Gesetzlich Krankenversicherte könnten sich laut Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), aufgrund drohender Praxisschließungen und fehlender Nachfolger in den nächsten Jahren auf längere Wartezeiten für Arzttermine einstellen.
Drohende Praxisschließungen und mögliche Auswirkungen
Die scheidende Generation der Baby-Boomer könnte laut Gassen in den nächsten Jahren zu einer Welle von Praxisschließungen führen. “Für Patienten heißt das dann: Wartezeiten von mehreren Monaten und viele Kilometer Anfahrt für den Arzttermin”, so Gassen. Er schätzt, dass dies bereits in zwei bis drei Jahren der Fall sein könnte, wenn rund zehn Prozent der Arztpraxen keine Nachfolger finden. “In den kommenden Jahren wird die Generation der Baby-Boomer in den Ruhestand gehen. Dann ist damit zu rechnen, dass rund zehn Prozent der Arztpraxen schließen, wenn sie keine Nachfolger finden – was bei den aktuellen Rahmenbedingungen zu befürchten ist.”
Forderungen an den Bundesgesundheitsminister
Angesichts dieser Prognosen fordert Gassen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dazu auf, die flächendeckende Versorgung sicherzustellen. “Die flächendeckende Versorgung steht konkret deshalb auf dem Spiel”, sagte Gassen. Eine ausreichende Finanzierung könnte die Gründung einer Praxis wieder attraktiver machen. “Leider tut er das bisher nicht, es gibt keinen Inflationsausgleich und die Ärzteschaft wird mit Bürokratie und unausgereiften digitalen Anwendungen wie dem E-Rezept gegängelt.”
Warten auf Reformen
Darüber hinaus kritisiert Gassen, dass man in haus- und fachärztlichen sowie Psychotherapeuten-Praxen “unverändert auf wichtige Reformschritte” warte. “Bisher hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach viele Versprechen gemacht”, sagte Gassen.