Morgen ist Heiligabend und die Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit beginnt. Doch in diesem Jahr ist alles etwas anders: Durch die Corona-Pandemie können wir Weihnachten nicht in großem Kreis, mit vielen Freunden und Familie feiern. Gerade jetzt zählen auch die kleinen Gesten.
Ein Gastkommentar von Burkhard Riepenhoff
Hier kommt eine Weihnachtsgeschichte – und sogar eine wahre aus der Osnabrücker Altstadt, also aus der direkten Nachbarschaft der HASEPOST: Der Lockdown trifft die Gastronomie bekanntlich hart, auch das hochfeine griechische Restaurant „Almani“ direkt am Heger Tor musste schließen. Gastwirt Marinos Ioannidis, ein Grieche von Geburt und aus Überzeugung, lässt den Kontakt zu seinen Kunden aber nicht abreißen und bietet ein griechisches Lebensmittel zum Abholen an, das im grauen Osnabrücker Winter genau richtig ankommt: Wunderbar saftige Orangen, die jede Menge Sonne Griechenlands gespeichert haben und die frisch gepflückt aus dem großen Garten von Marinos Schwester per Lastwagen direkt nach Osnabrück gebracht worden sind. Unbehandelt, ungewachst, der pure Genuss. Richtig weihnachtlich wird die Sache allerdings erst durch Marc Prasse von der Medienhochburg GmbH, der sechs Kisten gekauft und gemeinsam mit Sohnemann Mats zur Berufsfeuerwehr an der Nobbenburger Straße gebracht hat als „kleine Aufmerksamkeit und Dankeschön an die Einsatzkräfte und kleine Unterstützung für Restaurantbesitzer in einer schwierigen Zeit“, wie er auf Facebook schreibt.
Auch in diesen schwierigen Zeiten kann es also ganz einfach sein, dem Weihnachtsmann ein bisschen zur Hand zu gehen. Natürlich sollte immer und überall auf die Corona-Regeln geachtet werden, aber trotzdem oder gerade deshalb kann der alten Nachbarin ja angeboten werden, für sie einkaufen zu gehen – und ihr dann als kleine Überraschung süßen Lebkuchen mitzubringen. Und auch der alleinstehende ältere Herr aus dem Stockwerk oben freut sich über ein nettes Wort und das Angebot, ihm eben die schwere Wasserkiste hochzutragen. Wer den gestressten Post- und Paketboten die Arbeit leichter macht und ein Päckchen für den Nachbarn annimmt, der kann sich dabei auch einfach mal bei den Boten in gelb, blau oder braun für ihren Einsatz bedanken und seinem Dank mit einer Münze oder sogar einem kleinen Schein Nachdruck verleihen.
Für die Generation der Großeltern wird dieses Weihnachten in ganz vielen Fällen so ganz anders verlaufen als alle anderen Weihnachten zuvor. Auch wenn es noch so schwer fällt, auf die Besuche von Kindern und Enkeln zu verzichten – es muss sein, sonst wird das Weihnachten 2020 vor allem eine schöne Bescherung für das Virus. Briefe und Päckchen sind zwar gewiss schon längst zur Post getragen worden, doch was passiert an Heiligabend? Viele Familien schalten sich technisch zusammen per Zoom oder Skype und mit etwas Nachhilfe können bestimmt auch diejenigen Omas und Opas dabei sein, die bisher mit der Technik nicht so viel am Hut hatten. Alles eine Frage der rechtzeitigen Vorbereitung und des guten Willens, einfach mal ausprobieren.
Und dann sind da noch die Krankenschwestern, Altenpfleger, Ärzte, Polizisten, Busfahrer, Lokführer, Mitarbeiter der Rettungsleitstelle und der anderen Berufe, die an den Feiertagen Dienst schieben und allen anderen ein schönes und friedliches Weihnachtsfest erst ermöglichen. Auch die Feuerwehrleute gehören dazu, klar, die wollen wir hier nicht vergessen, auch wenn sie schon kistenweise köstliche Orangen bekommen haben. Wer die Gelegenheit hat, der kann bei jeder einzelnen Frau und bei jedem Mann im Dienst einfach direkt „Danke“ sagen. Und alle anderen können für diese Engel des Alltags eine Kerze anzünden und sich und ihnen ein gutes neues Jahr wünschen – 2021 hat schließlich jede Menge Luft nach oben.
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