Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (StUA) diskutierten die Mitglieder am Donnerstag (7. September) über die Kürzung und Streichung diverser Strecken im Buslinienplan der Stadtwerke Osnabrück. Letztendlich wurde den Plänen der Tochterfirma der Stadt Osnabrück zugestimmt – die letzte Instanz, die eine gravierende Kürzung des ÖPNV-Netztes verhindern kann, ist jetzt der Stadtrat.
Die Stadtwerke Osnabrück sind finanziell in der Misere: Nicht nur die Corona-Jahre haben für kräftige finanzielle Einbußen beim Tochterunternehmen der Stadt Osnabrück gesorgt, sondern auch eingeräumte interne Fehlentscheidungen und Fehlinvestitionen. Die Konsequenzen der Schieflage trägt nicht nur die Stadt Osnabrück, die 2022 bereits 21,5 Millionen Euro in die Stadtwerke investierte, sondern auch die Nutzerinnen und Nutzer der Stadtwerke-Angebots. Konkret bedeutete das in den vergangenen Jahren immer steigende Schwimmbadtarife und jetzt wohl auch die Streichung eines großen Teils des Busliniennetzes.
StUA stimmt für Kürzung des Busliniennetzes
Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt beriet sich am Donnerstag über die Streichungspläne der Stadtwerke Osnabrück. Letztendlich fiel tatsächlich der Beschluss, große Teile des Busliniennetzes zu kürzen, um Geld zu sparen. In der Beschlussvorlage heißt es: „Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation der Stadtwerke ist auch durch den Verkehrsbetrieb ein Beitrag zur Konsolidierung zu leisten. Daher wurden in Abstimmung zwischen der PlaNOS, dem Stadtwerke Verkehrsbetrieb und der Stadtverwaltung die im Beschluss genannten Kürzungs- und Optimierungsmaßnahmen entwickelt.“ Den Stadtwerken läge es am Herzen, weiterhin ein attraktives ÖPNV-Angebot aufrechtzuerhalten – die meisten der betroffenen Linien hätten geringe Nutzungszahlen aufgewiesen. Dass es dennoch negative Auswirkungen gäbe, sei den Stadtwerken bewusst.
Zahlreiche Streckenkürzungen
Durch die Kürzung der Strecken erhoffen sich die Stadtwerke eine Ersparnis in Höhe von 1,4 Millionen bis 1,8 Millionen Euro. Die Stadtwerke selbst bezeichnen die Streichung als „Fahrplanoptimierung“. Welche Strecken genau wegfallen oder gekürzt werden sollen, hier nochmal in der Übersicht:
- Linie 19: Wegfall Bedienungsabschnitt Sandgrube – Hörne. Bei dieser Maßnahme wird die Linie 19 künftig mit allen Fahrten an der Haltestelle Sandgrube enden bzw. beginnen.
- Linie 10/20: Wegfall Bedienungsabschnitt Rosenburg – Widerhall.
- Linie 10/20: Angepasste Bedienungszeiten auf der Ringlinie 10/20 (kein Fahrplanangebot mehr an Samstagen im Abschnitt Natruper Straße – Haste – Dodesheide) und Taktzeitreduzierungen.
- Linie 16 (Richtung Gretescher Turm): Wegfall Bedienungsabschnitt Hauptbahnhof – Gretesch/Gretescher Turm. Dafür wird die Linie M3 bis zur Haltestelle Bornheide verlängert.
- Linie 16 (Richtung Eversburg/Westerkappeln): Zwischen Hauptbahnhof und Eversburg/Büren (-Westerkappeln) verkehrt weiterhin die Linie 16 tagsüber alle 20-Minuten und abends und am Wochenende mit ausgedünntem Bedienungsangebot. Zu den Vorlesungszeiten am Campus Westerberg wird diese Linie im Abschnitt Hauptbahnhof – Wissenschaftspark zum 10-Minuten-Takt ergänzt.
- Linie 17: Neues Buskonzept am Westerberg und für Atter, Atterfeld, Strothesiedlung und Eversburg. Die Linie 17 verkehrt künftig zwischen Berningshöhe über Neumarkt – Hauptbahnhof – Rosenplatz – Schölerberg nach Voxtrup (siehe auch Maßnahme 8.). Der östliche Abschnitt Hauptbahnhof – Eversburg/Büren – Hellern Nord / Strothesiedlung / Attersee wird nicht mehr durch die Linie 17 bedient.
Hörne und Gretesch fast vollständig vom Busnetz abgeschnitten
Die Kürzung der Buslinienpläne vor allem am Stadtrand hätte zur Folge, dass Bewohnerinnen und Bewohner der Stadtteile Gretesch und Hörne fast vollständig vom Busliniennetz abgeschnitten wären. Bereits in der vergangenen Woche formierte sich großer Widerstand gegen die Pläne der Stadtwerke Osnabrück. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils Hörne positionieren sich klar gegen die Streichung der Buslinie 19 nach Hörne. In einer Pressemitteilung heißt es: „Was ist mit den älteren Menschen, die oft extra ihre Ärzte in der Nähe von Busverbindungen gewählt haben, um sie bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen? Dieses Vorhaben scheint eine Bankrotterklärung für die Stadt zu sein.“ Auch die Linke in Osnabrück stellt sich gegen das Vorhaben. „Jede Verschlechterung des Angebotes verringert die Attraktivität des Busverkehrs und hält damit davon ab, das Auto stehen zu lassen. Insbesondere würde sich die Anbindung des Hauptbahnhofes deutlich verschlechtern“, schreibt der Kreisverband der Linken in einer Mitteilung.
Stadtrat entscheidet am 19. September
Ob die das Buliniennetz tatsächlich in weiten Teilen gekürzt und sogar gestrichen wird, wird der Stadtrat am 19. September entscheiden. Sollte er zu den Plänen der Stadtwerke Osnabrück stehen, gilt die drastische Einschränkung des Buliniennetzes ab Februar 2024.