Die neue Dütebrücke bei Osnabrück wurde zwischen Juli 2016 und März 2022 auf einer Länge von 301 Metern neu gebaut. / © Autobahn Westfalen/Christine Sabisch
Der Ersatzneubau der A1-Brücke über die Düte bei Osnabrück-Atter ist abgeschlossen. Rund 55 Millionen Euro hat die Autobahn Westfalen investiert, um die vorhandene Brücke aus dem Jahr 1968 aufwendig abzureißen und zwischen Juli 2016 und März 2022 auf einer Länge von 301 Metern neu zu bauen.
„Nach ausstehenden letzten Markierungsarbeiten, die wir witterungsbedingt leider nicht schon planmäßig in der kommenden Woche starten können, wird der Verkehr dann voraussichtlich ab Mitte Mai nach über elf Jahren zwischen dem Autobahnkreuz Lotte/Osnabrück und Osnabrück-Hafen wieder über drei Fahrstreifen pro Richtung rollen“, sagte Heike Gerlach, Geschäftsbereichsleiterin Bau bei der Autobahn Westfalen. Um die Dütebrücke bis zum Neubau zu entlasten, floss der Verkehr bereits seit November 2011 nur noch auf vier statt sechs Fahrstreifen über das Bauwerk. Die Erneuerung der Brücke war notwendig geworden, da sie den steigenden Verkehrslasten nicht mehr gewachsen war. 64.000 Fahrzeuge – davon 16.000 Lkw – passieren die A1 täglich in diesem Abschnitt.
Aktuell laufen unter und neben der Brücke noch bis zum Herbst verschiedene Arbeiten für die Wiederherstellung und Aufwertung des Naturraums. Dabei setzt die Autobahn Westfalen auch neue Maßnahmen um und bringt zum Beispiel Nisthilfen und Insektenhotels an, verwendet regionales Saat- und Pflanzgut und sorgt für eine zeitgemäße Entwässerung der Autobahn.
Ersatzneubau stellte Ingenieure vor besondere Herausforderung
Das Großprojekt hat den Bauingenieuren insbesondere zu Beginn viel Flexibilität abverlangt. „Die Herausforderung lag darin, dass die vorhandene Brücke als einteiliges Bauwerk erstellt wurde und sie erst mit einem Traggerüst verstärkt werden musste, damit zuerst die eine und später die andere Seite abgebrochen werden konnte“, erklärte Bernhard Heine, Projektleiter Konstruktiver Ingenieurbau bei der Autobahn Westfalen. Denn der Verkehr sollte während der gesamten Baumaßnahme mit zwei Fahrspuren je Richtung aufrechterhalten werden.
„Zum Einsatz kam ein vollflächiges Traggerüst. Dieses musste neben der Düte auch noch die elektrifizierte Bahnstrecke sowie einen Gemeindeweg überbrücken. Die Düte musste für den Einbau des Traggerüstes zweimal zeitweise verlegt werden. Auch ein Umbau der Oberleitung der Bahn war notwendig“, so Heine. In der Regel bestehen Autobahnbrücken aus zwei getrennten Überbauten – je ein Überbau pro Fahrtrichtung – die mittig durch eine Fuge getrennt sind und nacheinander abgebrochen und wieder neu gebaut werden können.
Die neue Dütebrücke wurde in so genannter Stahlverbundbauweise errichtet. Auf sieben Pfeilern und zwei Widerlagern pro Brückenseite wurde ein Überbau aus Stahl montiert, auf dem die Betonbrückenplatte installiert wurde. Insgesamt wurden für beide Teilbauwerke 11.480 Kubikmeter Beton und 5.430 Tonnen Stahl verbaut. Für die Entwässerung wurden über 600 Meter Entwässerungsleitungen verlegt. Nach Einbau einer noch ausstehenden Lärmschutzwand in Fahrtrichtung Dortmund ab Mai 2022 sind insgesamt rund 600 Meter Lärmschutzwand auf der Brücke sowie 120 Meter in den Vorfeldern neu eingesetzt worden.
Neue Dütebrücke wichtig für Verkehrsfluss auf der A1
„Der Ersatzneubau von Brücken oder deren Verstärkung bis zum späteren Neubau sind zentrale Themen der Autobahn Westfalen“, so Gerlach. Bereits Anfang Februar hatte die Autobahn Westfalen durch die Verstärkung der benachbarten Brücke über den Stichkanal und die Hase auf der A1 zwischen Osnabrück-Hafen und Osnabrück-Nord deren Lebensdauer bis zum Ersatzneubau in den frühen 2030er Jahren verlängert. „Wenn wir nun noch im Frühjahr 2025 den aktuell laufenden sechsstreifigen Ausbau der A1 zwischen Bramsche und Lohne/Dinklage abgeschlossen haben, stehen Verkehrsteilnehmern zwischen dem Kreuz Lotte/Osnabrück und der Ahlhorner Heide durchgängig drei Fahrspuren je Richtung zur Verfügung“, unterstrich Gerlach.
Neuer Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Beidseitig der Dütebrücke befinden sich geschützte Biotope. „Die Fläche liegt als Biotopkomplex in einem Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet, auf das wir beim Neubau der Brücke ganz besonders geachtet haben“, sagte Stephan Rex, Dipl.-Ing. Landespflege im Geschäftsbereich Bau und Erhaltung bei der Autobahn Westfalen. Durch den Neubau ist dieses Schutzgebiet nicht beeinträchtigt worden. Dennoch hat sich einiges verändert.
Der Bachverlauf der Düte lief zuvor diagonal unter der Brücke. „Jetzt schlängelt sich die Düte, angelegt mit Flachuferzonen, in Schleifen unter der Brücke hindurch. Die Uferbereiche sowie die oberen angrenzenden Flächen werden im Sommer mit regionalen Saatgutmischungen angesät“, so Rex. Im Herbst pflanzen die Landespfleger Strauchhecken und befestigen Uferböschungen mit Erlen und Weiden. Die Böschungsflächen im Bereich der Brückenwiderlager werden ebenfalls bepflanzt.
An dem Stützbauwerk zum Bahndamm wurden Nisthilfen für Ufer- und Mehlschwalben sowie für Eisvögel und Fledermäuse angebracht und ein Nistkasten für Fischotter aufgestellt. Insektenhotels bieten Wildbienen ein neues Zuhause. Für die Entwässerung wird unterhalb der Brücke ein so genannter Leichtflüssigkeitsabscheider mit Regenrückhaltebecken gebaut, damit das Wasser gereinigt wieder in die Düte eingeleitet werden kann. Bereits 2017 wurden angrenzend Ausgleichsflächen angelegt. Naherholungssuchenden ist das Betreten des schützenswerten Düteraums allerdings nicht gestattet.
Restarbeiten nach Ostern
Eine noch fehlende Lärmschutzwand auf der Brücke wird nach den Osterferien ab Anfang Mai in Fahrtrichtung Dortmund installiert. Die Arbeiten finden voraussichtlich parallel zu den Markierungsarbeiten für die drei neuen Fahrspuren statt. Der Verkehr wird dann für eine Dauer von rund 35 Tagen in Richtung Dortmund auf drei verengten Fahrspuren fließen und die Geschwindigkeit wird hier temporär auf 80 km/h reduziert. Die Autobahn Westfalen wird die Verkehrsteilnehmer rechtzeitig über den genauen Ablauf informieren.