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Morgen-Kommentar: Niemand hat die Absicht, das Spazierengehen zu verbieten

Selten haben zwei Sätze für so viel Aufregung bei Facebook gesorgt, wie das Intro zu den leider inzwischen alltäglich gewordenen neuen Fallzahlen des gemeinsamen Krisenstabes von Stadt und Landkreis Osnabrück am Donnerstagvormittag.

Ein Kommentar von Heiko Pohlmann

„Kommt jetzt die Quittung für die vielen Frühlingsspaziergänge vor und während der Osterfeiertage? Die Infiziertenzahlen in der Region ziehen wieder leicht an“, stand und steht da immer noch bei Facebook und ich gestehe: Diese beiden Sätze habe ich geschrieben.

Wer dem Link unter den beiden so heftig kritisierten Sätzen folgt, darf die üblichen trockenen Zahlen lesen. Zahlen, hinter denen sich Schicksale und leider auch wieder drei weitere Tote verbergen.

Shitstorm bei Facebook: Alles nur wegen der Klicks?

„Wie kann man nur?“, lautete der Tenor zahlreicher Kommentare bei Facebook. Mehrfach wurde uns auch unterstellt, wir von der HASEPOST würden mit solchen gezielten Provokationen künstlich ‚Klicks‘ erzeugen wollen (aka „Clickbait„), um damit Werbegelder zu generieren.
Ich kann es nicht verneinen, ein Intro bei Facebook soll natürlich neugierig darauf machen, was sich hinter dem Link auf einen Artikel verbirgt, damit der Leser dann darauf klickt.
Es stimmt, mit jedem Aufruf einer Seite auf hasepost.de werden Werbebanner angezeigt und damit wird dann ein klitzekleines Stückchen von dem Geld verdient, mit dem der Betrieb der HASEPOST bezahlt wird. Eine andere Einnahmequelle haben wir nicht.

Und tatsächlich soll so ein Intro bei Facebook – wenn das Intro gut geschrieben ist – auch zu Diskussionen anregen. Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Intro immer nur aus wenigen Wörtern und kurzen Sätzen besteht; hier fehlte aber vielleicht tatsächlich noch der ein oder andere Satz, den ich jetzt gleich nachliefere.

Und gleich vorweg: Das Spazierengehen, das will ich ganz bestimmt niemandem verbieten!

Wie sieht es denn aktuell aus am Rubbenbruchsee oder am Stichkanal?

Hier also meine ganz persönlichen Beobachtungen der letzten Frühlingstage und des Osterwochenendes: Wie viele andere Osnabrücker war auch ich mehrmals am Rubbenbruchsee, bin mit dem Fahrrad am Kanal entlanggefahren und habe mir zwischen den Feiertagen sogar einen Bummel durch die fast menschenleere Innenstadt gegönnt.
Neben frischer Luft habe ich meinem Körper damit auch Bewegung verschafft und bestimmt auch das für die Immunabwehr so wichtige Sonnenlicht-Vitamin D gebildet.

Leider habe ich bei diesen Spaziergängen und Radtouren auch nicht nur gute Erfahrungen gemacht, obwohl die eindeutig überwogen. Die weitaus meisten Osnabrückerinnen und Osnabrücker haben ihre Frühlingsgefühle im Griff gehabt und die Abstandsregeln beachtet und allenfalls mit einer Partnerin oder einem Partner Händchen gehalten. Und tatsächlich habe ich keinen besonders übervollen Rundweg um den Rubbenbruchsee erlebt. Auch am Stichkanal war es – zumindest als ich da war – nicht sonderlich voll. Abstandhalten war möglich und die meisten haben sich auch danach gerichtet.

Aber dennoch, ich habe sie gesehen, jene Menschen, die zu Dutzenden um eine Parkbank herumlungern und palavern, als sei Corona auch heute noch nichts als eine exotische Biermarke. Die Jogger, die sich hechelnd und verschwitzt direkt zwischen Spaziergänger hindurchdrängelten. Und die wild am Kanalrand umhertobenden Kinder, die ganz gewiss nicht nur zu einem Elternpaar gehörten, es sei denn, alle Großfamilien dieser Stadt waren an diesem Nachmittag an diesem Ort versammelt.

Die Polizei musste viele ernste Gespräche führen

Sieben Ordnungswidrigkeiten wurden nach dem Infektionsschutzgesetz angezeigt. 16 Platzverweise und 148 ernste Gespräche und Ermahnungen verzeichnete die Polizei allein am Ostermontag, der ja rein wettertechnisch nicht einmal mehr so gut war. Ich finde, das ist eine hohe Zahl, schließlich erkennt man einen Streifenwagen, so wie ich ihn auch am Rubbenbruchsee auf Patrouille gesehen habe, schon von weitem.

Glücksspiel am Rubbenbruchsee und am Kanal

Vor diesem Hintergrund bleibe ich dabei: Die vergangenen Frühlingstage – natürlich nicht erst die Ostertage – werden sich vermutlich auch in der Infektionsstatistik wiederfinden; sollte auch nur einer der verantwortungslosen Jogger, eines der umhertobenden Kinder oder einer der Jugendlichen von der Parkbank unwissentlich das Virus verbreitet haben. Vielleicht noch nicht in den Zahlen von gestern, aber da die Inkubationszeit für eine Covid-19 Infektion laut RKI häufig nur wenige Tage beträgt, wäre ich mir da nicht sicher.

Wenn auch die meisten Osnabrückerinnen und Osnabrücker sich trotz des schönen Frühlingswetters und der Osterfeiertage hervorragend verhalten haben: Einige Zeitgenossen haben es anscheinend immer noch nicht kapiert.

Und deshalb bleibe ich dabei: „Kommt jetzt die Quittung für die vielen Frühlingsspaziergänge vor und während der Osterfeiertage?“

Natürlich hoffe ich von ganzem Herzen, mich geirrt zu haben. Die aktuellen Zahlen aus dem Krisenstab von Stadt und Landkreis Osnabrück, die am Freitagmorgen veröffentlicht wurden, geben Grund zur Hoffnung. Dass es allerdings erneut zwei Todesfälle zu beklagen gibt, sollten auch die Verantwortungslosen, die bei dem guten Wetter erneut überall anzutreffen sein werden, bitte zur Kenntnis nehmen: Es könnte auch Deine Omi oder Dein Opa sein, oder jemand aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis, der nicht so ein gutes Immunsystem hat wie Du!

Hier finden Sie alle bislang erschienenen “Morgen-Kommentare”.


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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