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Mösers Meinung

Patriotische Phantasien über Osnabrück und die Welt – Jeden Freitag exclusiv in der HASEPOST

Guten Abend,

Möser zum Tag der Deutschen Einheit
Möser zum Tag der Deutschen Einheit

ich hoffe, alles ist gut! Am 03. Oktober ist mal wieder Tag der deutschen Einheit, jetzt schon zum 25. Mal. Ein echtes Jubiläum. Vorher war dieser Tag ja immer am 17. Juni, aber dann war die Einheit plötzlich Wirklichkeit und es wurde schnell ein anderes Datum ausgesucht. Warum es ausgerechnet der 03. Oktober sein mußte, daß weiß bis heute wohl niemand so genau. Wahrscheinlich, weil an diesem Tag in Deutschland noch nichts Schlimmeres passiert war. So ein Datum muß man ja erstmal finden!

Mit der deutschen Einheit ist das eine schwierige Sache. Wir Osnabrücker können ein Lied davon singen, wie es ist, wenn man auf der Landkarte der Weltgeschichte ständig hin und her geschoben wird. Wir waren in unserer Geschichte mal Sachsen, mal Preußen, sogar mal kurz Franzosen, auch mal Westfalen oder ein Teil vom Königreich Hannover. Am schlimmsten muß die Zeit gewesen sein, als wir Westfalen waren. Wer will denn schon gerne mit Steinfurtern oder Münsteranern in einen Pott geworfen werden?!

Einige hundert Jahre war Osnabrück ein Teil vom „Heiligen römischen Reich deutscher Nation“, aber mit diesem Flickenteppich aus jeder Menge Fürstentümern und Königreichen war 1806 Feierabend. Napoleon, der alte Haudegen, wollte uns die Werte seiner `Grande Nation´ Frankreich aufzwingen. Das ging nicht lange gut, spätestens 1815 war auch diese Episode vorbei und von da an dauerte es noch knapp 50 Jahre, bis Bismarck und Kaiser Wilhelm I. das Deutsche Reich gründeten. Und Osnabrück war von Anfang an mit am Start.

Ein dreiviertel Jahrhundert später war aber schon wieder Schluß mit Deutschland, jedenfalls für die nächsten 45 Jahre. Das hatten wir uns diesmal selber zuzuschreiben. Blindlings einem irren Fanatiker und Massenmörder zu folgen, kann ja nur in die Hose gehen. Osnabrück wurde Teil der Bundesrepublik Deutschland und nannte sich fortan ganz bescheiden und langweilig die `Stadt der goldenen Mitte`. Was im Osten des ehemaligen Deutschen Reichs, der sogenannten DDR passierte, das hat uns die meiste Zeit nicht gekümmert. Wir waren froh, daß es uns einigermaßen gutging. Spannend wurde es 1989, als die Leute drüben anfingen zu rebellieren gegen Planwirtschaft und Bevormundung. Schließlich gab es wieder ein geeintes Deutschland. Hier in Osnabrück haben wir das mit einem großen Feuerwerk im Schloßgarten und anschließendem Umtrunk gefeiert.

Und was lernen wir daraus? Es bringt eben nichts, wenn man einen Teil eines Volkes einsperrt und ihm erzählt, daß er im Paradies auf Erden lebt, während der andere Teil frei durch die Gegend läuft und auch noch viel mehr Geld auf dem Konto hat. Das mögen die Deutschen nicht so wirklich. Also mußte die Wiedervereinigung her, da konnten Honecker & Co. noch so sehr schimpfen und prophezeien, daß den Sozialismus weder Ochse noch Esel aufhalten werden. Wobei Honecker sogar recht hatte: Ochse und Esel tragen keine Schuld am Ende des Sozialismus auf deutschem Boden! Es waren die eigenen Bürger, die die Schnauze voll hatten von Mangelwirtschaft, Stasi und Parteibonzen.

Also, liebe Regierung, immer mal wieder auf die Bürger hören, dann läuft es auch in diesem unserem Lande. Zuviel Arroganz und Machtversessenheit haben noch niemandem gutgetan. Die Regierenden müssen für das Volk da sein, und nicht umgekehrt. Finde ich jedenfalls… Bis nächsten Freitag und liebe Grüße

Ihr

Justus Möser


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Justus Möser
Justus Möser
Justus ist unser "ältester Mitarbeiter", seit 1720 wandelt er durch unsere Stadt - wobei er inzwischen eher "geistert". Sein Vertreter in der Gegenwart ist unser Autor Wolfgang Niemeyer, der sich in dieser Kolumne regelmäßig darüber Gedanken macht „was würde Möser dazu meinen“?

  

   

 

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