Um mehr als 30.000 Euro wurde die klamme Stadtkasse im Frühjahr erleichtert, damit entlang der Pagenstecherstraße (Page) Betonblöcke aufgestellt werden konnten. Seither wird so das Parken in den bestehenden Parkbuchten verhindert. Bereits nach einem knappen halben Jahr plant die Verwaltung schon wieder den Austausch der Betonblöcke, das wird dann mehr als doppelt so teuer.
Begründung für die kuriose Maßnahme mit den Betonblöcken: “Dooring”-Unfälle sollten verhindert werden, obgleich nach Recherchen unserer Redaktion in den vergangenen fünf Jahren lediglich ein einzelner entsprechender Unfall im Bereich der Page festgestellt werden konnte. Rein statistisch zählt die Page damit allerdings zu den Unfallschwerpunkten für dieses an sich seltene Unfallbild (insgesamt 88 Unfälle in fünf Jahren, 77 davon mit lediglich leichten Verletzungen auf Seiten der Radfahrer).
Inzwischen dämmert es der Verwaltung wohl auch, dass die Maßnahme mit den Betonblöcken wohl weder besonders ästhetisch noch ökologisch war (Beton gehört zu den klimaschädlichsten Baustoffen überhaupt), daher soll nun eine neue Maßnahme das Parken verhindern – und die dürfte doppelt so teuer werden wie die Betonblöcke.
Einmalig 63.000 Euro, danach “Pflegekosten” pro Baum in Höhe von 850 Euro
Gegenüber der Politik wird die zur Verabschiedung anstehende neuerliche Maßnahme gegen die Parkmöglichkeiten von der Verwaltung als “positives Zeichen für die anliegenden Gewerbetreibenden” bezeichnet. Deren Kunden dürfen zwar auch weiterhin nicht mehr vor den Läden parken, doch dafür sollen die Anlieger jetzt auch noch zur Kasse gebeten werden (siehe weiter unten).
Mit einmalig 63.000 Euro für die Anschaffung von Pflanzkübeln und die Bepflanzung rechnet die Stadtverwaltung in einer Beschlussvorlage, die den Kommunalpolitikern im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (StuA) am Donnerstag zur Diskussion und Verabschiedung vorgelegt wird. Weitere 60.000 Euro pro Jahr, so die Schätzung der Verwaltung, ist für die laufende Pflege und regelmäßige Bewässerung der im Pflanzkübel eingesperrten Wurzelballen einzuplanen.
Pro Baum sollen die jährlichen Pflegekosten bei 850 Euro liegen. Die Anschaffungskosten der Bäume – es sollen Ahornbäume gepflanzt werden – liegt bei lediglich 250 Euro pro Stück. Hinzu kommen noch u.a. Pflanzkübel (Lärchenholz), Erde und Arbeitskosten.
Einpflanzen von Bäumen in den entsiegelten Boden keine Option?
Ein klimafreundliches Entsiegeln der ehemaligen Parkflächen und eine Pflanzung von Bäumen direkt in den Boden wird den Ratsmitgliedern von Seiten der Verwaltung nicht vorgeschlagen. Diese Idee wurde von den Aktivisten von Extinction Rebellion angeregt und in einer Protestaktion im März auch einmal testweise durchgeführt, wofür es eine Strafanzeige der Stadt gab.
Endziel: die bestehenden Stadtbäume sollen Fahrradweg weichen
Bezahlen soll die Aufstellung von Pflanzkübeln und die notwendige Pflege nicht allein der Steuerzahler, sondern auch die anliegenden Unternehmensollen sich an den Kosten beteiligen. Wie genau die Anlieger davon überzeugt werden sollen für den Wegfall von Kundenparkplätzen auch noch zu bezahlen, ist offen.
Es sind aber “Gespräche” geplant, bei denen die Anlieger auch dazu bewegt werden sollen auf den eigenen Grundstücken Bäume zu pflanzen.
Ziel der Verwaltung ist wohl noch immer die bestehenden knapp 30 alten Stadtbäume entlang der Pagenstecherstraße – wenn erst genügend Ersatzbäume auf den Anliegergrundstücken gepflanzt sind – abzuholzen, um so Platz für einen Fahrradweg zu schaffen.
Was passiert mit den im April aufgestellten Betonblöcken?
Die nur für wenige Monate aufgestellten Betonblöcke (Kosten pro Stück: 85 Euro) sollen auf den Grün- und Abfallsammelplätzen entsorgt werden einer nicht näher definierten neuen Verwendung zugeführt werden.