Nach dem Rücktritt des SPD-Generalsekretärs Kevin Kühnert hat der ehemalige SPD-Vorsitzende Martin Schulz auf die hohe Belastung von Politikern hingewiesen. Er betonte, dass die Erwartungshaltung und der Stress im Politikbetrieb schwer erträglich geworden seien.
Politiker unter Dauerstress
In einem Gespräch mit dem „Spiegel“ führte Martin Schulz (SPD) aus: „Du musst sieben Tage die Woche 24 Stunden lang verfügbar sein.“ Schulz beschrieb weiter, dass Politiker oft das Gefühl haben, ständig erreichbar sein zu müssen. „Bist du es mal nicht, und es passiert etwas, haut man dir das gnadenlos um die Ohren“, bemerkte er.
Die hohe Belastung im Politikbetrieb resultiere demnach nicht nur aus geringem Schlaf und der Atemlosigkeit des Tagesgeschäftes, sondern auch aus einer Erwartungshaltung, die nach Schulz Meinung kein Mensch erfüllen könne. Diese Umstände führten dazu, dass „Politik schwer erträglich geworden ist“, so Schulz.
Kevin Kühnerts Rücktritt
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hatte zu Beginn der Woche seinen Rücktritt bekanntgegeben. Schulz sagte dazu: „Ich glaube, dass Kevin Kühnert sehr lange an alles gedacht hat, nur nicht an sich selbst.“ Kühnert habe „sich ungeheuer zusammengerissen und enorm viel Kraft investiert, um seiner Pflicht nachzukommen“, so Schulz weiter.
Schulz reflektiert eigene Erfahrungen
Der ehemalige SPD-Vorsitzende sprach auch über seinen eigenen Misserfolg bei der Bundestagswahl 2017. „Ich habe mich damit abgefunden, aber du trägst Wunden davon, und die Narben bleiben“, sagte Schulz, der die Wahl 2017 nach einem anfänglichen Umfragehoch deutlich gegen die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verloren hatte.
Dennoch äußerte Schulz, nun Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung, Hoffnung auf ein Comeback von Kühnert. „Viele Menschen hoffen, dass er sich erholt und zurückkommt. Das wünsche ich mir auch“, sagte er. „Egal ob er in die Politik zurückkehrt oder etwas anderes macht.“
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