Am Donnerstag empfing Katharina Pötter serbische Jugendliche im Friedenssaal des Osnabrücker Rathauses. Dabei sangen die Serben auch zwei Lieder für die Oberbürgermeisterin.
Besuch aus Serbien in Osnabrück
Seit dem 11. August sind 25 junge Menschen aus Serbien im Landkreis Osnabrück und vereinzelt auch in der Stadt Osnabrück zu Besuch. Im Rahmen eines Jugendaustauschs reisten die Serben, die aus der serbischen Stadt Ruma kommen, mit fünf Begleitern nach Deutschland. Der Ausflug brachte sie in die Region Osnabrück, da die Gemeinde Ruma Partnergemeinde von der Gemeinde Bersenbrück ist. Bei Ruma handelt es sich um eine Stadt in der autonomen Provinz Vojvodina, einem Vielvölkerstaat mit sechs anerkannten Amtssprachen.
Hier in Osnabrück lernen sie die Stadt und ihre Geschichte sowie auch den Landkreis kennen. Neben Workshops in der Baracke 25, die auch serbische Kriegsgefangene beherbergte, und ehrenamtlichen Arbeiten auf dem serbisch-orthodoxen Friedhof und dem jüdischen Friedhof, haben die jungen Leute auch Zeit für Freizeitaktivitäten. So besuchten sie beispielsweise den Zoo und waren in einem Schwimmbad. Untergebracht sind die 14 bis 26-jährigen bis Mittwoch, den 28. August, bei verschiedenen Gasteltern.
Empfang im Rathaus durch die Oberbürgermeisterin
Etwas mehr als eine Woche nachdem bereits junge Chinesen im Friedenssaal empfangen wurden, besuchten auch die jungen Serben das Rathaus. Im Friedensaal wurden sie von der Osnabrücker Oberbürgermeisterin Katharina Pötter am Donnerstag (15. August) empfangen. Dabei erläuterte sie die Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs und die deutsch-serbische Geschichte in Osnabrück. Das hörten die Gäste jedoch nicht zum ersten Mal, denn bereits vorher beschäftigten sich die Serben mit den Sachverhalten. Pötter betonte die Wichtigkeit des Austauschs und dass dieser auch weiter gefördert werden müsse. Osnabrück hat schließlich eine der größten und ältesten serbisch-orthodoxen Gemeinden Deutschlands.
Der Austausch findet unter dem Motto „Brücken bauen“, das laut Katharina Pötter „wichtiger denn je“ sei, statt. Dazu sagte die Oberbürgermeisterin gegenüber den serbischen Besuchern: „Der Friede ist letztendlich die Grundlage für unsere Freiheit und oft ist es eben an Ihnen, den jungen Menschen, diese Brücken auch neu zu bauen von daher freue ich mich, dass sie in diesem Sinne tätig sind“. Etwa die Hälfte der jungen Serben ist das erste Mal in Deutschland, während die anderen bereits zwei oder drei Mal hier waren. Am Ende sangen einige Serben auch noch zwei Lieder für die Oberbürgermeisterin. Dabei handelte es sich um ein serbisches und ein mazedonisches Friedenslied, das sie, begleitet von zwei Instrumenten, vertrugen.
Serbisch-Deutsche Geschichte in Osnabrück
Deutschland und Osnabrück haben wohl mehr mit Serbischer Geschichte zu tun als man vielleicht vermutet. So erzählt Zeljko Dragic, stellvertretender Vorsitzender der Baracke 35 Atter-Osnabrück, der bei dem Empfang auch als Übersetzer fungierte, dass die gemeinsame Geschichte schon vor Jahrhunderten begann. „Die deutsch-serbische Geschichte besteht nicht erst seit dem Kriegsgefangenenlager. Schon im 17. Jahrhundert kamen die ersten Donauschwaben nach Serbien“, sagte Dragic gegenüber der HASEPOST.
In Osnabrück entstand nach dem zweiten Weltkrieg eine serbisch-orthodoxe Kirchengemeinde. Nach der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers wurden schon wenig später Gottesdienste gehalten und 1946 Pläne für eine Kirche erstellt. Diese Kirche steht seit 1950 in Osnabrück-Eversburg. Dass viele Serben in Osnabrück blieben, erwähnte auch die Oberbürgermeisterin in ihrer Rede: „Viele aber blieben auch in Osnabrück und bauten sich hier auch eine neue Existenz auf, heirateten, gründeten Familien und wurden letztendlich so auch zu Osnabrückerinnen und Osnabrückern“.
Des weiteren entstand auch eine jüdische Kirchengemeinde durch fünf Osnabrücker Juden und 400 bis 450 Juden, die die Baracke überlebten. Dass diese hier blieben war eine Seltenheit in Deutschland.
Serbisch-Deutscher Austausch auf beiden Seiten wichtig
Der Jugendaustausch zwischen Serben und Deutschen findet jedes Jahr statt. So waren auch deutsche Jugendliche diesen Sommer in Serbien. Zeljko Dragic empfiehlt dabei ausdrücklich nicht immer in die „klassischen Länder“ zu reisen sondern auch den Balkan in Betracht zu ziehen, denn dieser sei sehr vielfältig und stark verbunden mit deutscher Geschichte. Bis 1945 lebten dort Donauschwaben und haben dort auch deutsche Kirchen errichtet. „Es ist wichtig, dass man versteht: Migration gab es nicht immer nur nach Deutschland“, meinte der stellvertretender Vorsitzende der Baracke 35.
Wie wichtig das Lernen über die serbisch-deutsche Geschichte sei, machte er an einem Beispiel fest: In Osnabrück lebte eine Anne Weber, die als Vertriebene Deutsche aus Serbien hier her kam. Später lernte sie dann einen serbischen Offizier kennen, der das Kriegsgefangenenlager überlebte. Deren Tochter, Elisabeth, lebt heute noch in Osnabrück und spricht laut Zeljko Dragic auch perfekt Serbisch. „Das ist Wahnsinn. Wir wissen kaum Geschichte voneinander“, sagte Dragic abschließend.