Bei Obst, Gemüse oder Eiern ist der Trend schon lange klar: Immer mehr Menschen setzen auf regional und biologisch erzeugte Lebensmittel. Doch woher kommt denn eigentlich der Strom, den man zum Kochen oder Backen nutzt? Seit dem 01.01.2021 gilt für alleOsnabrücker Privatkunden der Stadtwerke: auch der ist „grün“ und kommt aus der Region. Wir haben mit Vertriebsleiter Bernd Lüttmann gesprochen, was das genau bedeutet.
Stadtwerke-Vertriebsleiter Bernd Lüttmann im Interview
Herr Lüttmann, die Osnabrücker Privatkunden bekommen seit Anfang des Jahres sogenannten Regionalstrom. Was genau ist das eigentlich?
Das können Sie sich so vorstellen: Viele von uns kaufen ja zum Beispiel ihre Eier bei Landwirten in der Nähe. Da können wir selbst sehen, dass es den Hühnern gut geht und wissen, dass die Eier nicht hunderte Kilometer durch die Gegend gefahren werden. Ähnlich funktioniert Regionalstrom: Er stammt aus regenerativen Erzeugungsanlagen, z.B. Photovoltaik oder Windkraft, die im Umkreis von 50 km um den Wohnort unserer Kunden stehen. Bei den Stadtwerken kommt zum Beispiel ein großer Teil des Regionalstroms aus unseren eigenen Windkraftanlagen in Rieste, Ostercappeln und Wallenhorst. Das heißt: Wir können uns nun auch selbst anschauen, wo unser Strom erzeugt wird.
Und wo ist der Unterschied zu „normalem“ Ökostrom?
Sowohl beim herkömmlichen Ökostrom als auch bei Regionalstrom kaufen wir als Energieversorger Kilowattstunden ein. Bei „normalem“ Ökostrom ist es allerdings so, dass die Erzeugungsanlagen auch im Ausland stehen können. Wir als Stadtwerk vor Ort möchten aber besonders den Ausbau der Erneuerbaren Energien bei uns in der Region fördern. Dazu bauen wir natürlich einmal unsere eigenen, regenerativen Erzeugungsanlagen stetig weiter aus, um auf Erzeugerseite zur Energiewende beizutragen. Und außerdem signalisieren wir anderen Anlagenbetreibern, dadurch, dass wir nun vermehrt regional erzeugten Ökostrom nachfragen: „Hier gibt’s Bedarf!“ Nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage werden so hoffentlich zukünftig noch mehr regenerative Erzeugungsanlagen in unserer Region gebaut. Damit sind wir deutschlandweit Vorreiter.
Vorreiter? Wieso das?
Das hat zwei Gründe: Erstens gibt es die Möglichkeit, Ökostrom regional zu vermarkten erst seit 2019 mit der Einführung des Regionalstromregisters beim Umweltbundesamt. Regionalstrom ist also sowieso ein neues Thema. Und zweitens ist es deutschlandweit bisher einmalig, dass ein Stadtwerk einem großen Teil seiner Kunden automatisch und ohne Öko-Aufschlag Regionalstrom liefert. Hier profitieren wir sehr von der Erfahrung, die wir in der Vergangenheit schon als Betreiber von regenerativen Erzeugungsanlagen und in der Vermarktung des dort erzeugten Stroms gesammelt haben. Ich muss zugeben: Dass wir hier Vorreiter sind, macht uns wirklich stolz!
Die Osnabrücker bekommen ja jetzt schon einige Monate Regionalstrom. Wie sieht es mit den Kunden im Landkreis aus?
Daran arbeiten wir gerade. Unser Ziel ist es, bis 2023 auch unsere Kunden im Landkreis mit grünem Strom aus der Region zu versorgen. Dazu suchen wir momentan Betreiber von Erzeugungsanlagen in der Region, mit denen wir entsprechende Verträge schließen können.
Die Einführung von Regionalstrom, Investitionen von über 70 Mio. Euro in regenerative Erzeugungsanlagen, die Umstellung der Bus-Flotte auf Elektroantrieb… Die Stadtwerke setzen sich in den letzten Jahren ja wirklich verstärkt für nachhaltige Themen ein. Wieso?
Das ist eigentlich ganz einfach: Wir sind „von hier“. Das Klima und unsere Region liegen uns am Herzen. Und wir wissen, dass die Energiewende eine Mammutaufgabe ist, zu der jeder – auch jedes Unternehmen – seinen Beitrag leisten kann und muss. Wir sehen dort bei uns als Stadtwerk eine große Verantwortung. Deswegen möchten wir den Wandel hier vor Ort unterstützen und mitgestalten.
Mehr Infos zum regionalen Ökostrom erhalten Sie unter www.swo.de/gruene-energie-fuer-os oder im Stadtwerke-Blog: www.swo.de/mehr-gruene-energie.
Titelfoto: Stadtwerke-Vertriebsleiter Bernd Lüttmann