„Machen“ war der zentrale Begriff, der im Vorfeld der Oberbürgermeisterwahl in diesem Sommer von Katharina Pötter wohl am meisten zu hören war. Dass dies kein Wahlkampfgetöse war, sondern nun auch das Handeln der frischgebackenen Oberbürgermeisterin bestimmt, zeigt sich jetzt am Osnabrücker Wall.
Osnabrück „macht“ jetzt, und zwar zügig und nicht nur symbolisch. Drei Wochen nach dem erneuten tödlichen Fahrradunfall am Wall, zwei Wochen nachdem der Rat der Stadt dafür sein OK gegeben hatte, wurde die Verkehrssituation am Helmut-Kohl-Platz deutlich entschärft. Zukünftig soll ein vergleichbares Unfallgeschehen (LKW-Fahrer übersieht beim Abbiegen einen Fahrradfahrer) hier faktisch unmöglich sein.
Die in Richtung Ratsgymnasium fahrenden Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer haben seit Anfang dieser Woche eine von der Protected Bike Lane fortgeführte, weiter geschützte und vom motorisierten Verkehr abgetrennte Spur, sowie eine Ampelschaltung, die ihnen einen eigenen Zeitslot für das Überqueren der Martinistraße bietet.
In wenigen Tagen sollen auch noch einige PKW-Stellplätze auf der gegenüberliegenden Straßenseite entfallen, um die Radfahrer direkt nach der Kreuzung von sogenannten „Dooring“ Unfällen zu schützen.
Nächster Umbau schon bald am Heger Tor
Die Umbaumaßnahme vor dem Juridicum der Universität und die weitere, bereits für den Januar geplante Neugestaltung der Kreuzung am Heger-Tor, sind für Katharina Pötter „low hanging Fruits“, also schnell zu realisierende Maßnahmen.
Stadtbaurat Otte erläuterte zusammen mit Mike Bohne (Leiter des Fachbereichs Verkehrsanlagen), wie nun weiter vorgegangen wird, damit der Wallring für die Fahrradfahrer sicherer wird.
„Die Gespräche mit Polizei und Ordnungsbehörden sind bereits angelaufen“, so Otte. In gemeinsamer Gruppenarbeit werden nun alle möglichen Maßnahmen gesichtet, diskutiert und bewertet, die das Fahrradfahren künftig sicherer machen sollen. Am Ende dieses Prozesses werden dann drei Klassifikationen stehen, in denen Maßnahmen enthalten sind die mittelfristig, kurzfristig und nahezu sofort umgesetzt werden können.
Dafür, dass wohl nicht alles was denkbar ist auch kurzfristig oder gar sofort geht, bat Otte um Verständnis, denn neben der Nachhaltigkeit aller Maßnahmen seien auch Vergabe- und Ausschreibungsverfahren zu beachten.
Keine „Schnellschüsse“
Die aktuell umgesetzte Maßnahme am Wall ist „kein Schnellschuss“, betonte die Oberbürgermeisterin beim gemeinsamen Ortstermin am Dienstagnachmittag. Alles, bis hin zur farblich abgesetzten Fahrbahnmarkierung, sei auf Dauerhaftigkeit ausgelegt – jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, an dem der motorisierte Individualverkehr im Rahmen des letztlich angepeilten größeren Konzepts voraussichtlich eine Fahrspur pro Richtung an die Fahrradfahrer abgeben muss.
Keine Perspektive für baldiges LKW-Durchfahrverbot
Darauf angesprochen, wann denn der schwere LKW-Verkehr, der letztlich hauptsächlich in die tödlichen Fahrradunfälle in der Innenstadt verwickelt ist, aus dem Stadtgebiet verschwinden werde, sind die Prognosen der Verwaltung allerdings ernüchternd.
Da das für das Fernstraßennetz zuständige Bundesverkehrsministerium nach derzeitigem Stand weiter daran festhält, dass die Bundesstraße B68 erst dann aus der Innenstadt verbannt wird, wenn der Autobahnlückenschluss zwischen der A1 und der A33 fertiggestellt wurde, werden wohl noch Jahrzehnte vergehen.
Mit einem tatsächlichen Baubeginn der Nordtangente rechnet die Verwaltung erst um das Jahr 2030.