Mit Lime und TIER rollen seit dem 1. Oktober 2020 nun zwei E-Scooter-Anbieter durch das Stadtgebiet Osnabrück. Doch was unterscheidet die E-Tretroller der beiden Anbieter eigentlich? Wir haben uns die beliebten E-Scooter im direkten Vergleich angeguckt.
Zunächst die Gemeinsamkeiten: Die E-Scooter beider Marken lassen sich einfach per App buchen und sind in Osnabrück mittlerweile beliebte Fortbewegungsmittel geworden. Sowohl die Flotte von Lime als auch die Flotte von TIER umfasst jeweils 580 E-Scooter im Stadtgebiet. Sie werden mit einem Akku betrieben und bezahlt wird pro angebrochener Fahrtminute – hinzu kommt eine einmalige Aktivierungsgebühr in Höhe von einem Euro. Hier hören die Gemeinsamkeiten der E-Scooter allerdings auch schon auf.
Der Preis
Der erste, wenn auch nur minimale, Unterschied liegt beim Preis für eine Fahrt: Während eine Tour mit den E-Scootern der Marke TIER 19 Cent pro angebrochene Minute beträgt (zu Beginn waren es 15), sind es bei Lime 20 Cent. Eine 60-minütige Spazierfahrt mit einem Lime-Roller schlägt dementsprechend mit 12 Euro zu buche. Eine entsprechende Fahrt mit einem TIER-Roller beträgt nur 11,40 Euro – und spart damit knapp 60 Cent. Zugegebenermaßen: Bei kurzen Fahrten mit den E-Scootern macht sich der Unterschied eher wenig bemerkbar. Doch je länger die Fahrt, desto größer die Ersparnis bei TIER.
Das Aussehen und die Lebensdauer
Was der Lime-Roller in puncto Preis einbüßt, macht er mit seiner Optik wieder wett. Er glänzt mit einem verhältnismäßig schlanken Gestell und hat ein integriertes Display. Hier werden Akkustand und Geschwindigkeit angezeigt. Darüber hinaus werden auch Abstell-Sperrzonen auf dem Display eingeblendet. Die Roller von TIER können damit nicht mithalten: Hier muss das Smartphone zurate gezogen werden, wenn es um Fahrgebiet und Abstellbereiche geht. Erleichterung schafft allerdings die verbaute Handy-Halterung.
Die Lebensdauer der jeweiligen E-Scooter stellt den wahrscheinlich größten Unterschied zwischen den Anbietern dar und spielt vor allem in Bezug auf unsere Umwelt eine große Rolle. Das Lime-Scooter-Modell Gen-3 hat bei intensiver Nutzung eine Lebensdauer von über 18 Monaten, gibt der Anbieter an. Die kürzlich ersetzten E-Scooter von TIER sollen sogar für die doppelte Zeit in Betrieb bleiben: Ihre voraussichtliche Lebenserwartung liegt bei 36 Monaten.
Das Gebiet
Ein weiterer großer Unterschied bei den E-Rollern ist ihre Reichweite – und das in zweierlei Hinsicht. Bereits das alte E-Scooter-Modell der Marke TIER konnte knapp 50 Kilometer zurücklegen, bevor der Akku aufgeladen werden musste. Das Anfang September in der Friedensstadt eingeführte Modell soll sogar noch längeren Fahrspaß versprechen. Das E-Roller-Modell von Lime kann lediglich 40 Kilometer fahren, bevor es wieder aufgeladen werden muss.
Lime kann dadurch punkten, dass sich die Planer zum Start das Stadtgebiet etwas genauer angeschaut haben und einen Korridor zum Kreishaus anbieten und den wichtigen Busknoten am Eversburger Platz mit in ihr Fahrgebiet aufgenommen haben.
Durch ein “mehr an Wüste und Haste” und ein paar weitere Flächen im Osten der Stadt hat TIER aber das umfangreichere “Fahrgebiet”, das nach Angaben eines Sprechers von TIER einen Quadratkilometer größer ist.
[Update: In einer ersten Version dieses Artikels wurde eine fehlerhafte Kartendarstellung veröffentlicht und dem Anbieter Lime wurden u.a. die tatsächlich ausschließlich mit Rollern von TIER abgedeckten Flächen bspw. in der Wüste zugeschlagen. Wir bitten unsere Leser um Entschuldigung für diesen Fehler].
Wichtig: Die Fahrgebiete der Rolleranbieter können sich ändern, maßgeblich ist, was die Karte in der App anzeigt. Es gibt zudem auch “Sperrgebiete”, u.a. auf dem Westerberg oder im Bürgerpark.
Die Verkehrssicherheit: TIER blinkt und will bald Helme anbieten
Die E-Scooter beider Anbieter haben einen integrierten Frontscheinwerfer und Rückleuchten für Fahrten im Dunklen. Die elektrischen Tretroller von TIER wurden mit dem Austausch der Osnabrücker Flotte vor ein paar Wochen noch etwas verkehrssicherer. Sie haben jetzt Blinker, um anderen Verkehrsteilnehmern zu signalisieren, wann und wo abgebogen wird. Bald soll an den Rollern auch eine Box mit einem Helm befestigt werden. Um Hygiene zu gewährleisten, soll der Helm mit einer Wechselhaube ausgestattet werden.
Lime-Roller hingegen haben keine Fahrtrichtungsanzeiger; auf der Website des Anbieters wird allerdings deutlich auf das Tragen eines Helms während der Fahrt hingewiesen. Ob die Verkehrssicherheit eher durch fehlende Blinkanlagen oder durch ein Handydisplay am Lenker gefährdet wird, ist an dieser Stelle dem Leser überlassen.
Nachholbedarf bei beiden Anbietern
Als Fazit lässt sich festhalten, dass beide Modelle ihre Vorteile haben: TIER punktet mit Ausdauer und Lime mit Aussehen. Den türkisen Tretrollern fehlt ein benutzerfreundliches Display; ihren grün-weißen Konkurrenten allerdings die Lebensdauer.
Wer an den Stadtrand fahren will, sollte vorher in den jeweiligen Apps die Karten der Anbieter prüfen. Welcher E-Roller für einen kleinen Ausflug oder den Weg zur Arbeit gewählt wird, liegt also beim Nutzer.