Ein Vorstandsmitglied der Lufthansa aus den derzeitigen Verhandlungen rund um die Integration von Air Berlin zu holen, scheint unmöglich, den Industrie- und Handelskammern mit Sitz in Osnabrück und Münster ist dieses Kunststück allerdings gelungen. Am Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) trafen am Donnerstagabend Vertreter aus Wirtschaft und Politik auf einen Top-Manager der Airline.
Um Harry Hohmeister, der seit drei Jahrzehnten bei der Kranich-Airline tätig ist und im Vorstand das „Hub-Management“ verantwortet, die Bedeutung der Region zu verdeutlichen, hatte Dr. Benedikt Hüffer, Präsident der IHK Nord Westfalen einen interessanten Vergleich. Der Großraum rund um Münster, Osnabrück und das Emsland verfügt über eine Wirtschaftskraft, die vergleichbar ist mit dem EU-Mitgliedsstaat Ungarn. Vor dem Hintergrund dürfe es selbstverständlich sein, dass man sich gemeinsam für einen Flughafen engagiere. In der Region sei es „Konsens“, dass es mit dem Flughafen FMO weitergeht. Der IHK-Chef aus Münster unterstrich deutlich die Bedeutung des Regionalflughafens für die exportorientierten Unternehmen der Region.
Lufthansa ein Wachstumsmotor für den FMO
Prof. Dr. Rainer Schwarz, der zu Beginn des Jahres die Geschäftsführung am FMO übernommen hatte, wies in seinem Eingangsstatement darauf hin, dass der Flughafen in Greven eher untypisch für die Branche ist. Anders als bei vielen anderen kleineren Airports, steht beim FMO nicht der reine Tourismusverkehr oder die Abfertigung wirtschaftlich wenig attraktiver Low-Cost Carrier im Mittelpunkt, sondern tatsächlich die Bedienung der internationalen Drehkreuze (Hubs) der Lufthansa. Bis zu neunmal am Tag werden die Hubs in Frankfurt und München angeflogen. Mit Beginn des Winterflugplans am 29. Oktober werden die Verbindungen nach München nochmals deutlich ausgebaut. Insgesamt werden die Kapazitäten um rund 25 Prozent angehoben. Dazu setzt Lufthansa deutlich größere Flugzeuge vom Typ A319 und A320 ein und die Zahl der wöchentlichen Frequenzen von wird von 31 auf 33 erhöht.
Vor diesem Hintergrund konnte der Airport-Chef ein kontinuierliches Wachstum im Geschäft mit der Lufthansa von rund 5% vermelden. Die Linienflieger sind insgesamt für rund 50% des Passagieraufkommens am FMO verantwortlich.
FMO verstärkt Zusammenarbeit mit Unternehmen
Um die Zusammenarbeit mit den Unternehmen der Region und dem FMO nochmals zu verbessern, kündigte Schwarz die Einrichtung einer eigenen Kontaktstelle im Marketing des FMO an. Von Seiten der Lufthansa wünscht sich der FMO-Geschäftsführer in Zukunft zusätzliche dezentrale – also nicht über die Drehkreuze geführte – Städteverbindungen.
Befragungen der IHK unter den Mitgliedsunternehmen der Region hatten ergeben, dass hier insbesondere Berlin und Wien ganz oben auf der Wunschliste der Geschäftsreisenden stehen. Von Seiten des FMO stünden genügend Slots dafür zur Verfügung, so Schwarz. Mit einem Augenzwinkern merkte er an, in Berlin seien doch auch gerade wieder Kapazitäten frei geworden. Einen Engpass in Tegel erwartet Prof. Schwarz nicht. Ein am Standort Osnabrück stationiertes Lufthansa-Flugzeug könnte in den frühen Morgenstunden Geschäftsreisende in die Hauptstadt fliegen, wenn dort die erste Welle abfliegender Maschinen schon abgefertigt ist.
Integration von Air Berlin braucht Zeit
Dass mit der Übernahme großer Teile von Air Berlin nicht automatisch und vor allem auch nicht schnell neue Verbindungen – auch für den FMO – möglich sind, erläuterte Harry Hohmeister anhand der notwendigen Maßnahmen um die Flugzeuge, vor allem aber auch das Personal, auf den Standard von Lufthansa zu bringen. Dabei ist es nicht damit getan in den Flugzeugkabinen die Sitzbezüge auszutauschen und die Wartungspläne zu überprüfen. Es sind auch vielfältige Schulungsmaßnahmen notwendig, damit die bei Lufthansa üblichen Verfahren im Cockpit und der Kabine gelebt werden.
Lufthansa erfindet sich permanent neu
„Expect the unexpected“ war eine Formel, die der Lufthansa-Manager mehrfach zum Leitbild seines Vortrags machte. Sein Unternehmen sieht Hohmeister in einem Prozess der fortlaufenden Neu-Erfindung. Wer da nicht mitmacht, ist schnell Geschichte: „Wer sich nicht alle 10 Jahre neu erfindet verlässt den Markt“.
Neben der Integration der ehemaligen Mitarbeiter und Flugzeuge von Air Berlin, die bei der Lufthansa-Tochter Eurowings zu einer Verdoppelung des Personalstamms führen wird, sei auch die Digitalisierung eine riesige Herausforderung und Teil der laufenden Neu-Erfindung der Lufthansa.
Airline bleibt dem FMO eng verbunden
Der aus Delmenhorst stammende Lufthansa-Manager kennt den Flughafen in Greven seit seinen Anfängen in den 70er Jahren. Wo die Lufthansa vor mehr als 40 Jahren mit einer Fokker mit nur 50 Sitzplätzen von Beginn an dabei war, ist man nun mehrfach täglich mit Airbus vom Typ 319 und 320 über die Drehkreuze mit dem weltweiten Liniennetz verbunden. Lufthansa sei „commited“ mit dem FMO, und diese Verbundenheit werde auch in Zukunft Bestand haben, so Hohmeister.
FMO ist ein wichtiger Standortvorteil
In einer anschließenden Podiumsdiskussion machten Niklas Sievert Vorstandsmitglied der Sievert AG aus Osnabrück und Dr. Jürgen Vutz, Vorstandsmitglied der Windmöller & Hölscher KG aus Lengerich, deutlich, wie groß der Bedarf der lokalen Unternehmen an nationalen und internationalen Flugverbindungen ist. Für Sievert stellt es einen echten Standortvorteil dar, wenn er innerhalb einer Stunde vom Büro in einen Linienflieger wechseln kann, ohne für eine Geschäftsreise einen halben Tag auf der Autobahn im Ruhrgebiet und in den Warteschlangen des Großflughafens Düsseldorf einkalkulieren zu müssen. Für das Maschinenbauunternehmen Windmöller & Hölscher bedauerte Vorstandsmitglied Dr. Vutz, dass trotz der Nähe zum FMO, rund die Hälfte der Dienstreisen doch noch vorwiegend über den Konkurrenten in Düsseldorf abgewickelt werden müsse. Allein sein Unternehmen würde rund 700 Flüge jährlich nach Wien nachfragen, dafür könne die Lufthansa zwar noch keine Direktverbindung nur für sein Unternehmen einrichten, an den Lufthansavorstand gerichtet machte der aber klar: Der Bedarf ist da.
Politik erwartet baldige Entschuldung
Klaus Gromöller, Bürgermeister von Havixbeck, machte deutlich, dass mit dem FMO auch die Region als Reiseziel attraktiver gemacht werden müsse. Osnabrücks Oberbürgermeister, Wolfgang Griesert, der dem Aufsichtsrat des FMO vorsitzt, kündigte an, dass die Entschuldung des FMO weiter voranschreitet und 2020 ein Ende der Roten Zahlen erwartet wird.
Bis dahin könnte auch die magische Zahl von 1 Million abgefertigter Passagiere überschritten werden. Flughafenchef Rainer Schwarz gab bereits einen Ausblick auf die Jahresbilanz 2017. Mit voraussichtlich rund 950.000 Passagieren bis 31. Dezember, kommt der FMO der Zielmarke „1 Million“ schon sehr nahe.
In seinem Schluss-Statement nahm Martin Schlichter, Präsident der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, die von den Unternehmen nachgefragte Ausweitung der Linienflugverbindungen auf und betonte ebenfalls: „Der Bedarf ist da“. Angesichts der Bedeutung des FMO für die Region und die Akzeptanz bei den Unternehmen ist für den IHK-Präsidenten klar: „Der FMO ist unser Flughafen“.
Winterflugplan mit attraktiven Sonnenzielen
Damit die Passagierzahlen auch über die Wintermonate hoch bleiben, konzentrieren sich die Ferienflieger am FMO auf „sonnensichere“ Ziele. Die am FMO besonders stark engagierte Fluggesellschaft Germania fliegt im Winter ab FMO je zweimal pro Woche nach Fuerteventura und Gran Canaria. Teneriffa und Lanzarote werden je einmal wöchentlich nonstop angesteuert. Des Weiteren werden die Verbindungen nach Málaga in Andalusien saisonal im Winter weitergeführt.
Gleich zweimal pro Woche geht es mit Germania und Fly-Egypt in das ägyptische Taucherparadies Hurghada am Roten Meer. Palma de Mallorca wird im Winter sowohl von Eurowings bis zu dreimal wöchentlich als auch von Germania (im November und ab Ende Februar) zweimal wöchentlich angeflogen.
Ein Flug pro Woche mit SunExpress nach Antalya rundet das touristische Winterprogramm ab.
Neues Parksystem am FMO
Mit Beginn des Winterflugplanes gilt am FMO auch ein neues Parksystem. Die Parkflächen am FMO sind nun über die Internetseite des Flughafens unter www.fmo.de/parken reservierbar. Damit kann man sich ganz bequem seinen Wunschparkplatz mit wenigen Klicks vom Computer, Pad oder Smartphone schon von zu Hause aus reservieren. Auch das Preissystem wurde komplett überarbeitet und bietet vor allem Urlaubern jetzt noch günstigere Tarife. Eine Woche Parken gibt es dann bereits ab 29 Euro im Holiday-Spartarif.
Deutlich im Preis gesenkt wurde auch das besonders komfortable und terminalnahe Parken in den Parkhäusern. Dort belaufen sich die Kosten auf 49 Euro für die erste Woche. Eine Folgewoche kostet auf allen Langzeitparkplätzen und in den Parkhäusern nur 10 Euro! Für die erste Parkwoche gilt am FMO übrigens eine Acht-Tage-Woche. Damit wird das Parken am FMO noch attraktiver.