Leserbrief: Keine Busanbindung mehr für Wohngebiet „Up de Heede“ / Foto: Michelle Wolf
HASEPOST veröffentlicht gelegentlich Leserbriefe, wie diesen hier. Wir können leider nicht jeden Leserbrief veröffentlichen, freuen uns aber über jede Zuschrift, die oft ein Anstoß für weitere Recherchen sind. Die Autoren der Leserbriefe sind der Redaktion immer bekannt, auch wenn – auf Wunsch der Verfasser – der Name nicht genannt wird. Über Zuschriften unter inbox@hasepost.de freuen wir uns sehr.
Sehr geehrte Redaktion,
da all unsere Bemühungen keinen Erfolg erzielt haben, wende ich mich nun in diesem Schritt an die Presse und hoffe, dass Sie uns helfen können.
Ich schreibe Ihnen im Namen des gesamten Neubaugebietes Up de Heede in Belm, 1000 Bürger sind entsetzt über das Handeln des Bürgermeisters und des Gemeinderates.
Einige wohnen hier bereits seit 15 bis 20 Jahren. Einige sind erst vor ein paar Jahren hierher gezogen. Doch eins haben wir alle gemeinsam: Wir alle haben teure Grundstücke gekauft, für die mit einer Stadtbusanbindung nach Osnabrück geworben wurde. Der Bus fährt hier seit das Baugebiet existiert entlang und befährt die Haltestellen „Up de Heede“ und „Schlossstraße“. Es wohnen unzählige Kinder und Jugendliche in diesem Baugebiet, die täglich zur Schule fahren müssen. Auch viele Erwachsene sind auf die Busanbindung angewiesen. Schließlich haben sie sich damals für diese Wohnlage entschieden, weil sie eben so eine gute Anbindung und man es nicht weit zur Haltestelle hat.
Busanbindung ersatzlos gestrichen
Jedoch wurde uns seit Anfang Februar unverständlicher Weise einfach die Busanbindung an das Baugebiet gestrichen. Der Grund dafür? Angeblich hat die Gemeinde kein Geld dafür. Von unserer Seite herrscht Unverständnis. Die Einkommensteuerbeträge, die durch die Anwohner des Baugebietes zusammenkommen, sind sehr hoch. Es wurde viel Geld für die Grundstücke sowie Grundsteuer etc. an die Gemeinde gezahlt. Die Gemeinde hat sogar Feste veranstaltet, um für dieses Baugebiet zu werben. Es wurde regelmäßig erweitert und neue Grundstücke kamen hinzu. Doch nun der Schock unsererseits: Wir zahlen der Gemeinde so viel Geld – ich habe keine Zahlen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass hierher die meisten Einkommenssteuererträge im Vergleich zu anderen Teilen in Belm kommen – werden jedoch nun einfach abgewürgt und uns wird gesagt, es gibt nicht genug Geld? Für einen Bus? Der für viele der ausschlaggebende Punkt war hier herzuziehen?
Die Grünenpolitik hat also auf jeden Fall versagt. Ich dachte, wohl naiv, dass wir in einer Zeit leben, in der der öffentliche Verkehr ausgebaut werden sollte, damit mehr Menschen auf die Öffis umsteigen und nicht mehr mit dem Auto fahren. Und was ist geschehen? Durch das Fehlen des Busses müssen nun viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule oder zum Kindergarten bringen. Jetzt stellen Sie sich vor Sie haben drei Kinder zu Hause. Morgens zur Schule, nachmittags von der Schule nach Hause, Sportverein, Reiten, Schwimmbad …. Diese Herumfahrerei ist sicher kein erwünschtes Ziel der Umweltpolitik. Jedoch nicht mehr anders möglich.
Nächste Bushaltestelle zu weit entfernt
Die nächste Haltestelle „Astruper Heide“ ist für viele schlichtweg zu weit, um dort den Bus zu nehmen. Ältere Menschen, die zur Arbeit müssen oder auch Omas und Opas, die ihre Enkelkinder besuchen möchten und auf den Bus angewiesen sind, können diesen Weg nicht jeden Tag meistern. Kleine Kinder mit ihren schweren Schultonnen diesen Weg laufen zu lassen, ist einfach unverantwortlich. Abends im Dunkeln, da spreche ich aus Erfahrung, hat man als Mädchen einfach nur Angst den Weg von der „Astruper Heide“ ins Baugebiet zu laufen. Die Hauptstraße ist schlecht beleuchtet und überall stehen verlassene, alte Häuser. Die Ampelschaltung ist so schlecht, dass es schon oft zu Autounfällen kam. Wie lange dauert es, bis ein Kind erwischt wird? Wird erst dann gehandelt?
Bewohner sammelten 317 Unterschriften
Jetzt wird Ihnen auf Nachfrage der Bürgermeister sagen, dass es morgens noch drei Busse gibt, die von der „Schlossstraße“ über „Up de Heede“ und schließlich den weiteren Weg wie sonst auch über Belm und dann in die Stadt fahren. Alles schön und gut. Aber wieso denn nur morgens? Müssen die Kinder nicht nach der Schule wieder zurück nach Hause? Oder abends zum Sportverein?
Außerdem ist mir zu Ohren gekommen – einerseits durch Anwohner, die an der Haltestelle „Schlossstraße“ wohnen und andererseits durch mehrere Kinder – dass sie morgen an der Haltestelle stehen und der versprochene Zusatzbus nicht kommt. Also was machen? Im Sprint mit der ganzen Kolonne zur „Astruper Heide“ rennen, damit man nicht zu spät zur Schule kommt. Ist das wirklich das, was man Lebensqualität nennt? Ist das das, was uns hier versprochen wurde?
Der Bürgermeister bemängelt, dass er auf Wahlkampftour gewesen wäre und angesprochen hätte, dass der Bus hier entfernt werden soll. Angeblich zeigte sich reges Interesse. Angeblich hat sich keiner dafür eingesetzt, dass die Verbindung bestehen bleibt.
Dass sich zwei Frauen aus dem Gebiet im Namen aller beschwert haben, hat ihm wohl nicht gereicht. 317 gesammelte Unterschriften haben ihm wohl nicht gereicht. Hier stellt sich mir die Frage: WEN hat er bei seiner Tour gefragt? WANN war er da? Als alle arbeiten waren? Wo nur ältere Menschen zu Hause waren, die aufgrund der Sprachbarriere womöglich nichtmal verstanden haben, was er von ihnen will?
Noch einmal 270 Unterschriften gesammelt
Ich habe gestern in der Zeit von 14 bis 17 Uhr, drei Stunden lang, erneut über 270 Unterschriften im Wohngebiet gesammelt. Alles Menschen, die den Bus hier wieder haben möchten. Ich habe mir selbst ein Bild davon gemacht und an jeder Tür geklingelt. Man trifft auf Unverständnis, Entsetzung, Wut.
Ich habe außerdem gehört, dass Leute Beschwerdebriefe an die Gemeinde geschickt hatten, jedoch nie eine Antwort bekamen. Mütter und Väter, die ihre Kinder nun zur Schule bringen müssen, obwohl sie selbst arbeiten müssen, da sie ihren Kindern diesen langen Weg nicht alleine zumuten. Väter, die Angst um ihre Kinder haben. Es wäre ein perfekter Ort, Kinder dort abzufangen, wo keiner von uns wohnt und ein kleiner Wald neben der Haltestelle ist. Auf der Bundesstraße wird mit hoher Geschwindigkeiten gefahren. Und dort entlang sollen Kinder zur Schule gehen?
Wenn sie mich fragen, wurde hier politisch einfach komplett versagt. Es wird eine lächerliche Show abgespielt. Wir als Bürger setzen uns ein, jedoch hört uns keiner zu. Bei der Gemeinderatssitzung gestern hat die Mehrheit der Ratsmitglieder einfach nur nach unten auf ihre Handys gestarrt. Es kamen blöde Sprüche, ob der Bürgermeister denn schon seiner Frau gesagt hätte, dass es heute später wird. Nur weil wir Interesse zeigen? Weil wir dafür kämpfen, was uns versprochen wurde? Für die Sicherheit unserer Kinder?
Ich würde mir wünschen, dass die Politiker mit uns sprechen. Denn das hat keiner von ihnen getan.
Mit freundlichen Grüßen
Michelle Wolf