Der kleine Kioskladen „Tabak und Presse Lemgo“ in der Theaterpassage schließt am 24. Juni, einem Samstag, für immer seine Pforten.
Eine Nachfolgerin für das Geschäft, obwohl der Vertrag schon unterschriftsreif vorlag, wird es nicht geben – der Vermieter, die DIC Asset AG, wollte es so.
Seit fast 18 Jahren betrieben Gisela und Erich Lemgo liebevoll den kleinen Lotto- und Zeitschriftenladen in der Theaterpassage, der von vielen Osnabrückern gerne besucht wird und für viele Stammgäste ein täglicher Fixpunkt ist. Schnell mal eine Zeitung kaufen, den Lottoschein abgeben und natürlich einen kurzen Plausch halten
Das Ehepaar Lemgo kennt ihre Stammkunden, denen sie jetzt vermitteln müssen, dass sie schon sehr bald ihren Laden schließen werden. Die Kunden reagieren unterschiedlich, einige sind überrascht, andere gar entsetzt, als sie erfahren, dass am 24. Juni das Geschäft aufgegeben wird. Das Sortiment wird bereits merklich weniger, da alles was bis dahin nicht verkauft werden kann, auf dem Müll landet. Besser: Auf dem Müll landen muss, denn die Möglichkeit ihr Geschäft geordnet an einen Nachfolger zu übergeben, die verwehrt ihnen ihr Vermieter.
Früher ein Highlight, heute eine Geisterpassage
„Die ersten Jahre waren richtig schön“, erinnert sich das Ehepaar mit einem Lächeln im Gesicht. Sie überlegen: Einen Kiosk habe es an dieser Stelle schon seit etwa 30 Jahren gegeben, da wäre die Theaterpassage auch noch ein Highlight in Osnabrück gewesen, richtig edel und gut besucht. Zu der Zeit hätte es auch eine tolle Weihnachtsbeleuchtung gegeben, überhaupt sei es schön gewesen, keine Geisterpassage, so wie heute.
Laufkundschaft gebe es so gut wie gar nicht mehr, der Umsatz sei in den ersten Jahren ständig gestiegen, während es in der letzten Zeit eher schlecht geworden sei, nur dank der treuen Stammkundschaft würde man noch den nötigen Umsatz generieren, so die beiden Kiosk-Unternehmer aus Leidenschaft.
Der Abschied im Juni wird schwer werden
Die Stammkundschaft ist etwas Besonderes für das Ehepaar und auch die Kunden genießen die vertraute Gewohnheit.
Man kennt sich beim Namen, die Lemgos wissen, was der Kunde wünscht und kennen oft sogar die Zeiten, zu denen sie in den Laden kommen. Ganz besonders ist hier der Samstag, an dem einige Stammkunden über den Markt schlendern und dann noch zu ihnen kommen, um einzukaufen, aber auch um einen kleinen Plausch zu halten.
Die Gespräche und gute Atmosphäre, die man hier im Laden spürt, machen dem Ehepaar den Abschied schwer. An den Reaktionen der Kunden wird deutlich, dass auch sie hier ein kleines Stück lieb gewonnene und gewohnte Vertrautheit verlieren werden und einen guten Händler, der auch Zeitschriften auf Kundenwunsch bestellte und unter den Tresen zur Abholung bereitlegte.
Ein gutes Stück Osnabrücker Heimat, zwischen Krahnstraße und Domhof wird verloren gehen, wenn die Ladentür sich zum letzten Mal schließt.
Vermieter zerstörte die Idee der geregelten Übergabe
Gisela Lemgo sagt, die Geschäftsaufgabe täte ihr sehr leid für die Stammkunden und sie hätte auch nicht sein müssen. Das Ehepaar wollte schon vor zwei Jahren ihr Geschäft weitergeben, sie hätten schon eine nette Nachfolgerin gefunden, die den Laden übernommen hätte, aber kurz vor der Vertragsunterzeichnung hätte der Vermieter plötzlich zu verstehen gegeben, dass er eine weitere Vermietung nicht wünsche.
Dieser Umstand verursacht bei Erich und Gisela Lemgo eine Riesenwut:
Mangels Übergabe an einen Nachfolger, stehen nicht nur die Stammkunden vor verschlossenen Türen, für das Ehepaar Lemgo bedeutet dieser Umstand einen großen wirtschaftlichen Verlust. Im Laufe der Jahre wurde in den früher gut gehenden Laden investiert, vom Tischler hochwertig gefertigte Regale und Abschlüsse, ein kleiner Abstellraum mit sanitärer Vorrichtung wurde gefertigt und auch eine Klimaanlage wurde installiert. Es sind Kosten, die sie bei einer Übernahme ersetzt bekommen hätten.
„Wir gehen mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, sagt Gisela Lemgo, ihr Mann Erich nickt ihr zustimmend zu.
Plötzlich betritt ein kleiner vierbeiniger Besuch in den Laden. Lola, die kleine selbstbewusste Yorkshire Terrierdame von Tabak Träber gegenüber, schaut wie selbstverständlich nach dem Rechten.
Lola wird wohl auch den Laden mit dem sympathischen Ehepaar vermissen, ebenso wie ihr Herrchen Nicolas Träber. Er erwähnt, dass er mit dem Ehepaar Lemgo nicht nur ein sehr gutes geschäftliches Verhältnis, sondern auch ein sehr gutes Miteinander gehabt hätte, die Läden hätten sich sehr gut ergänzt.
Weiterlesen in unserem Archiv:
Unsere Redaktion berichtete bereits im vergangenen Jahr über den Verfall der Theaterpassage und die möglichen Hintergründe. Doch der fortschreitende Leerstand begann schon weitaus früher.
Angeblich wollte der Eigentümer sich Anfang 2017 wieder um seine Immobilie kümmern, wie uns ein Unternehmensvertreter versprach ohne dabei konkret zu werden, doch es passierte bislang nichts.
Vor ein paar Wochen erinnerten wir in unserer Zeitreise-Rubrik an die Eröffnung von Osnabrücks einst feinster Adresse in den 80er Jahren, damals mit Thomas Gottschalk als Stargast.
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