Am 1. August startete offiziell das Ausbildungsjahr 2020. In den letzten 30 Jahren ist nicht nur die Nachfrage nach Ausbildungen stetig gesunken, sondern es bleiben seit 2010 jährlich mehrere tausend Ausbildungsplätze in der Bundesrepublik unbesetzt. Auch in diesem Jahr sind noch Ausbildungsstellen in der Region Osnabrück unbesetzt und warten auf geeignete Bewerber.
Gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Osnabrück und der Agentur für Arbeit Nordhorn wirbt die IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim mit einer Plakataktion darum, noch in diesem Jahr eine Ausbildung zu beginnen. Die Botschaft an Jugendliche und ihre Eltern: keine unnötigen Schul- oder Studienschleifen drehen, sondern noch jetzt den Berufseinstieg mit einer Ausbildung zu starten.
Informieren lohnt sich
„Der Jahrgang 2020 darf kein Corona-Jahrgang werden“, hält Marco Graf, Hauptgeschäftsführer der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim, fest. „Im Vergleich zum August 2019 haben wir aktuell 13 Prozent weniger Auszubildende. Bis Dezember diesen Jahres sollen es höchstens noch zehn Prozent sein.“ Grund für den Rückgang: Die zunehmende Akademisierung, der fehlende Abiturjahrgang in Niedersachsen, aber auch Angst davor, keinen Ausbildungsplatz wegen Corona-Maßnahmen zu bekommen. „Einige Jugendliche und junge Erwachsene haben sich im März, als die Corona-Maßnahmen begonnen haben, dafür entschieden, eine Berufsbildende Schule zu besuchen; oft aus Angst davor, dass der Ausbildungsplatz abgesagt wird“, berichtet Hans-Joachim Haming, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Nordhorn. „Da kann ich sie aber beruhigen: Die Zahl der Betriebe, die wegen Corona keinen Ausbildungsplatz anbieten konnten, liegen im Bezirk Emsland und in der Grafschaft Bentheim im einstelligen Bereich. Deswegen macht es auch jetzt noch Sinn, wenigstens zu checken, ob der Wunschausbildungsplatz nicht doch verfügbar sein könnte.“ Die Arbeitsagenturen Nordhorn und Osnabrück sowie die IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim ziehen an einem Strang, um das Azubi-Defizit auszugleichen. Alleine im Bezirk Osnabrück sind noch über 1.000 Ausbildungsplätze unbesetzt.
Ausbildungsbetriebe können Zuschüsse beantragen
„Vor allem Betriebe im Bereich Tourismus, Handel und Gaststättengewerbe haben in diesem Jahr erstmal weniger Ausbildungsstellen angemeldet. Sie waren sich unsicher, ob sie in der aktuellen Lage überhaupt Ausbildungsplätze anbieten können“, fasst Christiane Fern, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Osnabrück, zusammen. „Aber ich erwarte in diesem Jahr eher eine Verschiebung nach hinten. Das heißt, einige Betriebe werden wahrscheinlich noch für dieses Jahr Ausbildungsplätze anmelden.“ Mit einer Plakataktion wollen die Agenturen und die Kammern jetzt genau darauf hinweisen: In vielen Branchen herrscht weiterhin Azubi-Mangel, der ausgeglichen werden muss, um das Wirtschaftswachstum nicht auszubremsen. In Osnabrück gibt es vor allem noch in den Bereichen Energietechnik, Verkauf, Lager, Maschinenbau, Betriebstechnik und im Gesundheitsbereich freie Ausbildungsstellen zu besetzen. Doch auch in anderen Bereichen besteht noch die Chance auf einen Ausbildungsplatz: „Grundsätzlich sind alle Branchen defizitär mit Auszubildenden besetzt. Jeder, der Interesse an einer Ausbildung hat, sollte sich auf jeden Fall informieren“, hält Hans-Joachim Haming fest. Die Kampagne wendet sich auch an Betriebe: „Jeder der noch unsicher ist, ob er in diesem Jahr einen Ausbildungsplatz anbieten will, kann sich einfach bei den Agenturen melden und wir helfen dann weiter. Für jeden abgeschlossenen Ausbildungsvertrag können Prämien oder Zuschüsse beantragt werden“, fügt Christiane Fern hinzu.
Cristiane Fern, Marco Graf und Hans-Joachim Haming werben in einer Plakataktion darum, noch in diesem Jahr eine Ausbildung zu beginnen. / Foto: Tatjana Rykov.