Herfried Münkler, Politikwissenschaftler, spricht sich für den Ausbau Europas militärischer Macht und insbesondere einer eigenen nuklearen Abschreckung aus. Er sieht die Notwendigkeit, auf die veränderte geopolitische Lage zu reagieren und die Unabhängigkeit Europas von den USA zu stärken.
Münkler plädiert für stärkeres europäisches Engagement
Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler appellierte im Sender Phoenix an die europäischen Nationen: „Ich bin der Auffassung, die Europäer müssen eine eigene nukleare Abschreckungskomponente haben“. Er warnte davor, sich „nicht mehr bedingungslos auf die USA zu verlassen“, die bislang einen „nuklearen Schutzschild“ über den Kontinent hielten. Angesichts der US-Präsidentschaftswahlen im November müsse Europa handeln. Sollte Trump erneut gewählt werden, folge daraus, „dass sich die USA aus diesem Konflikt gänzlich zurückziehen“, so der Politologe.
Europa als politischer Akteur
Um die Position Europas zu stärken, müsse der Kontinent zu einem „politischen Akteur“ werden, betonte Münkler. Eine kleinere Gruppe europäischer Staaten – darunter Frankreich, Deutschland, Polen, Spanien und Italien – könne zum „Aufbau nuklearer Fähigkeiten“ und zur „Herstellung von Glaubwürdigkeit in der Abschreckung“ ein „gemeinsames Oberkommando“ übernehmen.
Kritik an der europäischen Politik
Münkler kritisierte die späte Reaktion Europas auf den Konflikt in der Ukraine und bezog sich dabei auf die Waffen- und Munitionsproduktion, die erst Anfang 2024 hochgefahren wurde. Er sprach von der „notorischen Schlafmützigkeit der europäischen und auch der deutschen Politik“.
Gefahren des Stillstands
Münkler warnte weiterhin davor, den Krieg in der Ukraine auf den gegenwärtigen Frontlinien zu „einfrieren“. Dies könne weitreichende Folgen haben, darunter eine große Fluchtbewegung und die Gefahr, dass „man in Europa mit Waffengewalt Grenzen verschieben“ könne.
Blick auf den Nahen Osten
Auch den Konflikt im Nahen Osten betrachtet Münkler kritisch. Auf die Frage, ob der Iran durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine dazu ermutigt werden könnte, seine Vorherrschaft im arabischen Raum auszubauen, antwortete Münkler: „Dafür spricht vieles.“
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