Nils Heitmann steht vor dem neuen Pop-Up-Quartier am Osnabrücker Neumarkt: Könnte hier vielleicht bald ein Wir:Markt entstehen? / Foto: Schulte
Ein Markt von der Region für die Region – das ist das Konzept, das Nils Heitmann gerne in der Friedensstadt etablieren möchte. Einen sogenannten Wir:Markt gibt es bereits in großen Städten wie Hamburg, auch Berlin und München haben ähnliche Konzepte. Der Clou: Gesellschafter sind Mitarbeiter und Kunde. Doch die passende Ladenfläche in Osnabrück fehlt bisher.
Klima-, Energiekrise und die Pandemie: Sie alle tragen dazu bei, dass Menschen ihren Konsum hinterfragen, den Fokus auf regionale und nachhaltige Perspektiven richten und sich anderen Aufgaben widmen. Das hat auch Nils Heitmann gemacht, den es vor rund einem halben Jahr mit seiner Familie in die Region zog.
Er möchte einen “demokratischen und solidarischen Supermarkt” gründen. Für den 36-Jährigen eine 180 Grad-Wende, “eine komplett andere Welt”. Denn zuvor arbeitete er als Verkaufsleiter bei Lidl, später bei Tchibo. “Doch diese großen Firmen haben mir nicht gereicht, ich habe wieder Lust darauf, ohne Chef und selbstständig zu arbeiten”, erzählt Heitmann. Das sei ihm besonders im vergangenen Jahr während seiner Elternzeit bewusst geworden: “Wie soll ich meinen Kindern später erklären, was ich beruflich gemacht habe.”
Hamburger Konzept dient als Vorbild
Als Vorbild dient ihm der Hamburger Wir:Markt, in dem er selbst als Mitglied gearbeitet hat. “Ich will das Konzept von dort mitnehmen und hier ausführen”, so der Familienvater. Bei dem Mitmach-Supermarkt setze er auf volle Transparenz – bei Preisen, Gehältern und auch Lieferketten. Ziel sei es, so regionale Produkte wie möglich anzubieten.
Und wie trägt sich das Konzept? Vorerst plant Heitmann mit einem einmaligen Beitrag von 100 Euro, 35 Euro Mitgliedsbeitrag monatlich oder drei Stunden aktiver Arbeit im Laden. “Das hört sich erst einmal viel an”, so Heitmann, “aber mit dem reduzierten Warenkorb lohnt es sich gegenüber einem herkömmlichen Supermarkt trotzdem.” Dadurch dass Mitglieder selbst mit anpacken, spare man sich die Personalkosten. “Diesen Preisvorteil gebe ich an Kunden- und Lieferantenseite weiter.” Damit sei der Einkauf nicht nur für Käuferinnen und Käufer günstiger, sondern auch Landwirte und Erzeuger erhalten einen fairen Preis – anders als bei Supermarktketten. “Davon können sie ihr Vieh halten, auf Pestizide verzichten und das hat wiederum Auswirkungen auf Luft und Klima.”
Crowdfunding-Aktion für Eröffnung
Der Wir:Markt wird eine Genossenschaft, das heißt konkret: Jedes Mitglied hat Mitspracherecht und kann das Angebot und den Shop mitgestalten. Den richtigen Ort hat er für sein Konzept leider noch nicht gefunden. Er wolle sich auf einen Platz im neuen Pop-Up-Quartier im ehemaligen Sportarena-Gebäude bewerben, auch das Osnabrücker Ding käme für ihn als Location infrage. Mit dieser frequentierten Lage erhofft sich der 36-Jährige, Mitstreiter für sein Konzept zu finden. Derzeit ist er auch noch auf der Suche nach einem Mitgründer. Sein Traum: Einen zweiten Standort im Osnabrücker Land. Doch damit es so weit kommen kann, sammelt Heitmann via Crowdfundig derzeit bis Ende August 25.000 Euro Startkapital, mit dem er bei einer nachhaltigen Bank einen Kredit für den Osnabrücker Wir:Markt aufnehmen will – im Gegenzug erhalten Osnabrückerinnen und Osnabrücker ein regionales Dankeschön. “Jeder gibt ein bisschen, damit der Wir:Markt Wirklichkeit wird.”
Weitere Informationen zum Konzept gibt es auf der Webseite des Wir:Markt.