Unser wohl ältester Mitarbeiter meldet sich zurück! Unsere Leserinnen und Leser lieben ihn oder sie lehnen ihn und seine Ansichten oft auch vehement ab. Genau wie sein historisches Vorbild macht „unser Justus“ aus seiner liberal-konservativen Weltanschauung keinen Hehl, und das schon seit inzwischen deutlich mehr als 100(!) Kolumnen, die bereits seit 2015 exklusiv bei der HASEPOST erscheinen.
Guten Abend,
der Schriftsteller und Philosoph Hermann Hesse hat 1941 in dem von ihm verfassten Gedicht ‚Stufen‘ festgestellt, daß ein neuer Anfang immer auch etwas ganz besonderes ist. Wörtlich heißt es bei ihm: ‚Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt, und der uns hilft, zu leben.‘ Das Gedicht endet mit der Erkenntnis: ‚Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden, wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde.‘
Wenn ein neues Jahr beginnt, ist es immer Zeit für zwei Dinge: Bilanz zu ziehen und nach vorne zu schauen. Das Jahr 2024 mag in vielerlei Hinsicht nicht als ein Jahr der Freude in die Annalen der deutschen Geschichte eingehen. Ein andauerndes politisches Wirrwarr, der offensichtliche Niedergang der deutschen Wirtschaft, Krieg ohne Ende in der Ukraine, starke Probleme im Bereich der öffentlichen Sicherheit – das waren wesentliche Themen, die das vergangene Jahr bestimmt haben. Und wer vermag schon zu sagen, ob das neue Jahr besser wird?
Auch in meiner Heimatstadt Osnabrück hat 2024 nicht nur für Jubelstürme gesorgt. Zu groß sind die Probleme, die auf der Stadt lasten. Das Volkswagen-Werk wird vielleicht geschlossen, der Wohnungsmarkt tritt auf der Stelle und dadurch wird das Wohnen im innerstädtischen Bereich immer unerschwinglicher, und trotz des lange überfälligen Abschieds vom umstrittenen Stadtbaurat Frank Otte verbessert sich die Verkehrssituation in und um Osnabrück nicht (im Gegenteil). Der grün-rot dominierte Stadtrat scheint keinerlei Ideen und Konzepte zu haben, um auf die aktuellen Krisen zu reagieren. Die Oberbürgermeisterin sieht dem konfusen Treiben größtenteils tatenlos zu und versucht, es sich bloß mit niemandem im Stadtrat zu verscherzen. Gute Führung sieht anders aus. Es wird allenfalls beschwichtigt und schöngeredet, aber keinerlei Idee für ein besseres Leben der Osnabrücker Bürger entwickelt. Das erinnert in Teilen an die Bundespolitik, nur mit dem Unterschied, daß es in Osnabrück zumindest eine einigermaßen stabile politische Mehrheit gibt. Ob diese den Bürgern zum Vorteil gereicht, daß mag jeder für sich selbst entscheiden.
Angesichts dieser nicht gerade rosigen Aussichten verblasst der Zauber des Anfangs im Jahr 2025 ein wenig. Zu groß sind die Herausforderungen, als daß Grund für grenzenlosen Optimismus herrschen könnte. Aber wir sollten uns nicht entmutigen lassen. Es liegt an uns selbst, das vor uns liegende Jahr besser als das alte zu machen. Ein wenig Tatkraft und Mut sind in diesen Zeiten mehr als angebracht. Neben dem Zauber wohnt jedem Anfang auch eine Reihe neuer Möglichkeiten inne. Die müssen wir erkennen und nutzen. Immerhin: viel schlimmer kann es in diesem Jahr wohl kaum werden. Ich wünsche allen HASEPOST-Lesern ein frohes neues Jahr!
Ihr
Justus Möser
Hier gibt es alle bislang erschienenen Kolumnen von Justus Möser.
[Gruß vom Herausgeber] Liebe Leserin, lieber Leser, schön, dass Sie bis zum Ende durchgehalten haben. Meinungsbeiträge spiegeln immer nur die Ansichten des jeweiligen Autors wider – nicht die der gesamten Redaktion. Mein Anliegen – und das unserer Redaktion – ist es, in gekennzeichneten Meinungsbeiträgen wie diesem Denkanstöße zu geben. Ob Sie zustimmen, ablehnen oder irgendwo dazwischenstehen: Wenn ein Kommentar neue Perspektiven eröffnet oder auch nur zum Nachdenken anregt, haben wir unsere Aufgabe erfüllt.
„Denken ist schwer, darum urteilen die meisten.“ (C. G. Jung)
Bitte denken Sie mehr. Ihr Heiko Pohlmann
Als Kommentar, Kolumne, Meinungsbeitrag oder Satire gekennzeichnete Beiträge geben stets ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder, nicht die der gesamten Redaktion.