In einer bewegenden Veranstaltung gedachten heute (28.01.) mehrere hundert Menschen in Osnabrück den Opfern des Nationalsozialismus. Die Wahl des Datums, einen Tag später als üblich, erfolgte aus Rücksicht auf den Sabbat. Unter den Arkaden der Stadtbibliothek versammelten sich Bürgerinnen und Bürger, um derjenigen zu gedenken, die während des wohl dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte ihr Leben lassen mussten.
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und Landrätin Anna Kebschull nahmen ebenso an der Veranstaltung teil wie Ratsmitglieder, Landtagsabgeordnete und zahlreiche Osnabrückerinnen und Osnabrücker. Die Atmosphäre war geprägt von Stille und Respekt, als Pötter in ihrer Ansprache an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 79 Jahren erinnerte. Doch sie schaute nicht nur in die Vergangenheit, sondern lenkte auch den Blick auf aktuelle Entwicklungen.
„Es gibt kein Ende des Erinnerns.“
„Dass es in Deutschland rechtsextreme Aktivitäten gibt, wäre schon besorgniserregend genug. Die nun aber bekannt gewordenen Geheimpläne von Rechtsradikalen sind mehr als alarmierend“, sagte die Oberbürgermeisterin. Ihre Worte unterstrichen die Dringlichkeit, sich gegen jegliche Form von Extremismus zu engagieren. „Es gibt kein Ende des Erinnerns, solange es kein Ende von Unmenschlichkeit und Hass gibt. Wir sind gefordert, für eine offene Gesellschaft und Dialog einzustehen – gerade in der Friedensstadt Osnabrück.“
Nach der bewegenden Ansprache folgte eine Schweigeminute und eine sehr bedrückende Verlesung von Opfernamen. Anschließend legten Katharina Pötter und Anna Kebschull einen Kranz an der Gedenktafel für jüdische NS-Opfer nieder. Rabbiner Michel Kohn sprach in Vertretung des erkrankten Kantors Baruch Chauskin das jüdische Totengebet Kaddisch.
Gedenken als Erinnerung und Mahnung
Die Erinnerung setzte sich fort an der Stadtwaage, wo sich die Gedenktafel für die NS-Opfer der Sinti und Roma befindet. Mario Franz vom Niedersächsischen Landesverband deutscher Sinti hielt dort eine aufwühlende Ansprache und sprach ein Gebet. Die Auswirkungen der Nazi-Verbrechen haben in Franz’ Familie tiefe Spuren hinterlassen, wie er berichtete. Seine Großeltern wurden im KZ ermordet, an seinem Vater wurden medizinische Experimente vorgenommen.
Die Veranstaltung endete nicht nur als ein Tag der Erinnerung, sondern auch als Mahnung für die Zukunft. Die Worte der Rednerinnen und Redner hallten nach, während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam ein Zeichen gegen das Vergessen und für eine offene, friedliche Gesellschaft setzten.