Guten Abend,
ich wollte an dieser Stelle eigentlich mal wieder etwas zum Thema Toleranz schreiben.
Mit der Toleranz ist es in diesem Land nämlich oft nicht so einfach, vor allem wenn es sich um Toleranz gegenüber Menschen handelt, die anders sind als wir selbst. Ob sie jetzt aus einem anderen Land kommen, einen anderen Glauben haben, eine andere sexuelle Orientierung pflegen oder eine andere politische Meinung vertreten: es fällt uns leicht, Toleranz für uns selbst einzufordern, aber bei der Toleranz für die, die anders sind, hört unser Verständnis meistens ziemlich schnell auf. Vielleicht liegt das ja in der menschlichen Natur.
Ich selber bin da leider keine Ausnahme. Ich habe für alles viel Verständnis gehabt in meinem bewegten Leben, aber um die Menschen, die mir am nächsten standen, habe ich mich leider viel zu wenig gekümmert. Meine Frau und meine beiden Kinder haben von mir nicht viel gehabt. Die Erziehung der Kinder stand an vielen Tagen ganz allein in der Verantwortung meiner lieben Frau Juliane Elisabeth, Gott habe sie selig. Unser Sohn Johann Ernst Justus ist seinerzeit viel zu früh von uns gegangen, im zarten Alter von gerade mal zwanzig Jahren. Und die Tochter Jenny geriet zum Glück nicht auf die schiefe Bahn, sondern schlug dann auch ähnlich wie ihr Vater eine Schriftstellerkarriere ein. Das war seinerzeit für Frauen höchst ungewöhnlich. Man kann sich vorstellen, wie stolz ich auf meine Tochter war. Wir sollten sowieso viel öfter eine Lanze für die Frauen brechen. Sie halten diese Welt am Laufen, und es wird ihnen meistens nicht nur nicht gedankt, es schlägt ihnen auch in unseren angeblich so modernen Zeiten immer noch jede Menge Verachtung und Unterdrückung entgegen.
Also schreibe ich an dieser Stelle statt über Toleranz mal über die Frauen. Ich habe mich bisher viel zu wenig mit ihnen beschäftigt. Es ist im Grunde ein wesentlich angenehmeres Thema, über Frauen zu schreiben als über die nervige Toleranz. Vielleicht hängt beides auch zusammen. Frauen sind die Sterne unseres Alltags, sie sind mir lieber als die meisten Männer, sie sind in der Regel sanfter, verständnisvoller, ehrlicher und vor allem schlauer. Sie zeigen ihre wahren Gefühle und machen nicht immer einen auf dicke Hose. Wir sollten unsere Frauen in Ehren halten. In Gesellschaften, wo Frauen nichts wert sind, funktioniert das Staatswesen in der Regel nicht besonders gut. In den sogenannten patriarchalischen Gesellschaften geht es nicht nur den Frauen schlecht. Die meisten Männer, vor allem natürlich die unverheirateten, haben nie einen unverkrampften Umgang mit Frauen gelernt. Das macht diese Männer auf eine gewisse Weise gefährlich. Sie verpassen die schönen Dinge des Lebens, sie haben ein Defizit bei der Wertschätzung anderer Menschen. Frauen machen mehr als die Hälfte der Menschheit aus, da ist es doch aberwitzig, sie von den wichtigen und zentralen Dingen, die für uns alle von Bedeutung sind, fernzuhalten. Ohne Frauen kann es keinen Fortschritt geben.
Nun war Deutschland über viele Jahrhunderte auch nicht grade ein leuchtendes Vorbild in Sachen Gleichberechtigung. Schuld daran hatte, man muß es leider in aller Deutlichkeit sagen, vor allem der christliche Glauben. Er verhinderte lange Zeit die Mitwirkung der Frauen in wichtigen Funktionen in Wirtschaft und Verwaltung. Nun bin ich ja von Geburt aus ein Lutheraner, wir sind da zum Glück ein wenig liberaler als die älteren christlichen Strömungen, was das Miteinander von Mann und Frau betrifft. Aber auch unsere Glaubensrichtung ist nicht frei von Schuld. Viel zu lange haben wir Frauen als Menschen zweiter Klasse betrachtet und behandelt. Wir Männer waren ungerecht, selbstherrlich und egoistisch. Wahrscheinlich hatten wir auch ein wenig Angst, weil wir insgeheim schon immer wußten, daß die Frauen uns Männern in vielen Dingen überlegen sind. Und wir dachten, wenn wir die Frauen klein halten und ihnen den Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe verwehren, dann fällt das nicht weiter auf.
Das ist ein schlimmer Irrglaube. Wenn Frauen schon früher die gesellschaftliche Stellung und Bedeutung innegehabt hätten, die ihnen heutzutage, zumindest in den westlich geprägten Gesellschaften, zuteil wird, dann wäre die Menschheit mit Sicherheit schon ein großes Stück weiter. Vielleicht gäbe es längst keine Kriege mehr, vielleicht wäre Toleranz dann für uns alle eine Selbstverständlichkeit und keine Besonderheit. Wenn Frauen auf der ganzen Welt mehr zu sagen hätten, dann wäre unsere Welt insgesamt eine Bessere. Frauen haben so eine beruhigende Wirkung, ich halte mich gern in ihrer Nähe auf. Wir Männer sollten einfach instinktiv unserem inneren Kompaß folgen, der führt uns schon in die richtige Richtung. Und dann landen wir sowieso unweigerlich bei den Frauen. Früher oder später trifft es uns (fast) alle, das liegt nunmal in unserer Natur. Und wenn wir ganz ehrlich sind: es ist gut so. Deshalb müssen wir auf unsere Frauen auch immer aufpassen. Wir müssen sie gut behandeln und lieb zu ihnen sein, denn sie sind etwas Besonderes. Sie sind unsere größten Schätze, und Schätze sollte man nicht einfach aus der Hand geben. Sie sind alles, was wir haben.
Ich werde jetzt in eine gemütliche Schänke gehen und die Frauen hochleben lassen. Sie haben es verdient. Vielleicht treffe ich dort ja auch ein paar von ihnen, das wäre schön. Immerhin ist Freitagabend. Ich wünsche allen Hasepost-Lesern ein tolles Wochenende! Seid nett zueinander!
Ihr
Justus Möser