Der Migrationsexperte Gerald Knaus warnt vor einer potenziellen Kettenreaktion in Europa, sollte die Politik in Sachen Migration weiter eskalieren. Angesichts der Ankündigung von CDU-Chef Friedrich Merz, im Falle seiner Wahl zum Kanzler eine Notlage im Bereich Migration zu erklären, steht die Frage im Raum, wie andere europäische Länder reagieren könnten.
Europa vor einer Kettenreaktion?
Gerald Knaus, bekannt als Ideengeber des EU-Türkei-Abkommens von 2016, äußerte sich besorgt gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Focus“, dass andere Länder im schlimmsten Fall ihr Asylsystem gänzlich abschaffen könnten. Er warnte: „Am Ende kämen dann noch mehr Menschen nach Deutschland, weil es nur hier eine Möglichkeit auf Asyl gibt“. Ohne ein funktionierendes Asylsystem bestehe zudem das Risiko, dass keine Nachbarländer mehr als sichere Drittstaaten gelten könnten.
Kritik an der deutschen Politik
Gerald Knaus kritisierte die Haltung der demokratischen Parteien scharf und warf ihnen vor, „mit dem Feuer zu spielen“. Die Regierungsjahre der Ampelkoalition seien „Rekordjahre für Asyl“ gewesen, ohne dass eine tiefgehende Analyse durch die Parteien stattgefunden habe. Besondere Skepsis äußerte Knaus gegenüber dem sogenannten Fünf-Punkte-Plan der Union, den er als „nicht umsetzbar und in Teilen politisch gefährlich“ bezeichnete. In seiner Kritik ging er sogar so weit zu sagen, der Plan sei „weniger gut vorbereitet als ein normaler Kindergeburtstag“.
Widersprüche in der Politik der Union
Der Experte findet es widersprüchlich, dass die CDU in ihrem Grundsatzprogramm Europa als „Herzenssache“ bezeichne, aber gleichzeitig „dauerhafte Grenzkontrollen“ fordere. Diese Forderung sieht Knaus als einen Schritt in Richtung eines Ausstiegs aus dem Schengen-Abkommen. Er fragt: „Will die Union das wirklich?“ Des Weiteren ist ihm unverständlich, wie die Forderung nach Abschiebungen nach Afghanistan mit einer gleichzeitig ausgebliebenen Diskussion über die Beziehungen zu den Taliban vereinbar sein soll.
Gerald Knaus sieht in Abkommen nach dem Vorbild des EU-Türkei-Deals einen möglichen Ausweg aus der Migrationskrise. Er erklärte: „Das wäre ein Weg, um irreguläre Migration zu reduzieren und die Freiheiten der EU zu erhalten.“
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