„Wir wollen keinen Lockdown“! Mehrmals wiederholte Oberbürgermeister Wolfgang Griesert bei einem kurzfristig einberufenen Pressetermin am Mittwochnachmittag die Devise, die auch nach Aussage der Sozialdezernentin und Chefin des Krisenstabs, Katharina Pötter, die zentrale Begründung für die ab Mitternacht greifenden Maßnahmen ist.
„Händeringend“, so Katharina Pötter, warte der Krisenstab auf eine Landesverordnung, in der die bereits in der vergangenen Woche zwischen der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten getroffenen Vereinbarungen wiederzufinden sind.
Doch scheinbar hat Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) mehr Zeit für verstörende Pressestatements, in denen er indirekt zur Etablierung des Denunziantentums ermuntert, statt die Gespräche mit der Kanzlerin in allgemein für das Bundesland gültige Verordnungen umzusetzen [den vorherigen und den folgenden Satz erlaubt sich der Redakteur quasi als Kurz-Kommentar].
So muss sich Osnabrück mit eigenen Verordnungen selber helfen – analog zur Situation im Frühjahr, als Osnabrück mehr als einmal mit entsprechendem Vorlauf vor der Landesregierung auf die Infektionslage reagierte.
Maskenpflicht, Sperrstunde und alle Veranstaltungen auf dem Prüfstand
Zentrale Elemente des neuen Regelwerks, das ab Mitternacht seine Gültigkeit erlangt, sind:
- Maskenpflicht auf den belebten Straßen und Plätzen in der Innenstadt. Dazu gehört die Fußgängerzone zwischen Neumarkt und Dielinger Straße, der Domvorplatz, Markt, Ledenhof, der Bereich um die Katharinenkirche, Neumarkt und Bahnhofsvorplatz. Auch in der Hasestraße, Hakenstraße und Lortzingstraße gilt diese Pflicht. (Der beiliegende Plan zeigt, in welchen Bereichen der Stadt genau die Maskenpflicht gilt.)
- Sperrstunde ab 23 Uhr eingeführt. Das bedeutet für alle Gastronomiebetriebe, in denen getrunken und gegessen werden kann, dass die Gäste bis 23 Uhr die Lokalität verlassen müssen. Die entsprechenden Lokalitäten werden auf die Einhaltung der Sperrstunde kontrolliert. Auch Außenbereiche werden auf die Einhaltung der Regeln kontrolliert, zu denen gehört, dass sich im öffentlichen Raum maximal 10 Personen in einer Gruppe aufhalten dürfen.
- Maskenpflicht in der Stadtverwaltung. Diese gilt bereits seit Dienstag für alle, die nicht allein in einem Raum arbeiten.
Die Verwaltung möchte damit nach Aussage von Katharina Pötter eine „Vorbildfunktion für alle anderen Betriebe“ übernehmen und diese mit der Aufforderung verbinden, eine ebensolche Verpflichtung für die Mitarbeiter zu veranlassen. - Prüfung aller öffentlichen Veranstaltungen auf ihre Notwendigkeit hin. Veranstaltungen, die nicht stattfinden müssen, werden abgesagt. Dazu gehören am Montag, 26. Oktober, die Lesung „Erfahren, woher wir kommen“ und das erste Remarque-Gespräch.
Hier gilt die Maskenpflicht in der Öffentlichkeit:
Griesert warnt vor weiter steigenden Infektionszahlen
Die mit 55,3 seit Mittwoch erstmals über dem Grenzwert von 50 liegende 7-Tage-Inzidenz in der Stadt Osnabrück hat nach Angaben von Oberbürgermeister Wolfgang Griesert eine weiterhin steigender Tendenz. Und wir müssen uns darauf einstellen, dass auch in den kommenden Wochen sich mehr Menschen mit dem Corona-Virus infizieren und daran erkranken als davon gesunden. Ziel der nun getroffenen Maßnahmen, so Griesert, ist es die Dynamik abzubremsen. „Dabei wollen wir mit Augenmaß vorgehen, aber alles dafür tun, um die Verbreitung der Pandemie zu verlangsamen oder gar zu stoppen. Denn wir müssen einen zweiten Lockdown wie im Frühjahr möglichst verhindern, auch um nicht noch mehr Arbeitsplätze zu gefährden. Dabei hoffe ich sehr, dass wir unsere Schulen und auch Kitas und Horte geöffnet halten können. In den kommenden Wochen gilt mehr denn je, dass jeder seinen Teil dazu beitragen muss, die Verbreitung des Virus zu verhindern.“
In Osnabrück vermehrt junge Menschen erkrankt
Anders als im Landkreis, erläuterte Krisenstab-Chefin Pötter, sind die in der Stadt Osnabrück mit dem Coronavirus infizierten Mitbürger deutlich jünger.
Während im Landkreis Osnabrück, vor allem durch einen Corona -Ausbruch in einem Altenheim in Bad Essen, der Altersdurchschnitt der Infizierten um 50 liegt, sind die in Osnabrück infizierten Menschen unter 40 Jahre alt, was „rein statistisch“, so Pötter, „ein riesiger Unterschied“ sei. Daher sei auch gerade die Sperrstunde so sinnvoll, erläuterte die Sozialdezernentin, weil mit späterer Stunde und steigendem Alkoholkonsum auch die Schwelle sinke, die notwendige Distanz zu wahren.
Kommende Woche wird Entscheidung zum Weihnachtsmarkt getroffen
Noch offen, so Katharina Pötter, ist die Zukunft des auch von ihr sehr herbeigewünschten Weihnachtsmarkts, der bereits ab dem 13.11. öffnen soll, auch um den Andrang bis Weihnachten zu entzerren. Die Entscheidung über eine mögliche Absage werde in der kommenden Woche fallen, so Pötter. Bis dahin brauchen alle Beteiligten Planungssicherheit.
Die beiden nächstem Heimspiele des VfL Osnabrück werden als „Geisterspiel“ ohne Publikum stattfinden, ein nächtliches Alkoholverkaufsverbot, zum Beispiel an Tankstellen, sei nicht geplant und auch regelrechte Wohnungskontrollen werde es nicht geben, wurde aus Nachfrage gegen Ende des Pressetermins erläutert.
Die neuen Maßnahmen sind vorerst bis zum 13. November gültig, eine vorzeitige Rücknahme oder auch eine Verlängerung ist grundsätzlich nicht auszuschließen.
Unsere Redaktion hatte ein Facebook-Streaming des Pressetermins eingerichtet. Leider war die Bild und Tonqualität nicht wie von uns vorgesehen und gewünscht. Wir bitten unsere Leser die schlechte Tonqualität zu entschuldigen
Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass weiterhin ein Bürgertelefon geschaltet ist. Die Nummer lautet: 323-4444. Alle Information, insbesondere auch die Karte, die zeigt, wo in der Stadt die Maskenpflicht gilt, werden auch im Internet unter www.corona-os.de vorgehalten.