Am vergangenen Donnerstag (09.05.) war der selbst ernannte Anzeigenhauptmeister, mit bürgerlichem Namen Niclas Matthei (18), zu Gast im Alando Palais Osnabrück. Bekannt geworden durch eine TV-Reportage als Jäger von Parksündern, stand er in der Diskothek für Fotos und Autogramme zur Verfügung. Die Tageszeitung NOZ war dabei und hat nach ihrer Berichterstattung nun offenbar Stress mit dem Anzeigenhauptmeister.
Das ist der Grund: Die NOZ berichtete (hier hinter Paywall), dass Matthei seinen Alando-Besuch auch genutzt hat, um Falschparker in Osnabrück aufzuspüren und zudem eine Beschwerde an die Stadtverwaltung schicken möchte wegen eines seiner Meinung nach falsch aufgestellten Verkehrsschilds im Bereich Johannistorwall / Ecke Johannisstraße. In der mittlerweile geänderten Headline und im ersten Absatz des Berichts war die Rede davon, dass der Anzeigenhauptmeister die Stadt anzeigen wolle.
Anzeigenhauptmeister dementiert
Dies hat Niclas Matthei über seine Facebook-Seite jedoch dementiert. Er schrieb dazu: „Der Anzeigenhauptmeister will die Stadt Osnabrück selbstverständlich nicht anzeigen. Das ist eine Falschmeldung! Strafanzeige nach § 187 StGB ist nun gegen die NOZ raus und bei der Polizeiinspektion Osnabrück eingegangen.“ Die Polizei bestätigte das auf Anfrage unserer Redaktion. „Durch den ‘Anzeigenhauptmeister’ wurde eine Anzeige erstattet. Die weiteren Ermittlungen dauern an“, so Polizeisprecherin Kim Junker-Mogalle.
Unter dem Paragraph 187 führt das Strafgesetzbuch den Straftatbestand der Verleumdung an. Fraglich ist, ob der Straftatbestand in diesem Fall gegeben ist. Laut der Medienkanzlei Geßner Legal haben Medienopfer, welche von einer persönlichkeitsrechtsverletzenden, rufschädigenden Medienberichterstattung betroffen sind, aber in der Regel unter anderem Anspruch auf Berichtigung oder Widerruf unrichtiger Tatsachenbehauptungen.
Dem ist die NOZ inzwischen nachgekommen, hat die Headline korrigiert und den Bericht mit einer Anmerkung der Redaktion versehen, in der es heißt: „Der Artikel hatte zwischenzeitlich einen Titel, der darauf schließen ließ, dass der Anzeigenhauptmeister die Stadt Osnabrück verklagen wolle. Das ist nicht der Fall. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.“
Bislang noch keine Beschwerde bei der Stadt eingegangen
Wie die Stadt Osnabrück auf Anfrage unserer Redaktion am 16. Mai mitteilte, ist von Niclas Matthei bislang (Stand: 15. Mai) keine Beschwerde in Bezug auf das Verkehrsschild am Johannistorwall eingegangen. Auch habe er noch keine Ordnungswidrigkeiten angezeigt. Fans des Anzeigenhauptmeisters wissen allerdings, dass er Ordnungswidrigkeiten zunächst nur mit seinem Smartphone dokumentiert und dann in regelmäßigen Abständen einen Bürotag einlegt, um diese Ordnungswidrigkeiten an die entsprechenden Ämter weiterzuleiten. Nebenbei ist der aus Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt) stammende 18-Jährige Auszubildender im medizinischen Bereich.
Über die weg.li-App meldet der Anzeigenhauptmeister die Parksünder an die jeweiligen Ordnungsämter. Laut der App-Statistik belegte er im Jahr 2023 mit 4.226 Anzeigen den zweiten Platz. Im laufenden Jahr steht er aktuell mit 1.215 Anzeigen auf dem fünften Platz. Mit seinem außergewöhnlichen Hobby macht sich der Anzeigenhauptmeister nicht nur Freunde und wurde bereits von Fußballfans verprügelt.