Die Stadt Osnabrück begeht das Friedensjahr 2023 mit einem großen Kulturprogramm und vielen Kunstprojekten. Mit dabei: der Künstler Volker-Johannes Trieb. Mit seiner Installation „forx“, die im Herbst vor dem Rathaus zu sehen sein soll, erinnert er jedoch nicht nur an den Dreißigjährigen Krieg – er wirft auch einen Blick auf die Krisen und Kriege, die wir heute zu bewältigen haben.
1648 ist nicht nur das Jahr, in dem der Westfälische Frieden geschlossen wurde, sondern auch die Anzahl an Heu-, Mist- oder Rübengabeln, die Volker-Johannes Trieb für seine Kunstinstallation braucht. „forx“ heißt das neue Projekt des Künstlers und soll im Oktober dieses Jahres rund einen Monat vor dem Osnabrücker Rathaus zu sehen sein. Es soll ein Mahnmal für den „einfachen Mann“ sein – nicht für Staatsoberhäupter. Ein Mahnmal für die Personen, die sich nicht mit ausgefallenen Waffen zur Wehr setzen konnten (und können), sondern nur ihren Hausstand haben. Trieb entfernt sich von den großen Machtkonstellationen, die Kriege ausmachen, und wendet sich der Mikroperspektive zu: dem „einfachen Mann“, der in den Krieg zog und sich mit gleichsam „einfachen“ Mitteln wehren musste.
Mistgabeln und guter Wille
„Wenn wir über die Beteiligten im Dreißigjährigen Krieg nachdenken, sehen wir, dass es überwiegend Menschen ohne Ausrüstung waren, ohne richtige Waffen. Was sie allerdings immer hatten, waren Mistgabeln in der Scheune“, erzählt Trieb. Mit der Installation will er nicht nur Erzählungen über den Dreißigjährigen Krieg in einen anderen Blickwinkel rücken, sondern auch auf heutige Krisen aufmerksam machen. „Damals wie heute können sich die meisten nicht mit großem Geschütz zur Wehr setzen. Denken wir an die Klimakrise: Außer gutem Willen haben wir ‚einfachen Menschen‘ nicht viel.“ Auch heute treffen die großen Katastrophen der Zeit wie Kriege und Klimawandel die Schwächsten am Stärksten – diejenigen, die sich am schlechtesten wehren können.
Für eine wehrhafte Demokratie
„Mit dem Projekt setzen wir ein Zeichen für eine wehrhafte Demokratie und einen wehrhaften Diskurs“, erläutert Trieb. „Die Mistgabeln werden zu einem Netz des Friedens und Zusammenhalts. Osnabrück als Friedensstadt steht dafür besonders in Verantwortung.“ Um das Projekt wie geplant umzusetzen, braucht Trieb allerdings noch gebrauchte Mist-, Heu- oder Rübengabeln – insgesamt 1.648 an der Zahl.
Mist-, Heu- und Rübengabel-Sammelaktion
Die große Sammelaktion beginnt am Mittwoch (14. Juni). Alle, die ihre alte Mist-, Heu- oder Rübelgabel gerne gegen eine neue tauschen würden, können das entweder in Raiffeisenmärkten im Osnabrücker Landkreis oder im Atelier Trieb (Am Sutthauser Bahnhof 5) machen. Die neuen Gabeln werden von großen und kleinen Sponsoren finanziert und sind für die Tauschenden kostenlos. Die alten Gabeln werden im Anschluss weiß lackiert und bekommen als historischen Zusatz ein etwa 400 Jahre altes Stück Holz auf die Spitzen gesetzt – symbolisch wird die von ihnen ausgehende Gefahr gebannt. Das historische Holz stammt aus alten Osnabrücker Fachwerkhäusern und wird laut Trieb in seinem neuen Leben vielleicht noch einem weiteren guten Zweck dienen: „Wenn alles gut läuft, verkaufen wir die Gabeln nach dem Projekt und spenden den Erlös an ein Trinkwasserprojekt in Afrika.“