(von links) Ulrich Boll (IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK Fachsausschusses Verkehr), Anke Schweda (IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung), Marco Graf (IHK-Hauptgeschäftsführer) und Andreas Wolke-Hanenkamp (Stv. Vorsitzender des IHK-Fachausschusses Verkehr). / Foto: Schweer
Straßen, Schienen und Wasserstraßen: Alle zehn Jahre präsentiert die IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim ein verkehrspolitisches Leitbild, in dem sie die infrastrukturellen Herausforderungen aufgreift und Lösungsansätze vorschlägt.
Das Leitbild enthält nicht nur eine Analyse der aktuellen Verkehrssituation in der Region, sondern Handlungsempfehlungen für Politik und Verwaltung. “Wir glauben schon, dass wir mit unserem verkehrspolitischen Leitbild Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen können. Unser Ausschuss repräsentiert schließlich Arbeitgeber, Arbeitnehmer und alle, für die Verkehr wichtig ist”, so Ulrich Boll, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK Fachsausschusses Verkehr.
Osnabrück besser vernetzen
Die Infrastruktur nimmt bedeutenden Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Lage in Land und Region. “Ohne intakte Straßen, Schienen, Kanäle oder Flughäfen bleiben Rohstoffe und waren liegen und Kunden und Mitarbeiter nicht mobil”, erklärt Boll. Seiner Prognose zufolge, werde der Bedarf an Mobiliät trotz aktueller Krisen wachsen.
Um Osnabrück besser an das Verkehrsnetz anzuschließen, sind schon einige Bauvorhaben geplant oder bereits im Gange. Auf dem Abschnitt der A 1 Nord zwischen Holdorf und Bramsche fehlen nur noch 9,4 Kilometer, auf denen die Strecke aktuell sechsspurig ausgebaut wird. Auch auf der A 30 Nord soll die Strecke künftig sechsspurig verlaufen. Zudem soll die Lücke auf der A 33 Nord geschlossen werden und auch die E 233 soll ein Makeover mit vier Spuren bekommen.
Straße als Transportweg unverzichtbar
Um die Verkehrswende voranzutreiben, Transportwege zu verändern, die Region besser zu vernetzen und dabei die Klimaziele nicht aus den Augen zu verlieren, muss sich die Politik verschiedenen Herausforderungen stellen. “Mehr als zwei Drittel der Transporte erfolgen immer noch über die Straße. Allerdings ist es nicht so einfach einen Schwertransporter wie einen E-LKW über Nacht aufzuladen. Da müssen wir die Ladeinfrastrukturen und technischen Möglichkeiten abstimmen”, so Boll weiter. Zudem mangelt es in der Branche an Fahrern. “Wenn sich ein Container in unserer Region verspätet, liegt das oftmals auch am akuten Fahrermangel.”
Fahrermangel bringt Logistik-Branche ins Wanken
Ohne Fahrer geht in der Logistik nichts. Jedes Jahr scheiden bei der IHK rentenbedingt etwa 400 Fahrer aus, die ersetzt werden müssen. “Unsere Fahrer sorgen dafür, dass Deutschland sich bewegt”, so Boll weiter. Aber auch an praktischen Hindernissen kommen die Fahrer nicht vorbei. “Das Skurrile ist, dass Sie den LKW Führerschein in mittlerweile zehn oder zwölf Sprachen machen können, während die Berufskraftwagengrundqualifizierung nur auf Deutsch angeboten wird. Hier ist es wichtig, dass wir Erleichterung schaffen, um den Beruf auch für Neubürger in Deutschland zugänglich zu machen.” Deshalb will die IHK jetzt den Berufszugang erleichtern und entsprechende Qualifikationsmaßnahmen mehrsprachig anbieten. Zudem ist die Wertschätzung ihres Berufs ein wichtiges Thema für LKW- und Busfahrer. “Zu Coronazeiten wurden sie ein bisschen als Helden der Nation gefeiert und es wäre schön, wenn wir das konservieren könnten.”
Baumaßnahmen oft schlecht getaktet
Auch schlecht abgestimmte Baumaßnahmen würden immer wieder zu Engpässen führen. “Globale Lieferketten werden immer komplexer. Wir erleben wachsende Planungsunsicherheit und müssen immer schneller auf unvorhergesehene Veränderungen in den Lieferketten reagieren”, fügt Andreas Wolke-Hanenkamp, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Verkehrsausschusses hinzu. Ein Lösungsansatz sei die kosequente Digitalisierung logistischer Prozesse, welche die Transportorganisation erleichtern soll.
Das Verkehrspolitische Leitbild ist auf der Seite der IHK Osnabrück als PDF einsehbar.