Ausgerechnet die von den Befürwortern eines Shoppingcenters am Neumarkt forcierte Sperrung des Osnabrücker Problemplatzes, könnte zu einem unbeabsichtigten „Aus“ für die Kaufhaus-Idee führen.
In Hamburg konnten Anwohner mit Bezug auf die Lärm- und Schadstoffbelastung das einzige andere Neubau-Projekt des französischen Investors zumindest vorläufig stoppen.

AFP

So manch ein Vertreter der Regenbogenkoalition aus SPD, Grünen, FDP, UWG, Piraten und Linken glaubt ohnehin nicht mehr daran, dass das seit Jahren vor sich hindümpelnde Shoppingcenter-Projekt noch gebaut wird. Als erste Partei des bunten Linksbündnisses scherte die FDP aus der offiziell noch geltenden Zuversicht aus, als sie vor rund einer Woche öffentlich eine Alternativplanung anregte.

Lärm und Feinstaub stoppen Investorpläne

Der in Osnabrück inzwischen kaum noch präsente Investor, das global agierende französische Unternehmen Unibail Rodamco, hat in Deutschland aktuell nur noch zwei Projekte in Planung.
Während am Standort Osnabrück seit Jahren nichts mehr passiert, wird in Hamburg mit Hochdruck in der HafenCity an einer ungleich größeren Shopping-Mall gearbeitet.
Wie das Branchenportal „property magazine“ am Montag berichtete, wurde das Bauvorhaben in der Hansestadt jedoch inzwischen per gerichtlichem Eilantrag gestoppt. Anlieger argumentierten erfolgreich vor Gericht, dass der Autoverkehr, den das Parkhaus des Einkaufscenters unweigerlich anlocken wird, zu einer fortwährenden Überschreitung der Lärm- und Feinstaub-Grenzwerte führen wird.

Hat Unibail Rodamco in Osnabrück zu lange gewartet?

Die gerichtliche Eilentscheidung und weitere Proteste richten sich vor allem gegen Unklarheiten, die mit der schnellen Realisierung des Hamburger Projekts einhergehen. So soll der erste Spatenstich erfolgt sein, bevor überhaupt der tatsächliche Planungsinhalt für das Einkaufscenter der Öffentlichkeit bekannt wurde.
In Osnabrück hingegen liegen der städtebauliche Vertrag, der notwendige Bebauungsplan und sämtliche Eckwerte für das OSKAR getaufte Großkaufhaus seit Jahren vor, ohne dass der Bauherr sich regt. Zwischen der Stadtverwaltung und dem Investor wurden zwar Fristen vereinbart, wann dieser mit dem Bau beginnen soll, doch diese sind seit 2015 durch ein Normenkontrollverfahren gehemmt. Eine außergerichtliche Einigung, mit der solche Streitigkeiten üblicherweise aus der Welt geschaffen werden, wurde vom Investor bislang jedoch nicht angestrebt, so dass das Projekt seit inzwischen zwei Jahren im Tiefschlaf versunken ist.

Schadstoffproblematik bei Projektbeginn noch unbekannt

Zwischenzeitlich gelangte die Problematik mit den ungelösten Stickoxid-Emissionen auf die politische Agenda, Stichwort: „Schummel-Diesel“. Parallel plante die Regenbogenkoalition den Neumarkt für den motorisierten Individualverkehr zu sperren, mit weitreichenden Folgen für die Anwohner des Walls. Die mit Fertigstellung des Shoppingcenters entstehenden Parkplätze und die notwendigen An- und Abfahrten blieben in der Diskussion bislang ausgespart.

Nach den bisherigen Plänen sollen 475 Parkplätze in einer eigenen Garage des Shoppingcenters entstehen. Wird jeder Parkplatz nur 1x pro Tag belegt, ergeben sich rein rechnerisch fast 1.000 zusätzliche Fahrzeugbewegungen. In der Realität dürften es an den meisten Werktagen weitaus mehr als 475 Parkvorgänge geben.
Die notwendigen Fahrzeugbewegungen sollen komplett über den süd-westlichen Wallring abgewickelt werden. Sollten sich die Sperrungsbefürworter durchsetzen, müsste der Wall neben dem Ausweichverkehr vom Neumarkt dann auch den kompletten Verkehr des Einkaufscenters mit aufnehmen.

Neubewertung des gesamten Projekts notwendig?

Ein von unserer Redaktion um eine erste Einschätzung gebetener Jurist erklärte, dass nach einer mehrjährigen Verzögerung eines Bauprojekts „grundsätzlich eine Neubewertung der Emissionen vor Gericht zum Erfolg führen könne“.
Dass bei Planungsbeginn weder die überraschend gestiegene Stickoxid-Belastung der Innenstadt noch die politisch gewollte Verdrängung des Individualverkehrs vom Neumarkt bekannt gewesen sei, könne ein „starkes Argument“ für eine „Neubewertung des gesamten Projekts“ sein, sofern der Shoppingcenter-Entwickler nicht auf sein Parkhaus verzichten wolle.

 

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Illustration unter Verwendung eines Pressebilds von Unibail Rodamco Germany