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Mahnmal gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Femizide am Willy-Brandt-Platz eingeweiht

Am Mittwochnachmittag (24.01.) wurde ein neues Mahnmal in Osnabrück eingeweiht. Am Willy-Brandt-Platz entstand damit ein Ort, an dem Opfer und Angehörige von geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen, Mädchen und queere Personen gedenken und zusammenkommen können. Die künstlerische Darstellung klärt außerdem Hilfesuchende auf und setzt ein öffentliches Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Femizide.

Einweihung am Willy-Brandt-Platz

Bei der Einweihung am Willy-Brandt-Platz betont Oberbürgermeisterin Katharina Pötter, dass das Mahnmal den geschlechtsspezifischen Übergriffen kein Ende setzten kann. Auch könne das Mahnmal nicht die Wut, die Trauer und Sorge und Ohnmacht von Frauen und Angehörigen schmälern, die mit geschlechtsspezifischer Gewalt konfrontiert werden. Aber durch das Mahnmal wird ein Ort in der Stadt geschaffen, an dem jeder seine Gefühle zum Ausdruck bringen kann und Austausch stattfinden kann. Außerdem soll das Mahnmal aufklären. Deshalb wurde als Motiv das „Signal of Help“ gewählt. Im Zuge der Corona-Pandemie hat die Canadian Women’s Foundation im Frühling 2020 das Handzeichen „Signal for Help“ als Hilferuf für Frauen und Mädchen, die von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind, eingeführt. Seitdem wird das Handzeichen weltweit verwendet und wurde von verschiedenen Organisationen und über Social Media verbreitet. „Das Mahnmal soll das Zeichen bekannter machen. Denn Gewaltakte im allgemeinen und gegen Frauen und Mädchen im Besonderen gehen uns alle etwas an: Wir müssen Solidarität zeigen und Hilfe leisten“, beschreibt Pötter den Gedanken hinter der Wahl des Motivs.

Zeichen gegen Gewalt setzen

Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist in Deutschland und weltweit ein strukturelles, gesellschaftliches Problem. Statistiken zufolge findet jeden dritten Tag ein Femizid in Deutschland statt, weltweit sogar alle elf Minuten. Auch Mitarbeiterinnen des Osnabrücker Gleichstellungsbüros erinnern an die Opfer in der Region Osnabrück im vergangenen Jahr. Beispielhaft wird an die Vergewaltigung mit anschließender Tötung einer jungen Frau in Bramsche im letzten März, an eine 50-jährige Osnabrückerin, die von ihrem Ex-Partner zuhause erstochen wurde und eine 23-Jährige aus Vechta, die von ihrem Ex-Freund mit mindestens 98 Messerstichen getötet wurde, erinnert.

Mahnmal gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Femizide am Willy-Brandt-Platz eingeweiht
An dem magnetischen Mahnmal hängen Infos zu geschlechtsspezifischer Gewalt. Aktivistinnen und Aktivisten dürfen gerne Ankündigungen und Infos dazuhängen. / Foto: Hannah Meiners

Mahnmal zeigt „Signal for Help“

Die Künstlerin Irène Mélix ist auch queere Feministin und Aktivistin, die zahlreiche Kontakte in ihrem Umfeld zu geschlechtsspezifischer Gewalt hat. Daher setzt sie bei der Gestaltung des Mahnmals auch einen für sie persönlich sehr wichtigen Schwerpunkt. Für alle vorbeikommenden Radfahrer, Autofahrer und Fußgänger sichtbar sind die drei Hände aufgestellt, die das „Signal for Help“ zeigen. Eine geöffnete Hand, eine geöffnete Hand mit eingeklapptem Daumen und eine geballte Faust – in der Abfolge können Betroffene unauffällig in der Öffentlichkeit ein Hilfesignal senden. „Außerdem signalisiert die geöffnete Hand „Stopp!“ und die geballte Faust ist ein Zeichen des Widerstands, das macht die Aussage für mich so stark“, erklärt Mélix ihre Entscheidung für das Motiv.

Mahnmal gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Femizide am Willy-Brandt-Platz eingeweiht
Die Künstlerin Irène Mélix bei der Einweihung des von ihr gestalteten Mahnmals. / Foto: Hannah Meiners

Aufklärung für Betroffene

Nicht nur die künstlerische Gestaltung hat einen aufklärenden Charakter. Neben dem Mahnmal ist außerdem eine Infotafel aufgestellt. Hier finden Opfer und Angehörige Informationen und Telefonnummern, um sich professionelle Hilfe in Osnabrück und Landkreis zu holen. Der Ort am Willy-Brandt-Platz ist deshalb nicht nur eine Gedenkstätte, sondern vor allem auch eine Anlaufstelle für Frauen und Mädchen, die Unterstützung brauchen. Außerdem dient die Tafel zur Aufklärung. Noch immer ist das Thema in der Mitte der Gesellschaft tabuisiert. „Das Mahnmal soll nicht einfach ein dekoratives und abstraktes Bild im Stadtraum sein, das übersehen werden kann. Ich hoffe, dass hier ein Ort entsteht, der jeden dazu aufruft, sich mit geschlechtsspezifischer Gewalt und Femiziden zu beschäftigen. Ich wünsche mir, dass das Mahnmal Osnabrück im positiven Sinne feministisch prägt und Anstoß zum Denken und Handeln gibt“, erklärt Mélix.
Die künstlerische Gestaltung soll einfach und deutlich ein Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen, Mädchen und queere Personen setzen und außerdem Sichtbarkeit schaffen. Durch die Darstellung des „Signal for Help“ werden Betroffene ermutigt anstatt Opfer von Gewalt zu stilisieren. Stattdessen liegt der Fokus eindeutig auf der Gegenwehr gegen Gewalt.


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Hannah Meiners
Hannah Meiners
Hannah Meiners ist seit dem Dezember 2023 im Team der Hasepost und unterstützt die Redaktion als Praktikantin.

  

   

 

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