Was ist wirklich wichtig? Das lernen wir in der Krise. Und zwar je klarer, desto größer die Krise ist. Viel klarer als in derzeitigen Krise auf Leben und Tod war die Unterscheidung zwischen wichtig und unwichtig also noch nie. Unwichtig sind Partys, Familienfeiern, Spieleabende, Kindergeburtstage, WG-Feten, Essen mit Freunden, das Training mit der Mannschaft und noch ganz viele andere Dinge – jeder kann sich da seine eigene Liste machen, je länger, desto besser.
Ein Gastkommentar von Burkhard Riepenhoff
Wirklich wichtig sind Gesundheit, Wohnen, Essen und Trinken. Um die Gesundheit kümmern wir uns alle am besten, wenn wir mit dem Hintern zuhause bleiben, wenn wir also einfach mal Wohnen. Wohnen kann man gar nicht genug derzeit und es war noch nie so leicht, ein Lebensretter zu werden: einfach auf dem Sofa sitzen oder liegen bleiben, fertig. So wird jeder ein kleiner Held, in dem er sich nur faul verhält.
Kommen wir zu Essen und Trinken und damit zu den großen Helden, genauer gesagt zu den großen Heldinnen. Denn es sind meist Frauen, die uns in den Supermärkten die Regale wieder nachfüllen. Ja, auch mit Klopapier. Es sind meist Frauen, die an der Fleisch- oder Käsetheke arbeiten. Und vor allem sind es meist Frauen, die an der Kasse sitzen. Und die dabei Tag für Tag mit unzähligen Kunden zu tun haben, also mit uns. Die bei allem Stress sogar freundlich zu bleiben versuchen. Und die derzeit an Urlaub nicht mal denken. Bei jeder einzelnen dieser Heldinnen wollen wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken. Und was spricht dagegen, unseren Dank auch persönlich an der Kasse zu äußern? Gern auch mit einer Spende für´s Sparschwein des Teams, wenn das möglich ist?
Ein Gedanke noch: Diese größte Krise seit dem Weltkrieg wird ziemlich sicher länger dauern, als die Frauen an den Kassen durchhalten können. Was, wenn die erste Kollegin krank wird? Was, wenn die Kassiererinnen irgendwann einfach nicht mehr wollen? Die Betreiber der Supermärkte werden für diesen Fall planen müssen: aus Fürsorge für die Mitarbeiterinnen, aus Sorge um die Versorgung der Bevölkerung und nicht zuletzt aus Sorge um das eigene Geschäft. Also sind Supermarkt-Betreiber gut beraten, jetzt schon mal zu nachzufragen bei den Kollegen des Einzelhandels in allen Sparten von Textil- bis Buchhandel, die aktuell geschlossen sind. Die aber das Personal haben, das sich auskennt mit Waren und Kassen.
Bis dahin feiern wir weiter die Heldinnen, die Kasse machen. Sind freundlich zu ihnen, bedanken uns. Und gehen nur einkaufen, wenn es wirklich nötig ist. Am besten für die alten Nachbarn gleich mit.
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