Insgesamt registrierte die Polizeidirektion Osnabrück von den Ostfriesischen Inseln bis zum Teutoburger Wald im vergangenen Jahr 83.000 Straftaten. Im Vergleich zu 2021 sind das rund 7.600 mehr Fälle und damit gut 10 Prozent mehr Delikte. Dennoch blieb die Gesamtzahl der erfassten Delikte 2022 unter dem durchschnittlichen Straftatenaufkommen der vergangenen zehn Jahre (86.294).
Die Aufklärungsquote in der Polizeidirektion Osnabrück liegt bei 64 Prozent und damit über dem Landesdurchschnitt von knapp 62 Prozent. „Wir klären zwei von drei Straftaten auf“, stellt Polizeivizepräsidentin Andrea Menke klar. „In unserer Region leben die Menschen trotz unruhiger Zeiten und zwei schlimmer Fälle in Bramsche in einem vergleichbar sicheren Umfeld.“ Erst hatte dort ein 81-Jähriger auf einen 16-Jährigen geschossen; nur wenige Tage später wurde eine 19-Jährige nach einer Party in einem Penter Schützenhaus getötet.
Rekordwert bei Gewalt gegen Polizeibeamte
Insgesamt nahm die Gewaltkriminalität mit 3.001 Taten um fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu (2021: 2.504 Fälle). Seit den vergangenen zehn Jahren sind die Zahlen allerdings nicht gestiegen, sondern stagnieren auf einem gleichbleibenden Niveau (2.962). Den Großteil der Fälle machen Körperverletzungsdelikte aus. Laut Polizei resultiere dies aus der Aufhebung der pandemiebedingten Einschränkungen und damit einhergehend, dass wieder mehr Menschen zusammentreffen. Die Aufklärungsquote liegt bei rund 83 Prozent. Gutes Zeichen: Das Sicherheitsgefühl der Menschen im Bereich der Polizeidirektion ist im Zuge der Dunkelfeldstudie von 87,9 auf 93,2 Prozent gestiegen.
Gewalt richtet sich allerdings auch oftmals gegen Einsatzkräfte – nicht nur die Polizei, sondern auch für Feuerwehr- und Rettungskräfte werden angegriffen. 2022 bilanzierte die Direktion insgesamt einen Anstieg von Gewalt gegenüber Polizeibeamten um fast 22 Prozent auf 699 – ein neuer Rekordwert. Bei knapp der Hälfte aller Fälle waren die Angreifer alkoholisiert oder berauscht. 1.650 Polizisten wurden im vergangenen Jahr in der Polizeidirektion selbst Opfer von Gewalt – statistisch nahezu jeder zweite Polizeibeamte. „Das hohe Niveau und die Entwicklung finde ich erschreckend“, kommentiert Menke. „Es mangelt in Teilen der Gesellschaft an Respekt und Achtung, die zunehmende Verrohung ist Teil des Problems. Die Menschen, die sich, oftmals sogar ehrenamtlich, rund um die Uhr für das Leben und die Sicherheit ihrer Mitmenschen einsetzen, werden zur Zielscheibe von Gewalt.“ Diese Entwicklung könne nur gestoppt werden, wenn sich alle Bürgerinnen und Bürger positiv einbringen.
Immer mehr pornografische Inhalte verbreitet
Bei der Verbreitung von pornografischen Inhalten verzeichnet die Direktion bereits seit fünf Jahren einen starken Anstieg. Im vergangenen Jahr wurden 978 Fälle registriert – 2013 waren es 290. Der Anteil der tatverdächtigen Kinder- und Jugendlichen nahm um knapp 26 Prozent zu. In den allermeisten Fällen geht es um das Verbreiten von pornografischen Inhalten über die sozialen Netzwerke und vor allem Messengerdienste wie WhatsApp. Besonders das Versenden und Teilen von entsprechenden Nackt- oder freizügigen Bildern beziehungsweise Videos via Smartphone hat überproportional zugenommen. Oftmals seien sich junge Menschen nicht ihres strafrechtlich relevanten Verhaltens bewusst. Das sind Straftaten, die auch Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmen zur Folge haben können, warnt die Polizei. Direktionsweit initiiert und unterstützt die Polizeidirektion zusammen mit den Schulen in den Regionen aktuell 17 Präventionsprojekte.
Immer mehr Betrugsmaschen gegen Senioren
Ältere Menschen werden durch perfide Tricks und immer neue Maschen der Täter um ihr Erspartes gebracht. Die Täter passen ihre kriminellen Machenschaften dabei ständig an gesellschaftspolitische und technische Veränderungen an. Immer öfter nutzen Täter Messenger, SMS oder E-Mails neben klassischen Telefonanrufen. Die Zahl der Fälle stieg von 854 im Jahr 2021 auf 2.105 im vergangenen Jahr – in 421 Fällen waren die Täter erfolgreich. Der Schaden der Opfer hat sich mit 3,6 Millionen Euro in der Direktion fast verdreifacht. In einem besonders gravierenden Fall aus dem Landkreis Osnabrück rief ein falscher Polizeibeamter bei einer Seniorin an und teilte ihr mit, dass ihr Ehemann einen tödlichen Autounfall verursacht habe und nun eine Kaution in Höhe von 87.000 Euro gezahlt werden müsse. Die Seniorin glaubte dem Betrüger und händigte einem unbekannten Abholer Bargeld und Wertgegenstände im Gesamtwert von mehreren hundert Tausend Euro aus. Insgesamt zwanzig Tatverdächtige konnten 2020 festgenommen werden, denen die Beteiligung an Betrugstaten in Form des sogenannten „Enkeltricks“ vorgeworfen wird.
Geldautomatensprengungen weiter im Fokus
In zwei Jahren gelang es einer international agierenden Ermittlungsgruppe der Polizeidirektion in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Osnabrück länderübergreifend 40 Täter zu ermitteln und zahlreiche Fälle aufzuklären. Insgesamt lag der entstandene Sachschaden im vergangenen Jahr bei 677.000 Euro – auch die Beutesumme lag im sechsstelligen Bereich. Seit 2015 gab es im Gebiet der Polizeidirektion Osnabrück 94 Sprengungen von Geldautomaten. Hierbei entstanden Sach- und Vermögensschaden in Höhe von mehr als zwölf Millionen Euro.