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Mösers Meinung – zum Thema „Flüchtlinge“

Guten Abend,

ich bin auf der Suche nach dem großen Glück in Osnabrück!
Das ist in diesen unruhigen Zeiten kein leichtes Unterfangen. Auf meiner Suche bin ich vor einigen Tagen in einer Osnabrücker Kneipe gelandet. Hier durfte sogar noch geraucht werden, ohne daß man gleich schief angeguckt wird. An der Theke saßen leider nur Männer, die meisten schon etwas betagteren Alters, also genau meine Kragenweite. Es ging hoch her, jeder hatte einiges zu erzählen, jeder wollte lustig und weise zugleich sein, jeder meiner Thekenbrüder war auf seine Art der Größte. Es hat viel Spaß gemacht, dort an der Theke zu sitzen. Irgendwann nach dem zwanzigsten Bier kamen dann die schwierigen Themen zur Sprache. Es war von den Flüchtlingen die Rede, von der angeblich aufkommenden Fremdenfeindlichkeit, von Ressentiments. Einer gab zu bedenken: „Wie sollen wir denn mit den ganzen Flüchtlingen fertig werden, wo sollen sie wohnen, wie sollen sie eine Arbeit finden?“ Ein anderer stellte fest: „Dieser ganze Blödsinn mit `Refugees welcome` und `Wir schaffen das` hat doch die Leute erst hierher gelockt. Die passen doch gar nicht zu uns, ist doch eine ganz andere Kultur!“ Ein dritter warf ein: „Wir können die doch nicht alle wieder wegschicken. Denkt mal an unsere Geschichte, die Deutschen haben ja nun schon genug Blödsinn verzapft. Irgendwie wird sich schon alles finden!“ So gab ein Wort das andere, aber von einem befriedigenden Ergebnis waren die Diskussionsteilnehmer an der Theke weit entfernt.

Mösers Meinung Flüchtlinge

Da meldete sich plötzlich jemand zu Wort, der bisher nur schweigend vor seinem Bierglas gesessen und aufmerksam zugehört hatte. Ein etwas älterer Mann, Anfang bis Mitte 60. Seine grauen Haare hatten auch schon mal bessere Zeiten gesehen und das faltendurchzogene Gesicht zeugte von einem ereignisreichen Leben. Der Mann machte auf mich sofort einen sympathischen Eindruck. Er saß wohl schon länger hier, hatte ziemlich glasige Augen, seine Zunge war schwer, die richtigen Worte zu finden fiel ihm offensichtlich nicht leicht. Aber dann fing er zu reden an: „Wißt ihr was, wir Osnabrücker haben hier schon so viel Fremde aufgenommen, da kommt es doch auf ein paar tausend mehr oder weniger jetzt auch nicht mehr an. Wenn ich dran denke, wer sich hier schon alles breitgemacht hat. Alleine im Fußballstadion. Bielefelder, Meppener, Münsteraner. Von den Braunschweigern und Dresdenern ganz zu schweigen. Mögen tut die ja keiner, aber wir haben sie trotzdem reingelassen. Oder wer sich so alles auf unseren Straßen tummelt. Steinfurter, wohin das Auge blickt. Jetzt tarnen sich ein paar von ihnen zwar als Tecklenburger, aber das ändert ja nichts am problematischen Fahrverhalten. Landkreis Vechta, das Emsland, Coesfeld, Warendorf, Borken, selbst die Kamikazepiloten aus dem Cloppenburger Raum sind vertreten. Und wir leben immer noch. Oder denkt doch mal an die Westfalentage, wenn der halbe Kohlenpott die Innenstadt flutet. Auch damit sind wir fertig geworden. Da habe ich doch keine Angst vor ein paar Flüchtlingen. Schlimmer als bisher kann es doch gar nicht werden. Osnabrück liegt nunmal im Herzen Europas. An uns kommt keiner vorbei, ob wir wollen oder nicht. Wichtig ist, daß wir die Ruhe bewahren. Alles weitere findet sich von selbst. Ich trink jetzt noch noch einen, frohes Fest!“ Damit war die Diskussion für den Mann beendet. Vom vielen Reden hatte er offensichtlich so starken Durst bekommen, daß er sich zu einem frischen Pils auch gleich noch einen leckeren Wacholder bestellte.

Meine Thekenbrüder sahen sich nachdenklich an. Was sollten sie auf die Äußerung dieses Mannes erwidern? Niemand wußte eine passende Antwort. Mittlerweile war es spät geworden, und so zahlte ich meinen Deckel bei der netten Wirtin und trat hinaus ins Osnabrücker Schmuddelwetter. Mir hatte gut gefallen, was der Mann da von sich gab. Ich habe ja auch schon ein paar Jahre hinter mir und viele Leute kommen und gehen sehen. Jetzt leuchten in den Einkaufsstraßen wieder die Lichter und ein weiteres Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Eins von vielen. Und das Leben geht weiter. Hauptsache, wir bewahren die Ruhe. Wir wissen sowieso nicht, wie die Zukunft aussieht. Und wenn die Leute aus aller Welt, aus Syrien, Steinfurt oder Bielefeld, unbedingt nach Osnabrück wollen, dann laßt sie doch kommen! Ich finde, das ist eine schöne Weihnachtsbotschaft. Ich werde sie bei Gelegenheit mal an den Osnabrücker Theken erzählen. Vielleicht gibt mir der ein oder andere dann einen aus. Immerhin ist bald Weihnachten!

Ich wünsche allen Hasepost-Lesern ein schönes Wochenende und einen friedlichen dritten Advent.

Ihr

Justus Möser

Hier alle bislang erschienenen Kolumnen von Justus Möser.

Illustration unter Verwendung von: „Opel gt 1970 heck“ by Usien, Lizenz CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons


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Justus Möser
Justus Möser
Justus ist unser "ältester Mitarbeiter", seit 1720 wandelt er durch unsere Stadt - wobei er inzwischen eher "geistert". Sein Vertreter in der Gegenwart ist unser Autor Wolfgang Niemeyer, der sich in dieser Kolumne regelmäßig darüber Gedanken macht „was würde Möser dazu meinen“?

  

   

 

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