Nach inzwischen 75 Kolumnen, die oft schon für kontroverse Diskussionen gesorgt haben, hat sich “unser Justus” ein wenig rar gemacht.
Umso mehr freuen wir uns, dass sich unser ältester Mitarbeiter am Abend vor der Niedersachsenwahl wieder zu Wort meldet.
Guten Abend,
in Niedersachsen haben wir wieder mal die Qual der Wahl. Das, was ein demokratisches Gemeinwesen grundsätzlich auszeichnet, ist fast schon zu einer lästigen Pflichtübung verkommen. Drei Wochen nach der Bundestagswahl, die jede Menge lange Gesichter und Ratlosigkeit hinterlassen hat, soll und muss nun schon wieder über politische Weichenstellungen abgestimmt werden, die für die Geschicke des flächenmäßig zweitgrößten deutschen Bundeslandes, das von der Bevölkerungszahl allerdings nur auf dem vierten Platz hinter Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg liegt, in den nächsten fünf Jahren maßgeblich sein werden.
Ich hoffe, daß sich zwischen Ems und Elbe nicht eine allgemeine Wahlmüdigkeit breitgemacht hat. Schließlich hat man ja erst vor kurzem seine staatsbürgerliche Pflicht erfüllt. Und eine Landtagswahl scheint im Bewusstsein vieler Menschen bei weitem nicht so wichtig zu sein wie die Abstimmung auf Bundesebene.
Dabei wird auf Länderebene in Deutschland eine ganze Reihe an für unseren Alltag bedeutsamen Entscheidungen getroffen. Angefangen bei der Bildungspolitik über umwelt- und landwirtschaftspolitische Gesetzgebungen bis hin zur Gestaltung von Verkehrsströmen und Energieversorgung gibt es jede Menge an wichtigen Dingen, die in erster Linie im niedersächsischen Landtag und nicht in Berlin entschieden werden. Von zukunftsorientierter Wirtschaftspolitik, einer gewissenhaften Handhabung der Flüchtlingspolitik bei Integration und Abschiebung und nicht zuletzt der Ausgestaltung eines vernünftigen Nichtraucherschutzgesetzes, das nicht nur Verbote ausspricht, sondern zur Abwechslung auch mal die Entscheidungsfreiheit des sogenannten mündigen Bürgers in den Mittelpunkt stellt, ganz zu schweigen. Es ist also nicht nur eine lästige staatsbürgerliche Pflicht, an der Landtagswahl teilzunehmen, sondern es könnte sich in vielen Fällen auch ganz konkret lohnen, die politische Richtung, die der persönlichen Weltanschauung und Lebensplanung am ehesten entspricht, mit der Stimmabgabe zu unterstützen.
Ich bin kein Freund von Wahlempfehlungen. Jeder Mensch sollte nach seiner Fasson selig werden, wie ein großer Preußenkönig mal gesagt hat. Ich hoffe nur, daß sich in unserem schönen Niedersachsen eine Politik durchsetzen wird, die dem Land am besten dient, die unsere Freiheit und unseren Wohlstand wahrt und die nicht zuletzt auch den Großraum Osnabrück vorwärts bringt. Vor ein paar Wochen habe ich auf meinen Streifzügen durch die Innenstadt vor der Katharinenkirche zwei wunderschöne Exemplare des berühmten Karmann Ghia entdeckt. Sie waren wohl als Eskorte für ein Hochzeitspaar gedacht. Ihr Anblick machte mich ein wenig traurig. Es mag den Menschen in unserer Region zwar im Großen und Ganzen noch recht gut gehen, aber die Zeiten eines starken Wirtschaftsstandortes sind meines Erachtens doch schon lange vorbei, sie wurden zum Teil auch einfach nur der Durchsetzung von fragwürdigen Ideologien geopfert. Ob die wiederholte Sperrung des Neumarktes für den Autoverkehr der richtige Weg ist, diese Entwicklung zu stoppen, das erscheint mir doch mehr als zweifelhaft. Deshalb sollten wir bei unserer Wahlentscheidung dem gesunden Menschenverstand den Vorrang vor einer Politik der Gängelung und Bevormundung geben. Dann haben wir auch nicht die Qual der Wahl.
Ich wünsche allen HASEPOST-Lesern ein Wochenende, an dem es nichts zu mösern gibt. Gehen Sie wählen, es wird spannend!
Ihr
Justus Möser