehaltenen Gerät ein kühlender Luftstrom auf die Bremsen gerichtet.“ Ein Einsatz von Wasser oder Löschschaum war nicht nötig.
Ryanair-Passagiere wurden mit dem Bus vom FMO nach Dortmund gefahren
Für die Passagiere, die wegen der Kühlung der Bremsanlage nicht direkt am Terminal aussteigen konnten, ging es im Anschluss per Bus an ihren eigentlichen Zielflughafen. Die Ryanair-Maschine konnte, nach Begutachtung durch einen Techniker, am Montag bereits wieder nach Großbritannien fliegen.
Und die Übung am Samstag? Auch die verlief nach Ansicht aller Beteiligten erfolgreich. Insgesamt waren rund 700 Personen mit ca. 200 Fahrzeugen des Feuerwehr- und Rettungsdienstes sowie der Hilfsorganisationen an der Übung beteiligt. Um ein möglichst realistisches Bild der Unfallsituation zu bieten, agierten Unfalldarsteller der DLRG wirklichkeitsgetreu gemäß den Szenariovorgaben.
Übung zeigte bereits am Vortag: Die Zusammenarbeit der Retter funktioniert
Das vorgegebene Szenario entsprach einer großen Schadenskategorie. Am FMO wurde ein Krisenstab eingerichtet. In enger Abstimmung mit der Einsatzleitung von Feuerwehr und Rettungsdienst wurden hier alle Maßnahmen koordiniert.
Der Übungsschwerpunkt lag in diesem Jahr auf der Organisation und Durchführung der Brandbekämpfung, der Rettung der verletzten Passagiere sowie der Betreuung der nicht verletzten Gäste und Angehörigen. Als erstes Resümee kurz nach der Übung äußerten sich alle Beteiligten sehr zufrieden.
Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Einsatzkräfte – auch wenn diese kurz nach der Alarmierung am Sonntag wieder umdrehen konnten – funktioniert also nicht nur im Übungsfall, sondern auch wenn es ernst wird.