Das Theater Osnabrück präsentiert mit „Tootsie“ eine gelungene Inszenierung des Musicals, das auf Dustin Hoffmans gleichnamigem Film aus dem Jahr 1982 basiert. Regisseur Ansgar Weigner beweist erneut sein Talent, die Bühne mit humorvollen Klischees und tiefgründigen Charakteren zu füllen. Das Ergebnis ist eine kurzweilige Aufführung, die das Publikum zu Lachsalven und stehenden Ovationen hinreißt.
Starke Hauptbesetzung
Die Handlung, geschickt von Robert Horn adaptiert und von David Yazbeks Musik begleitet, bleibt nah an der filmischen Vorlage. Dabei gelingt es dem Ensemble, die Geschichte von Michael Dorsey, einem erfolglosen Schauspieler, der sich als Frau verkleidet, um eine Rolle zu ergattern, auf die Bühne zu zaubern. Jannik Harneit überzeugt in der herausfordernden Hauptrolle als Michael/Dorothy mit einem beeindruckenden komödiantischen Talent und facettenreichem Schauspiel. Sein Auftritt – vor allem als Frau – wirkt glaubwürdig und ist schauspielerisch wie gesanglich perfekt.
Julia Lißel als Julie, die zweite Hauptrolle, liefert eine vielschichtige Darstellung und visualisiert glaubwürdig die aufkeimende lesbische Seite ihres Charakters. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern trägt maßgeblich zur gelungenen Inszenierung bei. Auch die Nebenrollen, besetzt mit Mitgliedern des Hausensembles und Studierenden des Osnabrücker Instituts für Musik (IfM), tragen zur Dynamik des Stücks bei.
Klischee-Feuerwerk und kritische Seiten des Theaterbetriebs
Die Inszenierung von Ansgar Weigner feuert einerseits ein Feuerwerk an Klischees ab, beleuchtet aber andererseits auch kritische Seiten des Theaterbetriebs, von Machtmissbrauch bis zum Gender-Pay-Gap. Die dynamische Choreografie von Andrea Danae Kingston, exzellent umgesetzt von den IfM-Studierenden, verleiht der Aufführung zusätzliches Broadway-Flair.
Die Kostüme und das Bühnenbild von Darko Petrovic rahmen das Bühnengeschehen gekonnt ein. Die Kostüme wirken authentisch und zeitgemäß, während die Bühne mit einer New Yorker Skyline und Versatzstücken verschiedene Schauplätze andeutet. Das Lichtdesign von Ingo Jooß sorgt für die richtige Atmosphäre und rundet das Gesamtbild ab.
Lachsalven und stehende Ovationen
„Tootsie“ am Theater Osnabrück ist keine überdrehte Drag-Show, sondern erzählt die Geschichte eines heterosexuellen Mannes, der in der Rolle einer Frau auf unkonventionelle Weise zu sich selbst findet. Die gelungene Umsetzung und die kurzweilige Inszenierung verdienen Lob und werden vom begeisterten Publikum mit Lachsalven und stehenden Ovationen belohnt. Eine Empfehlung für alle, die eine unterhaltsame Mischung aus Komödie und Gesellschaftskritik auf der Bühne erleben möchten.