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Löwe Nakuru im Zoo Osnabrück verstorben

Löwe Nakuru ist am Dienstagabend im Zoo Osnabrück verstorben. Der Anführer des Osnabrücker Löwenrudels wurde 20 Jahre alt.
Fotoquelle: Zoo Osnabrück (Lisa Simon)

Der Löwe Nakuru ist am Dienstagabend im Zoo Osnabrück verstorben. Der Kater mit der mächtigen Mähne lebte seit 2007 in Osnabrück und war Anführer des insgesamt fünfköpfigen Löwenrudels im Zoo. Nakuru wurde bereits seit fast zwei Jahren immer gebrechlicher.

In der Natur werden Löwen im Durchschnitt 15 Jahre alt, Männchen versterben meist etwas früher. Mit 20 Jahren hatte der Osnabrücker Löwe Nakuru ein besonders stolzes Alter erreicht. Zunehmende gesundheitliche Probleme plagten den großen Kater jedoch seit fast zwei Jahren. „Bereits Mitte Mai 2020 schaffte es Nakuru einige Tage kaum aufzustehen und wirkte teils abwesend und teilnahmslos. Dank unserer Tierärzte konnte er sich damals aber nochmal erholen“, berichtet Andreas Wulftange, zoologische Leitung im Zoo Osnabrück.

„Im Sommer 2021 konnte er dann auch noch die Eröffnung der neuen Löwenanlage miterleben, die ihm sehr gefallen hat“, ergänzt Kerstin Seifert, Revierleiterin bei den Löwen. Nun, ein halbes Jahr nachdem Nakuru sein neues Revier in Beschlag genommen hat, ist er am Dienstagabend verstorben. „Nakuru konnte die vergangenen Tage kaum noch stehen und hatte keine Kraft mehr in den Hinterbeinen. Wenn er es schaffte aufzustehen, musste er sich teilweise an die Wand lehnen, um nicht umzufallen“, erklärt Seifert.

Zustand verschlechterte sich rapide

Thomas Scheibe und Jannis Göttling, Tierärzte im Zoo Osnabrück, hatten schon 2020 erlebt, wie der Löwe kaum noch laufen konnte. Dieses Mal schaffte es Nakuru jedoch nicht neue Kräfte zu mobilisieren. „Wir haben ihn über das Wochenende behandelt und intensiv beobachtet. Eigentlich wollten wir mit weiteren Schritten noch bis Donnerstag warten, aber sein Zustand hatte sich bereits Dienstag derart verschlechtert, dass wir davon ausgehen mussten, dass er an akuten altersbedingten Schmerzen leidet. Man kennt das auch von sehr betagten Hauskatzen oder Hunden, irgendwann machen die Muskeln der Tiere einfach nicht mehr mit“, erklärt Göttling.

„Im Fall von Nakuru wissen wir inzwischen nach einer ersten pathologischen Begutachtung, dass er sehr starke Veränderungen an den Lendenwirbeln und Bandscheiben hatte, die zu den beschriebenen Symptomen führten. Das sind für viele Säugetiere und auch für Menschen ganz typische Alterserscheinungen.“ Nach gründlicher Abwägung entschieden die Tierärzte zusammen mit Seifert und Wulftange am Dienstagabend, Nakuru weitere Schmerzen zu ersparen. Wie häufig auch bei betagten Haustieren üblich, wurde Nakuru zum Ende seines Lebens eingeschläfert.

Sechsfacher Vater und greiser Rudelführer

Geboren wurde Nakuru 2001 im russischen Nowosibirsk. Über den Tiergarten Schönbrunn in Wien kam er 2007 – wenige Wochen vor seinem sechsten Geburtstag – nach Osnabrück, wo er zusammen mit den 2001 aus dem Tierpark Hellabrunn in München gekommenen Löwinnen Shaba und Nyota ein Rudel bildete. „Bei der ersten Begegnung mit den Katzen floh Nakuru dann zunächst auf einen Baum im Gehege und wollte nicht mehr herunterkommen. Die drei Löwen haben sich dann aber doch sehr schnell aneinander gewöhnt, schließlich zeugte Nakuru mit beiden Löwinnen bereits wenige Monate nach seiner Ankunft in Osnabrück Nachwuchs“, berichtet Kerstin Seifert.

Ab April 2008 tobten daraufhin insgesamt sechs Löwenjungen durch das Gehege. Heute leben von dem Nachwuchs noch die kastrierten Männchen Kipangi, Amani und Mahiri im Zoo Osnabrück. Die inzwischen 13-jährigen Brüder haben für Löwen ebenfalls schon ein stolzes Alter erreicht, doch bis zuletzt war Nakuru der unangefochtene Anführer des Rudels. „Wenn es Streit gab, war ein kräftiges Brüllen von Nakuru ausreichend, um wieder für Ruhe zu sorgen. Auch mit Shaba hat er sich bis zuletzt sehr gut verstanden“, so Seifert.

Löwenrudel trauert

Nyota war bereits 2019 altersbedingt verstorben. Aktuell merke man dem Rudel den Verlust jedoch merklich an, berichtet die Tierpflegerin. „Wir haben ihnen die Möglichkeit gegeben sich von Nakuru zu verabschieden. Das ist für das Rudel sehr wichtig, damit sie wissen, was passiert ist. Wie Tiere trauern, ist immer etwas schwer zu beurteilen, weil sie es anders tun als wir Menschen. Aber ich bin mir sicher, dass sie den Verlust auf ihre Weise verarbeiten. Wir Tierpflegerinnen und Tierpfleger vermissen Nakuru schon sehr. Aber wir sind auch sehr dankbar für die Zeit, die wir mit ihm verbringen durften.“

Gibt es einen neuen Anführer?

Seifert beobachtet die Löwen aktuell ganz genau, denn ohne Anführer sei es schwer vorherzusagen, wie sich die Tiere untereinander verhalten. „Ich glaube nicht, dass es einen neuen Anführer geben wird“, sagt die Tierpflegerin. „Dafür fehlt den kastrierten Männchen das Testosteron. Es werden sich aber vermutlich neue Hierarchien herausbilden.“ Einen neuen männlichen Löwen möchte der Zoo aktuell nicht holen. „Das wäre für die Gruppendynamik sehr riskant“, erklärt Wulftange. „Wir könnten die Gruppe zwar im äußersten Notfall in zwei Anlagen trennen, das wollen wir aber möglichst vermeiden. Außerdem ist Shaba bereits zu alt um Nachwuchs zu bekommen und auch die anderen Löwen haben ein Alter erreicht, in dem ein neuer Anführer großen Stress bedeuten würde.“ Langfristig wünscht man sich im Zoo Osnabrück nach Möglichkeit wieder ein komplettes Rudel aufzubauen.

Minischweine verstorben

Am Mittwochnachmittag sind im Zoo Osnabrück zudem die zwei beliebten Minischweine Manni und Martha verstorben. Auch hier waren die altersbedingten Erkrankungen so stark geworden, dass die Tiere von ihrem Leiden erlöst wurden. Die Verantwortlichen überlegen nun, wie sie den Bereich bestmöglich weiter nutzen möchten.


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