Auf Beschluss des Osnabrücker Stadtrates vom 11. Februar 2020 beginnt in der nächsten Woche, am 2. Juni, die Renovierung des Ratssitzungssaals. Knapp 750.000 Euro soll die Neu- beziehungsweise Umgestaltung kosten.
In seiner jetzigen Form wird der Ratssitzungssaal im Rathaus Osnabrück seit ungefähr 30 Jahren genutzt. Sein Alter zeichnet sich langsam ab: Die gepolsterten Lederstühle sind durchgesessen, das Rednerpult nicht barrierefrei und auch die Luftzirkulation lässt Mängel erkennen. Am 11. Februar dieses Jahres beschloss der Stadtrat daher die Renovierung des historischen Saals (HASEPOST berichtete vorab), die ungefähr dreiviertelmillionen Euro kosten soll. „Wir überlegen schon seit etwa anderthalb Jahren, was mit dem Raatssitzungssaal gemacht werden kann“, berichtet Wolfgang Griesert, Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück. „Dabei haben die Themen Lüftung, zeitgemäße Technik, Mobiliar und Barrierefreiheit eine große Rolle gespielt.“ In einem Pressegespräch teilten der Oberbürgermeister und Ludger Rasche, Fachdienstleiter Hochbau der Stadt Osnabrück, mit, was im Detail erneuert beziehungsweise umgestaltet werden soll.
Über 200.000 Euro für Mobiliar
Tagesordnungspunkt eins war das in die Jahre gekommene Mobiliar. Seit 1991 werden die gepolsterten Lederstühle von dem Stadtrat genutzt und lassen mittlerweile Gebrauchsspuren erkennen: Das Leder wird zunehmend rissig und die Polsterung ist durchgesessen. „Weil die Stühle Designklassiker und die Chromfassungen noch in einem guten Zustand sind, reicht es vollkommen aus, sie aufzubereiten. Außerdem ist eine Aufpolsterung preiswerter als ein Neukauf“, berichtet Griesert. Für die Aufbereitung werden 125.000 veranschlagt. Die Tische hingegen sollen neu angefertigt werden: Sie sollen unter anderem Kabelkanäle enthalten, sodass die Anzahl der Bodentanks reduziert werden kann. Bevorzugt werden erneut eckige Tische, da abgerundete eine platzsparende Lagerung nahezu unmöglich machen würden. Durch dreieckige Tischplatten zwischen den Tischen wird eine optische Verbesserung erzielt und die Weiterleitung der Stromkabel kaschiert. Ein höhenverstellbares Rednerpult im Design der Tische soll auch für Rollstuhlfahrer geeignet sein. Die neuen Tische inklusive Rednerpult sollen circa 95.000 Euro kosten.
Technisierung im Wert von 250.000 Euro
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der veralteten Medientechnik. Nur wenige Tische sind mit einem Mikrofon ausgestattet und nicht alle Veranstaltungsteilnehmer können ohne weiteres Präsentationen auf der Leinwand verfolgen. „Daher sollen die Tische an der Stirnseite mit einem kleinen Flachbildschirm ausgestattet werden“, folgert Rasche. „Um für weniger Kabel im Saal zu sorgen werden außerdem Funkmikrofone an jedem Tisch installiert, die von vorne zentral stummgeschaltet werden können.“ Neben einem zentralen Steuerungselement im Türbereich, sind Stromanschlüsse an den Tischen sowie die Installation einer Kamera für die Übertragung auf einen Bildschirm im Foyer vorgesehen. Auf die Übertragung der Ratssitzungen als Livestream oder Podcast wird weiterhin verzichtet, allerdings sollen die technischen Voraussetzungen schon geschaffen werden. Darüber hinaus wird der Ratssitzungssaal erstmalig mit entsprechender Sicherheits- und Brandmeldetechnik versehen. Die Kosten für Medientechnik, inklusive Medienschrank, die Funkmikrofonanlage für jeden Tisch (35 Stück) sowie die Sicherheits- und Brandmeldetechnik belaufen sich auf ungefähr 230.000 Euro. Im Foyer vor dem Ratssitzungssaal informiert zukünftig ein Bildschirm über die Zusammensetzung des Rates, die Ratsmitglieder und die Gremien. Gleichzeitig können hierüber die Ratssitzungen in den Vorraum übertragen werden. Dafür werden zusätzliche 20.000 Euro fällig.
Fast 300.000 Euro für Wände, Boden und Decke
Auch Boden, Wände und Decke kommen in den Planungen nicht zu kurz: Die Lüftungsanlage entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen und muss daher erneuert werden. Um für gute Akustik zu sorgen, wird eine Akustikdecke in Form einer Glattdecke montiert. Von ihr sollen moderne Pendelleuchten herabhängen. Durch den Einsatz von zwei Beamern, die auf den Flächen rechts und links des Stadtwappens projizieren, besteht die Möglichkeit, sowohl Präsentationen als auch die aktuellen Tagesordnungspunkte auf einer oder auch auf beiden Seiten anzuzeigen. Anders als bisher wird das Stadtwappen bei Präsentationen somit nicht mehr verdeckt. Die Kosten für die neue Decke belaufen sich auf etwa 180.000 Euro. Auch in Zukunft soll Teppichboden im Ratssitzungssaal verlegt werden, da dieser akustisch besser geeignet ist als Parkett. Weil im Boden PAK-haltiger Kleber vorhanden ist, muss dieser zuerst für knapp 30.000 Euro entfernt werden. Die Wände des Ratssitzungssaals sollen ruhig und unauffällig gestaltet werden. Die vorhandenen Holzfenster und die Heizkörpernischen werden in einem helleren Farbton aufgearbeitet. Die Fensterbereiche werden mit elektrischen Blendschutzrollos versehen. Auf Vorhänge soll zunächst verzichtet werden, eine Nachrüstung ist jedoch jederzeit möglich. Ob die „Verkündigung des Westfälischen Friedens von der Rathaustreppe zu Osnabrück am 25. Oktober 1648“ noch im Saal bleibt, wird zurzeit diskutiert. „Ziel war es, den historischen Raum mit modernen Akzepten zu versehen. Der Ratssitzungssaal soll hell, aber nicht kalt werden“, schließt Rasche ab. Das Renovierungsprojekt mit Kosten in Höhe von knapp 750.000 Euro soll bis Mitte September beendet sein.