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Morgenkommentar: Merkels Werk und Laschets Beitrag

Zwei Tage nach der Bundestagswahl sitzt der Schock bei Unionsanhängern wohl immer noch tief und manch einer mag sich fragen, warum er nicht vor ein paar Monaten auf einen Wahlsieg der SPD gewettet hat? Ich kenne die Quoten nicht, aber für einen überschaubaren Wetteinsatz gäbe es jetzt wohl eine Auszahlung, für die man sich Teile Belgiens, mindestens aber einen Mondflug mit Elon Musk oder auch den Osnabrücker Neumarkt kaufen könnte.

Ein Kommentar von Heiko Pohlmann

Dabei war es doch absehbar! Wann hat jemals eine Personalentscheidung, bei der Angela Merkel ihre Finger im Spiel hatte, der CDU im Speziellen oder auch ganz allgemein Deutschland weitergeholfen?
Zum Beispiel Christian Wulff, der eigentlich immer das Kanzleramt als Ziel hatte, von der Kanzlerin auf den Präsidentenjob weggelobt und dann vor dem Hintergrund einer arg konstruierten Kampagne fallengelassen wurde wie eine heiße Kartoffel.
Geradezu beispielhaft sind auch die Personalien Ursula von der Leyen oder Annegret Kramp-Karrenbauer – beide die die personalisierte Unfähigkeit, aber gut genug für einen Posten als Verteidigungsministerin oder im Falle von „Flinten-Uschi“ jetzt sogar Europa-Mutti. Auch bei der Beförderung des Sparkassenkaufmanns Jens Spahn zum Gesundheitsexperten soll Merkel wohl ihre Finger im Spiel gehabt haben. Die Folgen kennt man: Spahn wurde binnen Rekordzeit vom Hoffnungsträger der CDU zum Skandalminister.

Was hätte die CDU doch reißen können, hätte sie konservatives Profil mit einem designierten Merkel-Nachfolger gezeigt, der nicht so dämlich gewesen wäre vor laufender Kamera im Flutgebiet den Aachener Karnevalsprinzen zu geben?
Ganz eindeutig war das ungeschickte Auftreten im Überschwemmungsgebiet der Wendepunkt des Wahlkampfs und der Beginn der „Zerstörung der CDU“, für die es keinen YouTuber mit blauen Haaren und ein wenig zu hektisch geschnittenen Videos brauchte – das hat der Armin ganz alleine geschafft, der Wunschkandidat von Angela Merkel.

Erinnert sich noch jemand daran, dass es rund einen Monat vor der vergeigten Bundestagswahl ernsthafte Forderungen aus der CDU-Bundestagsfraktion gab, den Kandidaten-Darsteller Laschet gegen einen echten Scholz- oder Baerbock-Herausforderer auszutauschen?
Markus Söder oder Friedrich Merz wären auch da vielleicht noch bereit gewesen und hätten sicher nicht nur die Basis der CDU begeistert. Diejenigen, die in den vergangenen Monaten gegen Merz oder Söder gewettert haben, hätten ohnehin nie die CDU gewählt.

Warum die Delegierten der CDU und die Parteioberen sich so vehement gegen die beiden konservativen Vertreter gestellt haben und nicht der Basis folgten? Die Antwort darauf heißt wohl auch Angela Merkel. Ausgleichende Gerechtigkeit: Diese Blockadehaltung gegen die eigenen Mitglieder hat nun zahlreiche Politiker-Karrieren zerstört und wird Angela Merkel in den Geschichtsbüchern immer mit dem desaströsen Wahlergebnis vom vergangenen Sonntag verbinden. Wenn es für die CDU schlecht läuft in den womöglich kommenden Oppositionsjahren, wurde am vergangenen Sonntag auch der Status der Union als Volkspartei beendet.

Die Osnabrücker-CDU-Prominenz (Fritz Brickwedde, Franz-Josef Schwack, Katharina Pötter und Eva-Maria Westermann) rätselt... was will uns Armin Laschet mit dem ausgestreckten Finger sage? Foto: Pohlmann
Die Osnabrücker-CDU-Prominenz (Fritz Brickwedde, Franz-Josef Schwack, Katharina Pötter und Eva-Maria Westermann) rätselt… was will uns Armin Laschet mit dem ausgestreckten Finger sage? Foto: Pohlmann

Für mich persönlich war der Wahlkampfauftritt von Armin Laschet am 18. August in der Osnabrücker Innenstadt der Moment, an dem mir klar wurde „mit dem Clown wird das nichts“.
Schaut man sich die Bilder von damals an, sieht man an den Gesichtern der Osnabrücker CDU-Granden, dass der Funke vom Grinsekandidaten einfach nicht überspringen wollte.

Schade, hätte ich spätestens im August doch ein paar Euro auf einen Wahlsieg der SPD gewettet, ich wäre jetzt sicher ein reicher Mann. Vielleicht hätte ich von dem Gewinn auch Angela Merkel einen Mondflug bezahlt? Gerne auch am Erdtrabanten vorbei, in unendliche Weiten – den Laschet hätte sie gerne mitnehmen können.

 


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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