Guten Abend,
heute ist ein besonderer Tag für mich. Seit über einem Jahr habe ich die Ehre, jeden Freitag in der HASEPOST meine Meinung zu aktuellen Ereignissen und politischen Entwicklungen kundzutun. Das ist jetzt die 50. Ausgabe von „Mösers Meinung“, und ich hoffe jedesmal, Ihnen mit der Lektüre den Start ins Wochenende ein wenig schöner machen zu können. Auch wenn es nicht immer schöne Dinge sind, über die ich berichte oder die von mir kommentiert werden. Die Welt ist nunmal nicht nur schön, edel, hilfreich und gut. Manchmal ist sie bitterböse, ungerecht und gemein. Das ist in Osnabrück nicht anders als in Kattenvenne oder Steinfurt-Borghorst. Wobei es mir immer noch ein Stückchen mehr weh tut, wenn in Osnabrück die Dinge aus dem Ruder laufen, als wenn das irgendwo am Ende der Welt passiert. Man fühlt sich doch bis zum Schluß mit dem Ort verbunden, an dem man groß geworden ist, das Laufen gelernt hat, seine große Liebe gefunden und leider irgendwann auch wieder verloren hat, wo die Kinder zur Welt gekommen sind, wo man in Lohn und Brot stand, wo die Freunde sind und wo man Heiligabend in die Marienkirche geht. Vor 250 Jahren habe ich hier meine eigene Zeitung gegründet, die „Wöchentlichen Osnabrückischen Anzeigen“, und ich habe auch damals schon gerne meine (nicht immer von allen geschätzte) Meinung zu wichtigen Themen öffentlich kundgetan. In diesem Zusammenhang weise ich die verehrte Leserschaft auf eine tolle Veranstaltung hin: am 08. November um 19.30 Uhr lädt der Osnabrücker Publizist und Medienhistoriker Heiko Schulze zu einem Vortrag und zur Ausstellungseröffnung „Osnabrücker Zeitungsgeschichte – 250 Jahre“ in das Haus der Volkshochschule an der Bergstraße 8. Von den Anfängen zu Zeiten des alten Fritz über die 1848er-Revolution bis hin zur Weimarer Republik und den dunklen Jahren des Nationalsozialismus wird eine heute unvorstellbare Vielfalt an Printmedien vorgestellt, die Osnabrück über die Jahrhunderte nicht unwesentlich mitgeprägt haben. Ich bin ja mal gespannt, wie ich bei der historischen Beurteilung der Osnabrücker Zeitungsgeschichte wegkomme.
Aber jetzt möchte ich gerne ein wenig in die Zukunft schauen, weil 50 Mal „Mösers Meinung“ noch nichts ist, auf dem ich mich wirklich ausruhen kann. Während das führende regionale Medienhaus das bemerkenswerte Jubiläum der Osnabrücker Zeitungsgeschichte aus welchen Gründen auch immer totschweigt (wahrscheinlich fängt in deren Augen die Osnabrücker Zeitungsgeschichte erst mit der NOZ an, also mit dem Jahr 1967), finden einige dort tätige Redakteure doch immerhin noch die Muße, sich mit ihrem ganzen publizistischen Gewicht für eine dauerhafte Sperrung des Neumarkts und für eine städtische Subventionierung des Veranstaltungsortes Nikolaiort/Domhof während der Maiwoche stark zu machen.
Wobei man wissen sollte, daß neben der ausgewiesenen Vorliebe einiger Redakteure für den Radsport und vielleicht dadurch bedingt einer gewissen fehlenden Empathie für die Sorgen und Nöte der autofahrenden Bevölkerung die Osnabrücker Lokalzeitung seit vielen Jahren nicht nur irgendwie zufällig der Namensgeber der „NOZ Bühne“ am Nikolaiort ist und den „NOZ-Familientag“ dort organisiert, sondern mit der hauseigenen Agentur VerA auch ein erhebliches wirtschaftliches Interesse an der Maiwoche hat – die bislang indirekt co-finanziert wird durch städtische Steuergelder.
Aber muß man deshalb gleich mit blumigsten Floskeln von der Gefahr schreiben, „dass die Maiwoche langfristig zum Ballermann-Festival wird – gewinnbringend zwar, aber fokussiert auf eine einzige, feierwütige Zielgruppe.“ Was wird dem Leser hier suggeriert? Ohne öffentliche Knete keine Fete – wobei es an einigen anderen Veranstaltungsorten während der Maiwoche keinen einzigen Cent an Zuschüssen gibt! Wenn die Presse zu parteiisch wird, dann wenden sich die Leser ab.
Die NOZ hat allein im vergangenen Jahr 3% an Auflage verloren, ohne die in unserer Region mangels Alternativen traditionell sehr treue Abonnentenschaft wären es wohl noch wesentlich mehr. Seit der Jahrtausendwende sieht es über alle Ausgaben hinweg noch düsterer aus, die Verluste waren seither deutlich zweistellig – während die Wirtschaft rundherum eigentlich nur Wachstum kennt. Müssen jetzt mit publizistischer Macht eigene Aktivitäten im Umfeld der Maiwoche gesichert werden?
Vielleicht sollten die Verantwortlichen verstärkt nach den Gründen für die Entwicklung im Kerngeschäft suchen und sich vor allem in der lokalen Berichterstattung auf die harten Fakten konzentrieren, statt ihre Feder auf Nebenkriegsschauplätzen zu schwingen und dabei auch noch so einseitig und im eigenen Interesse zu berichten, daß man sich wirklich manchmal die gute alte Zeit herbeiwünscht, als es in Osnabrück noch drei Tageszeitungen gab.
Nun ja, die Zeiten ändern sich, ich werde an diesem verregneten Freitagabend ein wenig feiern und die ersten 50 Ausgaben von „Mösers Meinung“ Revue passieren lassen. In einer meiner ersten Kolumnen habe ich vor knapp einem Jahr geschrieben: „Also, liebe Regierung, immer mal wieder auf die Bürger hören, dann läuft es auch in diesem unseren Lande. Zuviel Arroganz und Machtversessenheit haben noch niemandem gutgetan. Die Regierenden müssen für das Volk da sein, und nicht umgekehrt.“ Ich finde, daß gleiche gilt auch für die schreibende Zunft. Deshalb versuche ich jeden Freitag, der verehrten Leserschaft Mut zu machen und die hier lebenden Menschen zu bewegen, sich aktiv in das politische und gesellschaftliche Geschehen in Osnabrück einzubringen. Wenn mir das hin und wieder gelungen ist, dann hätte ich schon viel erreicht. In diesem Sinne, bleiben Sie mir auch die nächsten 50 Ausgaben von „Mösers Meinung“ gewogen. Es wäre mir eine große Freude!
Ich wünsche allen HASEPOST-Lesern ein Wochenende, an dem es ausnahmsweise mal nichts zu mösern gibt. Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Ihr
Justus Möser
Hier alle bislang erschienenen Kolumnen von Justus Möser.