[Update: dieser Artikel erschien erstmals am 10.11.2014]
BILD startet „das Millionenspiel“…
Leser der Zeitung mit den vier großen Buchstaben (nein, nicht die mit den drei Buchstaben aus Osnabrück) haben heute Morgen vom Start des „BILD-Millionenspiels“ erfahren – aber vielleicht erinnert sich auch jemand an das geradezu mythische TV-Ereignis „das Millionenspiel“, das 1970 ein Skandal war und Osnabrück bundesweit in die Presse brachte?
Lange vor Einführung des Privatfernsehens nahm diese TV-Produktion der ARD eine Medienrealität vorweg, der wir uns mit Formaten wie dem Dschungelcamp nun offenbar wirklich nähern.
In der fiktiven Fernsehshow „Das Millionenspiel“ des ebenso fiktiven Privatsenders TETV treten Freiwillige an, die jeweils sieben Tage lang auf der Flucht sein werden um an den Hauptpreis von einer Million DM zu gelangen.
Gejagt werden die Spielteilnehmer von Mitgliedern einer zu allem bereiten Verbrecherbande – und natürlich Kamerateams – die es auf das offensichtlich Leben der Kandidaten abgesehen haben.
Wer es bis nach Osnabrück schafft erhält die Million
Kommt ein Kandidat lebend bis in das Studio, das in der Osnabrücker Halle Gartlage aufgebaut ist, erhält er das Preisgeld von einer Million Mark.
Die Inszenierung des auch tatsächlich in der Halle Gartlage gedrehten Fernsehfilms war so realistisch, dass nicht wenige Zuschauer glaubten diese Show wäre tatsächlich real. Angeblich kam es zu zahlreichen empörten Anrufen bei der ARD, erstaunlich viele Zuschauer wollten sich aber auch für die nächste Show als Kandidat bewerben!
Umstritten ist das weitere Schicksal der Filmrollen nach der Erstausstrahlung und nur einer weiteren Sendung.
Für mehr als 30 Jahre verschwand die Produktion im „Giftschrank“ des WDR.
Offizielle Lesart – belegt auch durch einen Rechtsstreit 1977 – ist, dass die Produzenten nicht alle Rechte vom Autoren eingekauft hatten. Angesichts der bereits seit den 60er Jahren laufenden Diskussion um ein privates „Verleger-Fernsehen“ hält sich aber auch hartnäckig das Gerücht, dass der WDR von politischer Seite dazu gedrungen wurde nicht allzuviel Engagement hinsichtlich des Rechte-Streits zu zeigen. Die Verbannung in den Giftschrank kam daher durchaus gelegen.
Die hochkarätig besetzte Produktion (u.a. Dieter-Thomas Heck, Dieter Hallervorden, Jörg Pleva und Heribert Faßbender) wurde erst 2002 „freigekauft“ und inzwischen mehrmals gesendet und auf DVD veröffentlicht.
Auf YouTube kann eine ungekürzte Version in repektabler Qualität angesehen werden:
https://www.youtube.com/watch?v=OWua6ddsEb4
Vielleicht erkennt ja der eine oder andere die Halle Gartlage oder Teile der Stadt wieder?
Lesenswert auch der Wikipedia-Artikel dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Millionenspiel