Eine Weisheit teilen Kriminelle ebenso wie Ermittler: Wer betrügen will, findet seine Opfer am ehesten unter Betrügern!
Foto Sparbuch: Flickr, FuFu Wolf CC BY 2.0
Und nein, ich will mit dem einleitenden Satz nicht unterstellen, dass Finanzchef Thomas Fillep (SPD) und Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (CDU) auf die dunkle Seite des Wirtschaftslebens gewechselt sind.
Aber die Frage steht wie ein Elefant im Raum, ob nicht die gesamte Osnabrücker Lokalpolitik, zumindest die Parteien, die aktiv an der Kontrolle des Finanzgebarens der Stadt beteiligt sind, sich böse versündigt haben? Also „fast schon kriminell“, denn bei 14 Millionen Euro ist mangelnde Kontrolle durch nichts zu entschuldigen, auch nicht mit einem Fingerzeig auf den bösen bösen Banker, der bereits als der eigentliche Schuldige in dieser Angelegenheit ausgemacht wurde.
Ein Kommentar von Heiko Pohlmann
14 Millionen Euro, die auch eine „eigentlich“ total überschuldete Stadt wie Osnabrück mal kurzfristig liquide hatte, sind auf den Konten der Bremer Skandalbank Greensill verschollen, möglicherweise sogar verloren.
Stadtkämmerer Fillep flüchtet sich – und rein formal ist daran sicher nichts auszusetzen – auf externe Ratings, die dem eher kleinen Bremer Bankhaus bis zuletzt ein gutes Zeugnis und ein sehr geringes Ausfallrisiko der Geschäfte bescheinigten.
„Ein Betrugs- und Verschleppungsfall sondergleichen“, sei da in Bremen passiert. pflichten die Genossen Susanne Hambürger dos Reis, als SPD-Fraktionsvorsitzende, und Philipp M. Christ, Finanzpolitiker der SPD, dem unter Beschuss geratenen städtischen Finanzchef pflichtschuldig in einer am Freitagabend veröffentlichten Erklärung bei.
Bank gegründet von einem australischen Zuckerrohrpflanzer
Schaut man sich aber mal an, wem die Osnabrücker Gelder anvertraut wurden, frage ich mich – kriminelle Energie der Banker aus Bremen und dem fernen Queensland in Australien hin oder her – wie ausgerechnet einer solchen Bank die in Osnabrück erwirtschafteten Steuergelder anvertraut werden konnten?
Ganze 44 Jahre alt ist der australische Banker Lex Greensill, der erst vor 10 Jahren, also 2011 den britischen Finanzdienstleister Greensill Capital gegründet hatte – im für einen Banker „zarten Alter“ von 34 Jahren.
Davor, so berichtet der Business Insider, hat der Sohn einer Farmerfamilie, deren Haupterwerb im Anbau von Süßkartoffeln, Erdnüssen, Melonen und Zuckerrohr besteht, nach seinem Jura-Studium u.a. in einer Bauernvereinigung Berufserfahrung gesammelt, bevor er sich für das Bankgewerbe interessierte und bereits sieben Jahre nach seinem Juraabschluss sein Finanzunternehmen gründete.
Ich finde, wir müssen endlich zurück zu alten Tugenden finden und nicht immer nach dem Anschein schauen, sondern nach den wirklichen Fähigkeiten und Hintergründen.
Und bei allem Respekt vor der Jugend und den Sprösslingen von australischen Bauernfamilien… so jemand wie Lex Greensill hätte niemals Zugriff auf städtische Gelder bekommen dürfen!
Wieso nicht städtische Gelder bei einer lokalen Bank parken?
Wir haben in Osnabrück mit der Sparkasse, an der die Stadt Osnabrück auch beteiligt ist, auch noch die Volksbank Osnabrück. Beides Kreditinstitute, die hier selbst zum Steueraufkommen beitragen. Ironie der Geschichte: Auch die Steuerzahlungen der seriösen Osnabrücker Geldinstitute wurden wohl bei der seltsamen Bank eines australischen Bauernsohns „verbrannt“.
Wenn ich eines von unseren Feierabendpolitikern in der kommenden Ratssitzung erwarte, dann ist es, dass schnellstmöglich eine Anweisung an die Stadtverwaltung ergeht, dass in Osnabrück erwirtschaftete Steuergelder, Gebühren und Erträge ausschließlich auf Konten lokaler Banken mit Sitz in Osnabrück angelegt werden.
Selbst wenn für Einlagen bei seriösen und lokalen Banken „Strafzinsen“ zu zahlen sind, gehört städtisches Geld auf eine seriöse Bank, und die haben wir hier vor Ort!
Mit Strafzinsen müssen sich derzeit viele Bankkunden herumärgern, aber gibt es deswegen einen Run auf so seltsame Institute wie die Greensill Bank? Nein, denn ein Großteil der Bankkunden ist die Sicherheit und Seriosität von Sparkasse und Volksbank wichtiger als ein paar Euro zusätzlicher Bankgebühren.
Warum unsere Lokalpolitiker, unter deren Aufsicht und Verantwortung der Stadtkämmerer gehandelt hat, das anders gesehen haben, sollte allerdings auch noch aufgearbeitet werden. Schließlich waren alle Beteiligten „gewarnt“; mit vermeintlich cleveren Anlagen in Schweizer Franken Ist Osnabrück ja schon mal ordentlich reingefallen.
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