Das Rehabilitationszentrum für psychisch kranke Menschen in Osnabrück zog bereits im Sommer 2022 in die Knollstraße 82. Nach mehreren Monaten Wartezeit, dafür aber mit besserem Wetter, wird es am Mittwoch (10. Mai) eingeweiht.
Im August 2022 bezog das Rehabilitationszentrum für psychisch kranke Menschen in Osnabrück seine neuen Räumlichkeiten an der Knollstraße 82. Der Umzug war dringend notwendig: Bereits 2014 bemängelte die Rentenversicherung als einer der Kostenträger der Behandlung die nicht mehr zeitgemäße Ausstattung des Gebäudes. Fehlende Notrufdrücker und mangelnde Barrierefreiheit waren zwei der Gründe, wegen der sich die Geschäftsleitung des RPKs nach neuen Möglichkeiten der Unterbringung umsah.
RPK ist Mieter bei der HHO
Die Planungen dafür begannen bereits 2015. „Ein Umbau des alten Gebäudes am Hesselkamp wäre zu teuer gewesen, also entschieden wir uns für einen Neubau“, erzählt der Geschäftsleiter Tobias Marquardt. „Und zum Glück war das Grundstück, auf dem wir uns heute befinden, noch frei. Wir konnten es pachten, suchten nach Investoren und begannen zu bauen.“ Einen Investor fand das RPK bei der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück, der die Räumlichkeiten jetzt gehören. Das Rehabilitationszentrum ist lediglich Mieter.
Medizinische und berufliche Rehabilitation – Hand in Hand
Das RPK ist auf medizinische und berufliche Rehabilitationsmaßnahmen ausgerichtet, wie der Sozialarbeiter Michael Schiffbänker erklärt. Im Vordergrund steht die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit von Menschen, die wegen einer psychischen Erkrankung aus dem Arbeitsalltag ausscheiden mussten. Dass medizinische und berufliche Reha Hand in Hand gehen, sei eine Besonderheit des RPKs in Osnabrück. „Der Übergang ist fließend und manchmal merkt man gar nicht, dass man von einer Stufe in die andere übergegangen ist“, erläutert Schiffbänker. Das multiprofessionelle Team, bestehend aus medizinischen und psychiatrischen Ärzten, einem psychologischen Dienst, Pflegekräften und Sozialarbeitern, begleitet die Klientinnen und Klienten durch ihren ganzen Aufenthalt. Sie haben unter anderem psychotische, depressive oder Borderline-Erkrankungen und sind zwischen 18 und 35 Jahre alt.
Langsame Rückführung in den Arbeitsalltag
Insgesamt hat das RPK in Osnabrück 40 Plätze, davon 24 stationär und 16 Teilstationär. Je nach Kostenträger und Fortschritt der Behandlung bleiben sie in der Regel zwischen einem und anderthalb Jahren in der Reha. Im RPK in Osnabrück steht zunächst die psychische Stabilität im Vordergrund – danach geht es in die berufliche Orientierung. Dafür arbeitet das RPK mit über 140 Kooperationspartnern sowie dem Ameos-Klinikum zusammen. Hier können sich die Klientinnen und Klienten in einem entspannten Arbeitsumfeld während der Ergotherapie erproben. „Hier gibt es die Bereiche EDV, Holz und Papier – aber um das inhaltliche geht es eigentlich nicht. Vielmehr geht es darum zu sehen, wie sich unsere Klienten im Umgang mit anderen verhalten und wie sie mit der Situation klarkommen“, macht Schiffbänker deutlich.
Auch Freizeitgestaltung gehört dazu
Die Wartezeit für einen Platz im Osnabrücker RPK beträgt je nach Aufenthaltsart zwischen drei und fünf Monaten. Erstmal aufgenommen, werden die Klientinnen und Klienten psychologisch und psychiatrisch aufgefangen. Auf Station leben alle in Einzelzimmern, aber teilen sich Küche und Balkon, um miteinander in Kontakt zu kommen. Verschiedene Freizeitangebote, wie Kochkurse, Schwimmausflüge, Entspannungszeiten und Sporteinheiten runden das psychologische Angebot ab. „Klar geht es bei uns um Rehabilitation, aber Freizeitgestaltung ist vor allem für die Zeit nach der Reha wichtig“, führt der Sozialarbeiter aus.
Noch mehr Leben im RPK
Am 10. Mai wird das RPK in Osnabrück offiziell eingeweiht – etwa acht Monate nach dem eigentlichen Umzug. „Die verspätete Einweihung liegt vor allem in der Corona-Pandemie begründet“, erzählt Geschäftsführer Marquardt lachend. „Wir waren uns lange nicht sicher, ob es neue Auflagen geben wird und ob sie unsere Planungen beeinflussen würden. Deswegen haben wir uns einfach für den Mai entschieden, in dem das Wetter dann hoffentlich auch gut ist.“ Noch ist der Neubau nicht fertig ausgestaltet, das kommt mit der Zeit. Kahle Weiße Wände sollen noch mehr Bildern weichen und insgesamt soll das Zentrum mehr Persönlichkeit bekommen. „Hier soll noch mehr Leben reinkommen“, findet Marquardt. „Auch wenn es sich beim RPK um eine medizinische Einrichtung handelt, soll es nicht wie in einer Klinik anfühlen.“