Das nennt man wohl „Abstimmung mit den Füßen“ (bzw. „mit dem Auto“): Selbst zum Super-Sonderpreis verzichten die Osnabrücker Ratsmitglieder auf ein Premiumabo der Stadtwerke und entscheiden sich mit großer Mehrheit für eine „goldene Parkkarte“ der OPG – noch mehr als im vergangenen Jahr.
Wenige Wochen bevor das Busfahren für weite Teile der Osnabrückerinnen und Osnabrücker durch den Wegfall von Haltestellen, Verschlechterungen im Fahrplan und eine bereits angekündigte Preisanhebung nochmals unattraktiver werden wird, setzt eine deutliche Mehrheit der Ratsmitglieder voll auf das Auto und die OPG-Parkkarte. Das den Ratsmitgliedern alternativ angebotene „Premiumabo“ der Stadtwerke findet hingegen immer weniger Nachfrage.
Höhere Parkhaustarife? Nicht für die Mitglieder des Stadtrats!
Nur noch sechs der 50 Ratsmitglieder haben sich aktuell für das Premiumabo der Stadtwerke entschieden, im vergangenen Jahr waren es noch acht Ratsmitglieder.
Dafür sind inzwischen 32 der 50 Ratsmitglieder in Besitz der „Goldenen Parkkarte“ der OPG.
Die ermöglicht es jederzeit und ohne Zeitbegrenzung kostenfrei auf den Parkplätzen und in den Parkhäusern der OPG zu parken – nicht nur im Rahmen der Rats- und Ausschusssitzungen und nicht nur im Altstadt-Parkhaus neben dem Rathaus. Die erst kürzlich für die Bürgerinnen und Bürger beschlossene deutliche Erhöhung der Parktarife betrifft die Ratsmitglieder so natürlich nicht.
OPG-Parkkarte hat einen rechnerischen Wert von mehr als 2.500 Euro
Es ist aber auch ein sehr attraktives Angebot für die „Feierabendpolitiker“. Lediglich 15 Euro müssen Mitglieder des Osnabrücker Stadtrats von ihrer monatlichen „Pauschale für die Fahrtkosten“ (50 Euro) abziehen, wenn sie sich für die exklusive OPG-Parkkarte entscheiden.
Während die „goldene Parkkarte“ den Steuerzahlern und Bürgern der Hasestadt selbst für viel Geld nicht zur Verfügung steht (rechnerischer Gegenwert von monatlich 2.573 Euro – noch zu den alten OPG-Tarifen), können Mitglieder des Stadtrats alternativ auch ein Premiumabo der Stadtwerke Osnabrück erwerben. Wie sich zeigt, entscheiden sich die Politiker der meisten Fraktionen dennoch lieber für das eigene Auto als für den Bus – noch mehr als im Vorjahr.
BOB und CDU sind besonders eifrige Parkhausfreunde
Wie bereits im vergangenen Jahr von unserer Redaktion ermittelt, läßt sich nur die Hälfte der SPD-Ratsmitglieder das Angebot mit dem „kostenlosen Parken immer und überall“ nicht entgehen. Weiterhin ist es vor allem die CDU-Ratsfraktion, die besonders große Freude an der individuellen Mobilität zu haben scheint und bei der von 13 Ratsmitgliedern nicht nur 13 Parkkarten, sondern auch noch ein zusätzliches Premiumabo beansprucht wird. Komplett dem Auto hat sich inzwischen auch BOB verschrieben, die kleine Gruppierung mit nur zwei Ratsmitgliedern hatte im vergangenen Jahr nur ein Parkticket beansprucht.
Zwei Ratsmitglieder der Grünen kündigten das ÖPNV-Abo
Einen erstaunlichen Wandel vollzogen die Osnabrücker Grünen. Deren Fraktionsmitglieder gaben nicht nur ein Parkticket ab, sondern auch gleich zwei Busfahrscheine. Ob es der Trend zu mehr Fahrrad war, oder die Konkurrenz durch das 49 Euro-Ticket, bleibt offen.