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Zu unserer aktuellen Berichterstattung über die Unterstützung des VfL Osnabrück durch den Haushalt der Stadt Osnabrück haben wir folgenden Leserbrief erhalten.
Ein Leserbrief von Klaus Rußwinkel
Es ist wieder soweit, die nächsten Millionen sollen aus dem Steuersäckel an den VfL wandern. Mit den nunmehr im Raum stehenden 67,7 Mio.€ bewegt man sich auf die 100 Mio. zu. Spätestens jetzt ist die Zeit gekommen um den Verantwortlichen ganz klar zu sagen: STOP!
Der fundierte Kommentar von Dominik Lapp zu diesem Thema trifft voll und ganz zu, mit zwei Ausnahmen: Zum einen ist es ein offenes Geheimnis, dass sich die Theater-/Kulturlobby und die VfL-Lobby (nicht Sportlobby, die gibt es im Stadtrat leider nicht!) bei der Verteilung der ersten Millionen an den VfL hinsichtlich gegenseitiger Abstimmungsunterstützung abgesprochen haben. Insofern ist das Theater ein nicht ganz passender Vergleich. Zum anderen zweifle ich die sogenannte Studie, nach der der VfL rund „60 Millionen in die Stadt bringt“ massiv an. Wo sollen diese 60 Millionen denn bitte herkommen? Vergleichbare Studien, die zur Fußball-EM und zu den Olympischen Spielen erstellt wurden, besagen vielmehr, dass diese „Veranstaltungseffekte“ in der Regel mehr als ausgeglichen werden durch Besucher, die aufgrund der Veranstaltung(en) wegbleiben und die Angebote deshalb nicht nutzen, was dann entsprechend gegenzurechnen wäre. Insofern sollte man sehr genau hinschauen, wer diese Studie verfasst und wer sie in Auftrag gegeben hat.
Ergänzend möchte ich noch folgende Punkte für eine sofortige Beendigung von weiteren Steuergeschenken für den VfL Osnabrück anführen:
- Das Geld soll an einen Verein gehen, der gerade mal vor 10 Jahren Steuern in sechsstelliger Höhe verkürzt hat, der in den letzten Jahren durch Misswirtschaft in mehrfacher Hinsicht aufgefallen ist und der sportlich in Fußballdeutschland als mittelklassiger Fahrstuhlverein belächelt wird.
- Mit den bisher geflossenen Millionen ist es bereits zu einer eklatanten Ungleichbehandlung mit anderen Vereinen, sei im Sport, sei es in der Kultur, gekommen.
- Das Gleiche gilt im Prinzip auch für privatwirtschaftliche Unternehmen, da auch der VfL als GmbH ebenfalls ein solches privatwirtschaftliches Unternehmen ist.
- Der VfL hat in der Vergangenheit mehrfach unter Beweis gestellt, dass es sich bei diesem Verein um ein Fass ohne Boden handelt.
- Der VfL ist aus den o.a. Gründen sicher kein Leuchtturm in der Stadt Osnabrück, schon gar nicht in der Region, jedenfalls kein positiv besetzter. Dieses ist ein Irrglaube, der immer wieder als Rechtfertigung für die finanzielle Unterstützung genannt wird.
- Es ist ebenso ein Irrglaube, dass die ganze Region aus VfL-Sympathisanten besteht, das Gegenteil ist der Fall. Um das festzustellen, muss man sich nur einmal aus der „VfL-Blase“ herausbegeben.
- Andere Vereine und Unternehmen werden von finanzieller Unterstützung ausgegrenzt, so dass die sonst so intensiv propagierte Vielfalt in der Stadt in den Bereichen Sport und Kultur verhindert wird.
Bemerkenswert aber nicht verwunderlich ist auch die Berichterstattung der NOZ zu diesem ganzen Millionenspiel zugunsten des VfL. Vor einigen Wochen gab es doch tatsächlich eine Umfrage ausschließlich unter VfL-Sympathisanten (!!), was und wie viel von der erforderlichen Stadionsanierung doch bitte schön der Steuerzahler zahlen soll. Eine entsprechende Umfrage bei den anderen Vereinsvertretern dieser Region ersparte man sich tunlichst. Ein vorläufiger Höhepunkt in der Hofberichterstattung der vergangenen Jahre.
Der Landkreis Osnabrück sollte sich sehr gut überlegen, ob er sich an dieser Millionenposse beteiligt. Denn im Landkreis gibt es zu Hauf tatsächliche Leuchttürme des Sports, wie z.B. die Basketballer in Quakenbrück, die Volleyballer-/innen in Bad Laer und Lintorf, die Handballer in Bissendorf oder die Tischtennisspieler in Oesede. Es gibt sicher noch viele mehr auch im Amateurfußball, aber allen ist eines gleich. Hier wird noch seriös gewirtschaftet, hier wird das Ehrenamt neben professionellen Strukturen gepflegt, hier gibt es reale Sportfamilien die Unterstützung wirklich verdient haben.
Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt über eine Beteiligung für eine Mehrzweck-Veranstaltungsarena im Südkreis nachzudenken, als Gegenentwurf zur Stadt für eine nachhaltige und vielfältige Sport- und Kulturlandschaft. Dafür gäbe es bereits ein geeignetes Grundstück in einer Südkreisgemeinde und es gibt bereits einen Arbeitskreis, der sich mit diesem Gedanken befasst.
Das alles zeigt, dass hier offensichtlich die Gefahr besteht, dass Maß und Mitte bei den Verantwortlichen der Stadt beim Umgang mit diesem Verein verloren gehen, wenn das nicht schon passiert ist? Hier sind jetzt verantwortungsvolle Bürger und vor allem die Vertreter der anderen „vergessenen“ Stadtvereine gefragt, die spätestens jetzt ihren massiven Protest zum Ausdruck bringen sollten. Sie alle sollten die Ratspolitiker ihres Wahlkreises nach ihrer Meinung in dieser Sache fragen und vor allem sehr genau das Abstimmungsverhalten beobachten, um dann ggf. zumindest später an der Wahlurne reagieren zu können.
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