Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) drängt auf eine Widerspruchslösung bei Organspenden und kündigt eine entsprechende Initiative im Bundesrat an. Kritiker sehen darin jedoch eine Ablenkung von den bestehenden organisatorischen Mängeln im Organspendesystem.
Laumann setzt sich für Widerspruchslösung ein
Karl-Josef Laumann, der Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen (CDU), drängt auf eine Änderung der Organspendenregelung. Er fordert die Einführung einer Widerspruchslösung und kündigte am Dienstag in Berlin eine entsprechende Bundesratsinitiative an. Laut geplantem Gesetzentwurf sollen alle Menschen in Deutschland künftig grundsätzlich als Organspender gelten, sofern sie dem nicht aktiv widersprechen.
Hintergrund dieser Initiative ist die Diskrepanz zwischen der Anzahl der gespendeten Organe und den Patienten, die auf ein Spenderorgan warten, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung der Organspende positiv gegenübersteht. „Zum Stichtag 31. Dezember 2023 warteten deutschlandweit fast 8.400 Patienten auf ein Spenderorgan“, so Laumann. „Im Jahr 2023 wurden jedoch nur knapp 2.900 Organe von 965 Personen gespendet.“ Er sei schon lange zu der Überzeugung gelangt, dass man mit der Entscheidungslösung nicht weiterkomme, sagte er. „Daher setze ich mich so massiv für die Widerspruchslösung ein.“
Kritik von Patientenschützern
Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, äußerte Kritik an Laumanns Vorschlag. In der „Rheinischen Post“ sagte er: „Die Widerspruchsregelung führt nicht zwangsläufig zu mehr Organspendern. Deshalb lenkt der NRW-Gesundheitsminister mit dem Gesetzentwurf vom Versagen vieler Länder ab.“ Brysch fordert, dass die organisatorischen Mängel im Organspendesystem beseitigt werden, bevor ein Vergleich mit anderen Ländern wie Spanien Sinn ergibt.
Laut Brysch war es nicht die Widerspruchsregelung, die in Spanien zu mehr Organspenden führte, sondern strukturelle und organisatorische Maßnahmen: „Dazu gehörten finanzielle Anreize für Krankenhäuser, ein effektives Transplantations-Netzwerk, Bildungsprogramme und die Schulung von Koordinatoren im Umgang mit Angehörigen.“
Mängel im aktuellen Organspendesystem
Brysch kritisiert, dass es in keinem Passamt Deutschlands ein datenschutzsicheres Terminal für die direkte Eingabe gibt. Außerdem fordert er mehr Transparenz von Seiten des Bundesgesundheitsministers: „Er muss endlich aufklären, wie viele der über 100.000 eingetragenen pro oder contra Organspende sind. Auch das gehört zu einer transparenten Informationspolitik, auf die die Öffentlichkeit ein Recht hat.“
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