Jim Skea, der neue Chef des Weltklimarats, sieht die Überschreitung des 1,5-Grad-Ziels als ernst, aber nicht als Grund zur Verzweiflung, und betont die Notwendigkeit pragmatischer Lösungen und infrastruktureller Veränderungen.
Kein Grund für Schockstarre.
„Dieses Temperaturziel ist unglaublich symbolträchtig. Trotzdem sollten wir nicht verzweifeln, wenn die Welt die 1,5 Grad überschreitet“, sagte Skea dem „Spiegel“. Er betonte, dass die Welt trotz der Erwärmung um mehr als 1,5 Grad gegenüber dem industriellen Zeitalter nicht untergehen werde. „Es wird jedoch eine gefährlichere Welt sein. Die Länder werden mit vielen Problemen kämpfen, es wird soziale Spannungen geben“, warnte der neue IPCC-Chef.
Pragmatische Lösungen und Forschung
Mit mehr als 40 Jahren Erfahrung in der Klimakrise und Mitgliedschaft in verschiedenen politischen Klimagremien von Großbritannien, möchte Skea pragmatische Lösungen in der Klimakrise fördern. „Ich habe in den vergangenen Jahren gelernt, wie Wissenschaft in Politik übersetzt wird. Diese Erfahrungen werde ich natürlich auch in den Weltklimarat mit einbringen“, so der frisch gewählte IPCC-Chef. Er betonte die Notwendigkeit, weiter zu den physikalischen Grundlagen zu forschen, aber sich noch mehr als bisher um die Lösungen zu kümmern.
Ausbau erneuerbarer Energien und technologische Lösungen
Für besonders wichtig hält Skea den Ausbau der erneuerbaren Energien, um klimaschädliche Kohlekraftwerke, Gasheizungen oder Erdöl in Industrie und Verkehr zu ersetzen. Aber auch auf technologische Lösungen wie die unterirdische Speicherung von CO2 (CCS) könne man längerfristig nicht verzichten.
Veränderung des Lebensstils und Infrastruktur
Bei der Veränderung des Lebensstils hat Skea eine klare Meinung: „Kein Wissenschaftler kann den Menschen vorschreiben, wie sie leben oder was sie essen sollen“, sagt er. Individueller Verzicht sei gut, werde aber den großen Wandel nicht herbeiführen. Stattdessen bräuchte es eine ganz neue Infrastruktur, um klimabewusster leben zu können.