Ostern ist ausgefallen. Der 01. Mai auch. Himmelfahrt ist mehr schlecht als recht gelaufen und selbst die Pfingsttage werden dieses Jahr mit Sicherheit nicht der Oberbrüller werden.
Ein Kommentar von Wolfgang Niemeyer
Ich wundere mich, dass die Kirchen sich den kompletten Shutdown ihrer nach Weihnachten wichtigsten Feiertage so widerstandslos gefallen lassen. Wobei der 01. Mai natürlich kein kirchliches Fest ist. Aber er passt gut in diese Aufzählung. Von Politik und Verwaltung sind alle wichtigen Tage in diesem Frühling auf Gelegenheiten zum Besaufen und Verreisen reduziert worden. Innenminister mahnen zur Besonnenheit und drohen mit Polizei und Ordnungsamt. Die eigentliche Bedeutung dieser Tage wird überhaupt nicht mehr erwähnt. Als sei es ganz selbstverständlich, dass einem übergeordneten Ziel alles andere unterzuordnen ist. Was macht das mit den Menschen, wenn bedeutende spirituelle Dinge, seien es die Rechte der Arbeiter oder die Auferstehung Jesu Christi, so mir nichts dir nichts völlig belanglos werden? Die Leitlinien unseres Lebens geraten offensichtlich gerade gewaltig aus den Fugen. Die gewohnten Orientierungslinien des Alltags haben ihre gewohnte und wichtige Funktion zur Strukturierung des Alltags verloren. Frühling war bislang der gefühlte Beginn der schönen Tage des Jahres, des Aufblühens der Natur, der Vorfreude auf den Sommer. Davon ist nichts mehr zu spüren. Geblieben ist ein Volk von Maskenträgern, verängstigt, verzweifelt und verunsichert. Eine zerstörte Wirtschaft, die jegliche Zukunftsperspektive verloren zu haben scheint. Kinder, die seit Monaten nicht mehr zur Schule gehen, und Eltern, die sich fragen, wie dieser Bildungsrückstand je wieder aufgeholt werden kann. Und ein verlorener Frühling. Hoffentlich wird der Sommer besser!
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