Der Wohnungsmarkt in Osnabrück steht vor großen Herausforderungen, wie eine aktuelle Analyse des Pestel-Instituts zeigt. Laut der Untersuchung, die im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) durchgeführt wurde, müssen bis 2028 jährlich etwa 900 neue Wohnungen gebaut werden, um den bestehenden Bedarf zu decken. Besonders kritisch ist die Tatsache, dass aktuell rund 1.200 Wohnungen fehlen.
„Der Neubau ist notwendig, um das bestehende Defizit abzubauen und abgewohnte Wohnungen in alten Häusern zu ersetzen, die sich nicht mehr lohnen zu sanieren“, erklärt Matthias Günther vom Pestel-Institut.
Pestel-Institut: Wohnungsneubau in Osnabrück stockt
Doch der Wohnungsneubau in Osnabrück stockt: Laut Pestel-Institut wurden in den ersten fünf Monaten dieses Jahres lediglich 125 neue Wohnungen genehmigt – ein Rückgang um 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Damit ist die Bereitschaft, in Osnabrück neuen Wohnraum zu schaffen, innerhalb eines Jahres drastisch gesunken“, betont Günther.
2.830 leerstehende Wohnungen in der Friedensstadt
Auch der Leerstand in der Stadt trägt nicht zur Entlastung bei. Der aktuelle Zensus verzeichnet etwa 2.830 leerstehende Wohnungen in Osnabrück, doch ein Großteil davon ist nicht sofort bewohnbar. 1.150 dieser Wohnungen stehen bereits seit einem Jahr oder länger leer und müssten vor einer erneuten Vermietung aufwendig saniert werden. „Diese Wohnungen zu reaktivieren und an den Markt zu bringen, wird nur selten gelingen“, so der Leiter des Pestel-Instituts.
Katharina Metzger, Präsidentin des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel, kritisiert die aktuelle Politik. Sie warnt davor, die Leerstände gegen den Wohnungsbedarf aufzurechnen. „Es ist eine Milchmädchenrechnung, die leerstehenden Wohnungen gegen den aktuellen Bedarf an Wohnungen gegenzurechnen. Das funktioniert so nicht. Politiker, die das versuchen, betreiben Augenwischerei“, erklärt Metzger. Besonders scharf kritisiert sie die schleppende Umsetzung der im Koalitionsvertrag versprochenen 400.000 Neubauwohnungen, darunter 100.000 Sozialwohnungen.
Die Lage ist ernst
Die Lage sei so ernst, dass ohne stärkere staatliche Unterstützung weder Neubauten noch notwendige Sanierungen in ausreichendem Umfang realisiert werden könnten. Insbesondere der soziale Wohnungsbau leidet unter unzureichender Förderung. Laut Pestel-Institut wären jährlich mindestens 12 Milliarden Euro notwendig, doch für 2025 hat die Bundesregierung lediglich 3,5 Milliarden Euro eingeplant. „Das reicht hinten und vorne nicht“, so Metzger, die gemeinsam mit dem Pestel-Institut eindringlich vor einer „Absturz-Spirale beim Wohnungsneubau“ warnt.
Steigender Wohnungsbedarf, aber weniger Neubau
Die Situation sei fatal: Während der Wohnungsbedarf weiter steige, gehe der Neubau rapide zurück. Dies habe nicht nur wirtschaftliche Folgen, sondern auch soziale. „Wenn sich Menschen wochen- und monatelang um eine neue Wohnung kümmern müssen, dann braut sich da etwas zusammen. Das ist Gift für das soziale Miteinander in der Gesellschaft“, warnt Metzger abschließend.
WiO baut bis Herbst 2025 zwei Mehrfamilienhäuser im Landwehrviertel
Im nördlichen Teil des Osnabrücker Landwehrviertels ist immerhin ein weiteres WiO-Projekt im Bau: Bis zum Herbst 2025 sollen hier zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 54 Wohnungen entstehen – rund 80 Prozent davon gefördert und somit für Menschen mit Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein (wir berichteten).