Der neue Neumarkt aus der Luft. / Foto: SKAI-Architekten
Als Oberbürgermeister Wolfgang Griesert im Dezember das Projekt „Johannishöfe“ präsentierte, gab es endlich wieder eine Perspektive für das verfallende Stadtzentrum. Am Montagabend (5. Juli) zeigten die Verantwortlichen detailliertere Pläne. Die Osnabrücker brauchen aber weiterhin Geduld.
Die Präsentation der „Johannishöfe“ fand am Montag an einem besonderen Ort statt: Oberbürgermeister Wolfgang Griesert und Stadtbaurat Frank Otte luden die verantwortlichen Planer und interessierte Bürger ins stillgelegte Parkhaus an der Großen Rosenstraße ein. Das heruntergekommene Parkhaus gehört zu den Gebäuden, die bald den „Johannishöfen“ weichen sollen. Zusätzlich wurde die Veranstaltung live auf YouTube gestreamt. Nach einer Begrüßung durch den Oberbürgermeister ergriff Stadtbaurat Otte das Wort und bezeichnete die Johannishöfe als das „wahrscheinlich größte und bedeutenste Projekt der letzten Jahre„. Anschließend führte er aus: „Wir werden heute darüber diskutieren, wie Stadt künftig aussieht und welche Funktionen wir künftig in der Innenstadt haben werden, und das wird sich deutlich wandeln, da sind sich eigentlich alle Planer und Fachleute einig. Die Planung reagiert darauf: Wir haben den Prozess durchlebt, dass wir eigentlich mal die Idee hatten, hier ein Einkaufszentrum zu bauen, das mehr Leute in die Stadt reinbringen sollte. Jetzt haben wir die Idee, dass wir die Leute nicht nur in die Stadt reinbringen wollen, wir wollen auch, dass sie mitten in der Stadt leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen.“
Geschäfte und Wohnraum
Nachdem Marcus Keller von der Investorengruppe Lindhorst einige Worte sprach, präsentierte Jens Böttcher vom Hamburger Architekturbüro SKAI die konkreten Pläne für die „Johannishöfe“. Böttcher sieht großes Potential für das Neumarkt-Areal, seine Pläne schließen große Teile der Fläche zwischen dem Neumarkt und der Großen Rosenstraße ein. Der Entwurf der Architekten beinhalten viel Grün, sowohl die Dächer als auch die Innenhöfe sollen bepflanzt werden, die Dächer werden außerdem Platz für Photovoltaik-Anlagen bieten. In der Ecke Neumarkt-Johannisstraße soll ein zweigeschossiger Gastronomiebetrieb einziehen, das Erdgeschoss der „Johannishöfe“ wird vor allem von Gastronomie, kleineren Geschäften und einem Vollsortimenter geprägt. Die oberen Stockwerke beinhalten hochwertigen Wohnraum, der auf verschiedene Gebäudekomplexe verteilt ist. Zwischen den Häusern bieten Promenaden Besuchern und Anwohnern reichlich Raum zum flanieren. Am Ort des heutigen Parkhauses sollen im Erdgeschoss und einer Tiefgarage ausreichend Parkplätze geschaffen werden.
Offene Detailfragen
Die konkrete Gestaltung vieler Bereiche ist noch unklar. Im Dezember kündigte die Stadt Osnabrück an, auch Platz für z.B. Arztpraxen, die Universität und eine Bibliothek schaffen zu wollen. Zur Zeit prüfen die Planer, wie sich der Raum am besten nutzen lässt. „Es ist noch nichts in Beton gegossen„, betont Architekt Böttcher. „Wir schauen erst noch, was genau in die Gebäude kommt. Wir wären schlecht beraten, wenn wir jetzt schon genau sagen würden, was Morgen wo hineinkommt.“ Auf eine mögliche Nutzung der Johannishöfe durch die Universität angesprochen, ergänzt Stadtbaurat Frank Otte: „Die Universität ist eingebunden und wird in einem ständigen Prozess über den Neumarkt und andere Projekte informiert, da sind wir in einem Austausch und Dialog.“
Unklarer Zeitplan
Im Dezember versprach Investor Alexander Lindhorst eine Fertigstellung des Gesamtprojektes bis etwa 2025. Als Stadtbaurat Otte am Montag nach einem konkreten Zeitplan gefragt wurde, verwies er auf den langwierigen politischen Prozess: „Wir müssen Planungsrecht schaffen. In der best-case Betrachtung könnte es sein, dass wir Mitte 2022 einen Satzungsbeschluss haben, das ist aber wirklich eine best-case Betrachtung. Im politischen Raum und in der Öffentlichkeit wird es immer wieder Phasen geben, wo Dinge in Frage gestellt werden und man nochmal eine Runde bei der Planung dreht. Wir können grundsätzlich nicht den Rat dazu nötigen, in einer bestimmten Sitzung den Satzungsbeschluss zu fassen. Wir werden uns bemühen, den Prozess so konstruktiv und zügig wie möglich durchzukriegen, damit sich an dieser Stelle etwas tut. Aber wir werden ihn auch qualitätsvoll und rechtssicher durchziehen, damit sich etwas tun kann und nicht irgendjemand uns reingrätscht und uns nachweist, dass wir irgendetwas übersehen haben. Deshalb braucht es manchmal seine Zeit„. Das Architekturbüro SKAI geht auf seiner Website von einem Baubeginn „voraussichtlich Jahresbeginn 2023“ aus. Die Osnabrücker müssen sich wohl noch etwas gedulden, bis die Bagger anrücken und sie vom Neumarkt-Desaster erlösen.
Die ganze etwa zweistündige Informationsveranstaltung finden Sie auf dem YouTube-Kanal der Stadt Osnabrück.